Tracking Semiconductor-Trend: Alles was man über die VMware (VMW) Übernahme durch Broadcom (AVGO) wissen sollte!

Liebe Leser,

eine Reihe von positiven News-Impulsen aus der Chip- und Halbleiterbranche sorgt nun dafür, dass Semiconductor-Stocks ein positives Momentum erfahren. Der wichtigste Impuls kam hier Ende Mai mit der Nachricht, dass Broadcom (AVGO) sich in fortgeschrittenen Verhandlungen über den Kauf von VMware (VMW) befindet. Das berichtete das WSJ unter Berufung auf die, mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Und dies könnte der größte Deal des Jahres werden. In absoluten Zahlen ist der Deal einfach gigantisch: Das Unternehmen wird für 61 Mrd. USD gekauft. Ursprünglich wollte Broadcom VMW für 50 Mrd. USD kaufen, aber am Ende stieg der Preis doch noch um weitere 11 Mrd. USD. Wenn der Deal also zustande kommt, wird er einer der größten im Bereich der Fusionen und Übernahmen im Technologiesektor sein.

Doch damit nicht genug. Jüngst meldete die Asian Tech Press, dass der südkoreanische Gigant Samsung Berichten zufolge die Übernahme des niederländischen Chipherstellers und zugleich den TSMC-Hauptkunden NXP Semiconductors N.V. plant. Das Ziel ist wohl die Vervollständigung des Produktportfolios um Chips und Halbleiterlösungen für Automotive.

Strategisch betrachtet, ist es ebenfalls ein wichtiger Schritt, denn auf diese Weise wird Samsung seinem Konkurrenten TSMC einen wichtigen Kunden abwerben. Diese Meldung passt insgesamt sehr gut in die schon seit 2021 kursierende Spekulation, dass Samsung im Rahmen seiner Expansion es zunächst auf europäische Firmen, wie die niederländische NXP, als auch die deutsche Infineon Technologies abgesehen hat. Damit scheint die Konsolidierung im Chip- und Halbleitersegment weiterzugehen, was auch andere Halbleiter-Stocks wie z. B. ON Semiconductor (ON) und Co. spekulativ anspringen lässt.



Was das heutige Update angeht, so schauen wir uns zunächst die VMware-Übernahme durch Broadcom etwas genauer an. VMware gilt ja als Spezialist für cloudbasierte Lösungen rund um den Themenbereich Virtualisierung von Netzwerkfunktionen für unterschiedlichste Bereiche und Anwendungen. Grob gesagt ist VMW eine Cloud-Plattform, die ihren Kunden eine Vielzahl von Dienstleistungen für die Organisation der Arbeit im Internet bietet. Dazu gehör bspw. Einrichten von Anwendungen, Erfassung von Analysen, Datenaustausch etc.

Das VMW-Geschäft ist wie folgt organisiert: Etwa 49,28 % entfallen auf die Softwareprodukte. Der Umsatz dieser Sparte verteilt sich zu etwa gleichen Teilen auf Subscriptions und Lizenzeinnahmen aus Verträgen zur dauerhaften Software-Nutzung. Der Rest etwa 50,72 % der Umsätze kommen aus sog. Service-Dienstleistungen. Der technische Support macht dabei 83 % der Sparteneinnahme aus, wobei die restlichen 17 % durch konsultative Services erzielt werden. Geografisch betrachtet ist VMW gut diversifiziert. Rund 49 % der Gesamteinnahmen werden in den USA erzielt, wobei die restlichen 51 % auf internationale Kunden entfallen.

