Tracking Tech-Stocks-Crash: warum Alphabet (GOOGL), Micron (MU) und Western Digital (WDC) auf meiner Entry-Watchlist stehen!

Liebe Leser,

die aktuelle Berichtssaison ist schon fast vorbei; fast alle wichtigen Tech-Unternehmen haben schon ihre Quartalszahlen vorgelegt. Diese Ergebnisse stimmen tatsächlich zuversichtlich und lassen eine oder andere interessante Wachstumsperspektive erkennen, weswegen ich immer mehr dazu neige, die aktuelle Schwäche bei Top-Tech-Stocks als eine sehr interessante langfristige Entry-Chance zu sehen. Was mich jedoch davon abhält, zügellos optimistisch zu werden, sind im Wesentlichen das geopolitische Risiko und die Wahrscheinlichkeit einer längeren Rezessionsphase in den USA, über die wir zuletzt ohnehin schon sehr oft gesprochen haben. Doch dies dufte im Großen und Ganzen eine temporäre Erscheinung sein. Die Frage ist nur, ob wir schon den Boden erreicht haben, oder, ob es ggf. noch etwas länger dauern wird.

In der Zwischenzeit ist es für Anleger jedoch sehr wichtig, die globale Trendperspektive nicht aus den Augen zu verlieren. Und an dieser Stelle lässt sich eigentlich nur eins sagen: wir leben in einem Digitalen Zeitalter. Genauer gesagt, erst an seinem Anfang, wo die Digitalisierung erst damit anfängt, klassische Lebens-, Berufs-, Lern- etc. -Prozesse zu durchdringen. Social-Networking, HomeOffice, Online-Dating, E-Commerce, Online-Kurse etc. sind schon ein fester Bestandteil des modernen westlichen Lebens, wobei sie dank der schnellen Internet- und Smartphone-Verbreitung immer mehr Entwicklungsländern durchdringen.

Zukünftig wird der Digitalisierungsgrad weltweit signifikant zunehmen und zur Entstehung von neuen Geschäftsnischen, Umsatzquellen, gar ganz neuen Arbeitszweigen führen. Und so gelangen wir zu der Hauptannahme des aktuellen Updates: Die Tech-Story ist nicht vorbei und vor dem Hintergrund dieser Tatsache sieht die temporäre Schwäche bei den Tech-Stocks als eine interessante Entry-Chance aus!



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US5951121038/LS/micron-technology-inc/aktien-1659028-21882-17769608

Den Anfang macht heute die Aktie von Alphabet (GOOGL), die wir Ende April wegen den soliden Q1-Zahlen thematisiert haben. Alphabet ist ja die Muttergesellschaft von Google, YouTube und einer Reihe anderer Unternehmen, wobei die unikale Kombination aus Google-Suche, Google-Network und YouTube weiterhin der Wesentliche Umsatz- und Gewinntreiber des Unternehmens ist. Dazu kommt das Cloud-Segment, der eine Zukunftsnische tangiert und zugleich eine Diversifikation bietet. Die höchste Wachstumsrate verzeichnet das Unternehmen jedoch im Bereich Other Bets, wo bspw. u.a. die F&E von Selbstfahrenden Autos angesiedelt ist. Dies ist eine im Vergleich zu anderen Bereichen eine noch kleine Umsatzquelle. Das Wachstumspotenzial im Rahmen eines oder anderen Trends könnte hier jedoch enorm sein.

Geopolitisch und geografisch betrachtet ist der Konzern ebenfalls gut aufgestellt. Denn Alphabet ist primär im Großen und Ganzen immer noch eine Softwarefirma mit einem sehr kleinen Exposure zu China. Und dies gibt dem Konzern einen gewissen Schutz vor der unerwarteten Änderung der Medien-Politik, aber auch vor den überall herrschenden Lieferkettenproblemen. Was die Entwicklung der GOOGL-Aktie angeht, so wurde sie im Jahr 2021 wie so viele Tech-Stocks durch einen künstlichen Wachstumsschub erfasst und lief immer weiter auf ein neues Allzeithoch. Der Grund dafür war die ungezügelte, expansive Geldpolitik der westlichen Welt, wobei immer mehr Geld im Stock-Market und explizite in den Top-Aktien wie GOOGL landete.

Das angelaufene Jahr 2022, das sich durch geopolitische Spannungen, aber v.a. durch eine steigende Inflation und eine strengere Fiskal-Politik auszeichnet, dürfte daher für GOOGL-Aktie eine Art Ernüchterung darstellen. Und so ist es sehr wahrscheinlich, dass die charttechnische Entwicklung zumindest bis H2/Q3 eher flach ausfallen könnte. Bewertungstechnisch macht die Aktie jedoch einen guten Eindruck. Das KGV liegt bei netten 20,3. Dabei hat GOOGL eine starke Bilanz mit rund 130 Mrd. USD Cash und das bei relativ geringen langfristigen Schulden vor rund 12,85 Mrd. USD. Und damit wäre diese Aktie demnächst nach dem kommenden 1:20 Stock-Split für Mainstream-Investoren sehr interessant.

Warum Alphabets Story noch lange nicht vorbei ist. Grund dafür ist die einzigartige Positionierung im modernen Internet-Trend, wobei der aufgebaute technologische Burggraben noch einige Jahre erfolgreich halten dürfte. Alphabet verdient ja sein Geld, indem man die Privatsphäre der Internetnutzer monetisiert. Die meisten Alphabet-Services sind ja bequem, effektiv, aber v.a. kostenlost. Und dies garantiert eine kontinuierlich große und sogar weltweit wachsende Nutzerbasis. Doch jeder einzelne Mensch, der Goggle-Services nutzt, liefert zugleich unikale Informationen und Daten über sein Surf-Verhalten. An dieser Stelle kommt Google-Analytics ins Spiel: die Daten werden gesammelt und ausgewertet, was letztendlich zur Erstellung von effektiven und zielgerichteten Werbeanzeigen und Search-Ergebnissen führt.

