Wertvolles Grundwissen für jeden Anleger: Warum die Meinungen von Aktien-Experten mit Vorsicht zu genießen sind

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Einschätzungen von Analysten oder das Anlageverhalten institutioneller Anleger finden in der Regel viel Beachtung. Verständlich, schließlich sollte man wie in anderen Bereichen doch davon ausgehen können, dass Experten über besonders viel Fachwissen verfügen. Dem ist sicherlich auch so, doch das theoretische Knowhow garantiert noch lange keinen erfolgreichen Praxiseinsatz. Will heißen, selbst wer alle Informationen über die Finanzmärkte und das Investieren aufgesaugt hat, liefert deshalb noch lange keine brauchbaren Prognosen oder Anlageempfehlungen ab.

Das hat zum einen damit zu tun, dass sich die Börsen dynamisch entwickeln und das führt beispielsweise dazu, dass nicht alle Anlageansätze jederzeit funktionieren. Oft ist es zudem auch so, dass sich Analysten und sonstige Experten auch Teilbereiche fokussieren und bei ihren Überlegungen viele sonstige Einflussfaktoren ausblenden. So denken Fundamental-Analysten primär nur in Bewertungsdimensionen, während sich Charttechniker nur auf die Signale verlassen, welche die Charts aussenden. Obwohl ein kombinierter Ansatz viel mehr Sinn macht, agiert man dagegen oft stur und verschließt sich komplett anderen Anlageansätzen.

Zum Anderen gilt es auch systemimmanente Zwänge zu beachten, welche die Erfolgsquote von Prognosen von vorneherein negativ beeinflussen. Zu nennen ist hier beispielsweise ein vorherrschender Zwang zum Gruppendenken. Denn weil jeder, der mit ungewöhnlichen Prognosen aufwartet bei einer Fehleinschätzung Gefahr läuft, den Job zu verlieren, führt das dazu, dass man meist darauf verzichtet, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Deutlich machen diesen Effekt etwa die Jahresprognosen zu DAX & Co. Denn diese bewegen sich oft im Schnitt bei plus 7-8 % p.a. und damit auf einem Niveau das in etwa der historisch mit Aktien zu erzielenden Durchschnitts-Performance entspricht.

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Quelle: StarCapital AG

Dass am letztgenannten Kritikpunkt etwas dran ist, zeigen auch Erkenntnisse, die das Team rund um Bereichsleiter Norbert Keimling vom Vermögensverwalter StarCapital AG bei den hausintern durchgeführten Kapitalmarktforschungen gemacht hat. Demnach besitzen die zumeist positiven kurzfristigen Prognosen der Experten keinerlei Aussagekraft. Als Beleg dafür verweisen sie auf jedes Jahr im Dezember von renommierten Banken veröffentlichen Aktienmarktprognosen für das kommende Jahr.

Untersucht man den Zusammenhang zwischen diesen Prognosen und der tatsächlichen Wertentwicklung zeigt sich laut StarCapital, dass die aufwändig erstellten Schätzungen die zukünftige Wertentwicklung an den Aktienmärkten nicht besser vorhersagen als naivste Schätzungen (siehe obige Grafik). So waren die Vorhersagen der Banken beispielsweise nicht genauer als die einfache Annahme einer jährlich konstanten Wertsteigerung von 9 %. Diese Aussage gilt für alle prognostizierten Wertsteigerungen von 9–16 %!

Die daraus für Keimling folgende Schlussfolgerung lautet: "Die kurzfristige Börsenentwicklung ist nach unserer Überzeugung nicht vorhersehbar – wir vermeiden deshalb die Erstellung kurzfristiger Prognosen …"

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Quelle: StarCapital AG

Fragwürdig erscheint bei einem näheren Hinsehen auch der Versuch institutioneller Investoren den Markt zu timen. In diesem Zusammenhang erinnert StarCapital daran, dass Anleger in den vergangenen 100 Jahren mit globalen Aktien im Durchschnitt reale Wertsteigerungen von jährlich rund 6 % erzielen konnten. Keine andere Anlageform – weder Anleihen, Kasse, Gold oder Immobilien – bot ein vergleichbares Renditepotenzial.

Gleichwohl investierten beispielsweise deutsche Lebensversicherungen trotz des Niedrigzinsumfeldes bis vor kurzem lediglich 4 % in Aktien (siehe obige Grafik). Laut Keimling erwiesen sie sich darüber hinaus als schlechte Market-Timer: die höchsten Aktienquoten wurden im Jahr 2000 – kurz vor dem Platzen der New-Economy-Blase gehalten. Ungünstige Verkäufe auf niedrigen Niveaus führten dazu, dass die Portfolios noch immer unter den Verlusten aus zwei Börsenkorrekturen leiden, während der DAX Verluste in beiden Fällen zügig aufholte und neue Höchststände erklommen hat.

Fazit: Häufig verursachen nicht Börsen-Korrekturen dauerhaften Schaden, sondern ein falsches Market-Timing.

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Quelle: StarCapital AG

Bewusst sein sollte man sich als Anleger auch, dass die Gewinnschätzungen der Analysten beachtlichen Schätzfehlern unterliegen (siehe obige Grafik). Der Wert eines Unternehmens ergibt sich zwar aus seinen diskontierten zukünftigen Gewinnen und Cashflows. Das ist jedenfalls die Grundidee hinter Discounted-Cashflow-Modellen.

Doch leider haben bereits leichte Fehleinschätzungen beim langfristigen Wachstum gravierenden Einfluss auf den errechneten Unternehmenswert. Trüge man dem Umstand Rechnung, dass sich Analysten bei Prognosen für den Gewinn je Aktie für das jeweils folgende Jahr seit 1973 im Mittel um rund 30 % irrten, ließe sich für jede Aktie auf Basis von Discounted-Cashflow-Modellen nahezu jeder Wert und damit nahezu jeder Kurs rechtfertigen.

StarCapital bringt diese Erkenntnis dazu. die Erstellung kurzfristiger Gewinnprognosen zu vermeiden.

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