Warum die Übernahme sowohl für Broadcom als auch für VMware Sinn macht. VMW startete die Markteroberung Ende 1990er - Anfang 2000er Jahren mit der Entwicklung eines Softwaresystems, das virtuelle Betriebsprozesse optimiert. Damit traf man voll den Nerv der Zeit und explizit den Trend rund um die angelaufene Digitale Transformation. Und so konnte der Konzern sehr schnell Marktanteile gewinnen. Doch die Nische rund um höhermargige Cloud-Services füllte sich schnell und so geriet VMW-Geschäft ins Stocken, sodass der Konzern 2004 durch EMC übernommen wurde. Im Jahr 2016 wurde dann auch die EMC durch den Hardwaregiganten Dell übernehmen. Die ersehne Freiheit kam dann Im Jahr 2021 als Dell seine 81%ige VMW-Beteiligung verkaufte. Und da die Aktie in den vergangenen Jahren insgesamt unter Druck blieb, ist die Broadcom-Übernahme für die VMW-Aktionäre eine tatsächlich gute Option.



Was explizit Broadcom angeht, so ist der Kauf von VMW ein logischer Schritt, aber ohne Wow-Effekt. Broadcom hat lange und konsequent versucht, seine Abhängigkeit vom Halbleitermarkt zu reduzieren. Das Management des Unternehmens ist sich bewusst, dass die aktuellen Preise für Chips nicht immer so hoch sein werden. Diese Entwicklung ist temporär und die einzige Frage, die sich derzeit stellt ist, wie lange man noch davon profitieren wird. Insgesamt erwartet man jedoch, dass sich der Markt schon in der absehbaren Zeit stabilisieren wird, sodass man letztendlich zu der branchenüblichen Pre-COVID-Pandemie-Wachstumsrate von etwa 5-6 % pro Jahr zurückkehren wird.

Genau aus diesem Grund versucht Broadcom sein Business zu erweitern. So hat man bspw. im Jahr 2018 den Softwareanbieter CA Technologies für 19 Mrd. USD gekauft. Im Jahr 2020 folgte dann die Übernahme des Softwareherstellers im Bereich Cybersicherheit Symantec für 10,7 Mrd. USD. Was Halbleiter- und Chip-Segment (Hardware) angeht, so hat Broadcom im Jahr 2018 versucht Qualcomm (QCOM) für sagenhafte 142 Mrd. USD zu übernehmen, doch dieser Deal wurde von den Regulatoren geblockt. Und dies geschah unter der damaligen Trump-Administration, die insgesamt sehr Monopol-loyal war. Die Bidens-Regierung ist in dieser Hinsicht deutlich härter und daher sind die Broadcom-Chancen auf eine oder andere große Übernahme im Hardware-Bereich sehr mickrig. Deswegen ist es ein logischer Schritt, bis auf Weiteres durch die Software-Seite zu wachen, weswegen die VMW-Übernahme wirklich Sinn macht.

Produkt-technisch ist die ebenfalls eine Win-Win-Situation, da Software-Lösungen beider Konzerne sich nur sehr wenig überschneiden und daher sich eher vervollständigen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Mehrheit der typischen Kunden, sich zugleich für Broadcom- und VMW-Software entscheiden. Gleichzeitig wird VMW die Rechenzentrumsangebote von Broadcom stärken und die Reichweite Richtung Datacenter-Kunden signifikant erhöhen. Neben den in den vergangenen Jahren steigenden Unternehmensinvestitionen in diesem Segment sollte auch der Rollout des 5G-Mobilfunkstandards für neue Impulse sorgen. Hier leisten die Virtualisierungslösungen von VMWare die notwendigen Voraussetzungen für eine reibungslose Implementierung des neuen 5G-Standards. Unter anderem nutzen Schwergewichte wie AT&T, Vodafone oder T-Systems die Telco-Cloud-Plattform von VMWare. Und somit tangiert Broadcom mit der VMW-Übernahme eine zukünftige Wachstumsnische.

Doch wie bei jeder Übernahme ergeben sich auch hier sowohl die Chancen als auch Risiken für Broadcom. Bei den Risiken ist die Verschuldungssituation zu erwähnen, denn Broadcom wird dazu gezwungen sein, die VMW-Übernahme u.a. durch einen 32 Mrd. USD Kredit zu finanzieren. Dazu kommen noch etwa 8 Mrd. USD der VMW-Verschuldung, die man mitübernimmt. Dabei lag Broadcom-Eigenverschuldung im Jahr 2021 bei fast 51 Mrd. USD. Dies ist nicht kritisch stellt jedoch eine suboptimale Ausgangs Situation dar, wobei der Konzern demnächst dazu gezwungen sein wird, (u.a. durch harte Optimierungsmaßnahmen), intensiv an dem Schuldabbau arbeiten zu müssen.

Und dies könnte sehr gut funktionieren, da man sich für die Expansion auf der höhermargigen Software-Seite entschieden hat. Die operative Marge des Softwaresegments beträgt ja rund 70 % gegenüber 54 % der Hardware-Sparte und dies spricht für mehr Cash, das in den kommenden Jahren so dringend benötigt sein wird. VMW ist ja in diesem Sinne kein Top-Performer, doch die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren seine Umsätze kontinuierlich gesteigert und Gewinne erzielt. Das VMW-Business zeichnet sich also schon durch eine gute Stabilität und relativ hohe Marge aus und daher ist eine gute Vervollständigung von Broadcom. Die einzige Frage, die sich derzeit stellt, ist, ob diese Übernahme durch die Regulatoren zugelassen wird. Und da wir uns aktuell in echten Krisenzeiten sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich befinden, stehen die Chancen tatsächlich gut, denn diese angelaufene Konsolidierung im IT-Sektor insgesamt im Interesse des Westens ist.



Folglich ist davon auszugehen, dass wir im Jahr 2022+ wohl noch viele weitere Übernahmen, oder Fusionen im IT-Sektor sehen werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, Top-Halbleiter- und Chip-Stocks immer auf der Watchlist zu haben. U.a. sind es Konzerne wie:



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US67066G1040/DI/nvidia-corp/aktien-67381-18861-6200389-67393-67422-67470-67418-68452-67495-67673-19905075-19202882-21882-1010189-20910

On Semiconductor (ON) beschäftigt sich bspw. mit dem Design, der Herstellung und der Vermarktung eines Portfolios von Halbleiterkomponenten. ON ist in den Segmenten Power Solutions Group, Advanced Solutions Group und Intelligent Sensing Group tätig. Die Produkte werden für eine breite Basis von Endnutzern aus den Bereichen wie Automotive, Consumer, Computer, Industrie, Kommunikation, Medizin und Luft- und Raumfahrt /Verteidigungsmärkte hergestellt. Trend-technisch hat man sich jetzt mit seinem Portfolio verstärkt auf Megatrends wie Elektrofahrzeuge, Fahrassistenzsysteme (ADAS), erneuerbare Energien, industrielle Automatisierung sowie 5G- und Cloud-Infrastruktur ausgerichtet. Hier ist die Nachfrage hoch, was zuletzt auch bei den starken Zahlen beobachten konnte.



Marvell Technology (MRVL). Nach dem Ende der Inphi-Übernahme hat das Unternehmen quasi ein Industrie-Kraftwerk geschaffen, der deutlich breiter aufgestellt ist, wobei man auch die gute Positionierung im Bereich 5G/Datacenter/Cloud-Services etc. explizit honorieren muss. Marvell ist ja ein führender Anbieter von Halbleitern für die Breitband-Kommunikation und für Speicherlösungen. Die Produktpalette umfasst Lösungen für Switches, Transceiver, Gateways, Kommunikations-Controller und Speicher (HDD und SSD). Damit ist der Konzern in einem wachsenden Markt der Breitband-Kommunikation perspektivenreich positioniert.



Analog Devices (ADI) ist ein Hersteller von integrierten Schaltkreisen, der zusätzlich den aufkommenden Roboterauto-Trend adressiert. Zu der umfangreichen Produktpalette gehören bspw. Verstärker, A/D-Converter, Power Management-Produkte sowie Sensoren und Switches, die an die Endmärkte Industrie, Kommunikationsinfrastruktur, Consumer (mobile Endgeräte) und Automotive vertrieben werden. Hinzu kommen Crash-Sensoren sowie LIDAR-Lösungen. Auch Halbleiter für Kommunikationsanwendungen werden offeriert, sodass man zugleich ein potenzieller 5G-Profiteur ist. Sehr positiv ist hier auch die Übernahme von Maxim Integrated (MXIM) Mitte 2020 zu erwähnen. Die Übernahme macht absolut Sinn, denn dadurch wird Analog Devices sein Produktportfolio deutlich erweitern und ein weiteres Standbein rund um die zukunftsträchtige 5G-Technologie etablieren. Gleichzeig wird man somit zum wichtigen Player im Bereich rund um das autonome Fahren, was die allgemeine Wachstumsperspektive des Unternehmens zusätzlich bestätigt.



Camtek (CAMT) entwickelt, produziert und vertreibt zusammen mit seinen Tochtergesellschaften Inspektions- und Messtechnikgeräte für die fortschrittlichen Verbindungsverpackungen, Speicher, komplementären Metalloxid-Halbleiter-Bildsensoren, mikroelektromechanische Systeme und andere Segmente der Halbleiterindustrie. Damit fungiert man als Zulieferer der Halbleiter-Branche, die derzeit wegen dem globalen Halbleiter- und Chip-Mangel dazu gezwungen ist, ihre Produktionskapazitäten auszubauen. Da die Halbleitergiganten Dutzende von Milliarden Dollar in neue Kapitalprojekte stecken, wird dies die Menge an Geld erhöhen, die durch alle Teile der Lieferkette, inkl. die Zulieferer fließt. Analysten befürchten zwar eine Verlangsamung der Halbleiternachfrage, es sind jedoch viele neue Halbleiter-Foundries in Planung, die dies ausgleichen würden. Camtek hat ja die Gewinne seit 2018 auf 60,28 Mio. USD im Jahr 2021 verdreifacht, und die Analysten sehen weiteres Wachstum in der Zukunft.



Schließlich ist es heute die Aktie von Amkor Technologies (AMKR), deren Aktienentwicklung im zum größten Teil von der allgemeinen Halbleiterbranchenentwicklung abhängig ist. Das Unternehmen ist ein Elektronikproduzent und spezialisiert sich auf Entwicklung und Herstellung von Chipgehäusen und das automatische Testequipment für die Halbleiterindustrie (ähnlich wie Camtec). Als expliziter Wachstumstreiber der letzten Quartalsperioden und der aktuellen Entwicklung erwies sich die starke Nachfrage nach Packaging Technologien seitens der Halbleiterbranche. Weitere Wachstumschancen sieht man v.a. in dem Aufschwung von 5G, IoT und High-Performance-Computing, worauf man auch eigene Produktion noch stärker ausrichten möchte.



Abschließend bleibt es zu erwähnen, dass die Halbleiterbranche wirklich sehr viele Firmen im Angebot hat, über die man gleich mehrere Zukunftstrends spielen könnte.

Was uns angeht, so favorisieren wir nach wie vor die Aktien von Broadcom, Micron und Nvidia vor allem vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-These.

Anleger und Trader, die deutlich mehr Risikobereitschaft aufbringen, sollten dabei eher Richtung kleinkapitalisierter Chip- und Halbleiterhersteller mit einem guten CRV schauen, denn hier hat man vor dem Hintergrund einer stark volatilen Marktstimmung wohl die besten Chancen, schnelle, dynamische Rebounds zu einem höheren, dennoch akzeptablen Risiko zu traden.

Dazu gehören Unternehmen wie GlobaFoundries (GFS), Magnachip (MX), Alpha and Omega (AOSL), Himax (HIMX), Wolfspeed (WOLF), etc. Entscheidend ist in dieser Hinsicht lediglich das Risikoappetit des jeweiligen Traders oder Investors und die damit verbundene Sonderstory, die man spielen könnte/möchte.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt derzeit Aktien von Marvell (MRVL), die im Text mitangesprochen werden.

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