Die Risiken, welche man in dieser Hinsicht jedoch immer im Hinterkopf behalten sollte, wäre das zunehmende politische Engagement bzgl. der Nutzung von persönlichen Daten und der kommende Umstieg auf Web 3.0 Konzeption, wobei Google gezwungen sein wird, seine Herangehensweise an die Data-Monetisierung zu ändern. Dazu kommt die Tatsache, dass das robuste Wachstum bei YouTube immer mehr Konkurrenz durch alternative Video-Plattformen bekommen könnte. Doch bis zuletzt war der Negativ-Impact von schnellwachsenden Video-Services wie TikTok eher begrenzt. Also dürfte auch dieser Video-Burggraben weiter bestehen bleiben. Und daher denke ich, dass die Aktie von Alphabet (GOOGL) mittelfristig eine sehr lukrative Depot-Beimischung sein könnte.



Die zweite Trendrichtung bei den Tech-Stocks, die mich immer zuversichtlicher stimmt, sind Data-Storage-Hardware-Anbieter. Explizit geht es hier um die Aktien von Micron (MU) und Western Digital (WDC), dessen Story wir immer wieder aufgreifen. Warum jetzt: die Aktien sind charttechnisch angeschlagen und bieten somit ein nettes CRV. Die allgemeine Story ist intakt und die Bewertung wird immer günstiger. Was explizit Micron angeht, so rechnen die Analysten hier für 2023 mit einem EPS von rund 12,37 USD je Aktie. Und beim aktuellen Aktienkurs von 71 USD ergibt dies ein KGVe23 von nur 5,7.

So weit so gut, doch was mich tatsächlich zuversichtlich stimmt, sind die Q1-Ergebnisse von Amazon, Microsoft, Alphabet und Co. All diese Konzerne verzeichnen weiterhin ein starkes und sich beschleunigendes Wachstum in ihren Cloud-Geschäften. Und dies setzt den weiteren Ausbau der Datacenter voraus. Und genau an dieser Stelle kommen die meisten Anbieter von Data-Storage-Lösungen wie Micron, Western Digital, aber auch Samsung und Seagate ins Spiel. Denn ohne schnellen und leistungsfähigen Festplatten und v.a. ohne DRAM- und NAND-Produkten u.a. für PC-Market, wäre der weitere Digitalisierungsfortschritt fast unmöglich.

Eine Wachstumsfantasie existiert hier auch. Und sie heißt Metaverse. Es ist noch nicht klar, wann die erste richtige Metaverse entstehen wird, doch wenn sie entstehen sollte, wird sie eine Menge Data-Speicherkapazität benötigen, was die Nachfrage nach MU-, WDC- und Co. -Produkten sogar beschleunigen könnte. Und das wohl ganz abgesehen davon, dass die Etablierung von solchen Trends, wie das selbstfahrende Auto, Connected Car, KI, IoT etc. weiter im großen Tempo voranschreitet.

Micron, Western Digital und Seagate haben diese Tendenz erkannt und stellen mittlerweile ihr Business um. All diese Unternehmen haben in den vergangenen Jahren sehr stark von der engen Bindung an den schrumpfenden PC-Markt gelitten. Doch nun bieten sie in erster Linie Festplatten mit hoher Kapazität für Cloud-Anwendungen an. Und damit ist man ein einer wachsenden und höhermargigen Marktnische unterwegs. Sumit Sadana, Chief Business Officer von Micron, sagte zuletzt, dass das Unternehmen erwartet, dass die PC- und mobilen Endmärkte im Geschäftsjahr 2025 nur 38 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens (Umsatz 2021: rund 55 %) ausmachen werden. Doch er geht davon aus, dass sich Rechenzentren-Umsatzanteil im gleichen Zeitraum von derzeitigen 30 % auf 42 % erhöhen wird.

Was allerdings zu diesem Zeitpunkt komplett vernachlässigt wird, ist Microns Wachstumschance im schnellwachsenden Markt von smarten u. U. selbstfahrenden Elektroautos, denn moderne Elektroautos immer stärker computerisiert werden und ja sie werden zukünftig immer mehr leistungsfähige Speicher-Chips benötigen. Microns CFO Sadana sagt, dass einige Elektrofahrzeuge schon heute bereits Speicherchips im Wert von rund 750 USD pro Auto haben. Und dies ist etwa das 15-fache des Speichers, der in einem herkömmlichen Benzin- oder Diesel-betriebenen Fahrzeug verwendet wird. Im Bereich Automotive, Industrie und Networking rechnet er daher ebenfalls mit einem Anstieg des Umsatzanteils von derzeit 15 % auf 20 %. Dabei gehen einige Experten davon aus, dass der Automobilsektor bis 2030 rund 13-15 % (2021: rund 8 %) der gesamten Chip-Umsätzen ausmachen wird. Und somit wird die Annahme plausibel, dass der globale Umstieg auf smarte Elektroautos einen mehrjährigen Wachstumstreiber für Micron darstellen könnte. Genau deswegen sollte man die Micron-Aktie, bei größeren Chartkorrekturen wie jetzt eher als eine sehr interessante langfristige Entry-Chance betrachten.



Was explizit den Speicherchip-Hersteller Western Digital (WDC) angeht, so ist hier unbedingt der jüngste Einstieg des aktivischen Investors Elliott mit 6 % zu erwähnen. Und er macht seinem Ruf - eines aggressiven Optimierers alle Ehre indem er WDC-Management nun auffordert, eine Aufspaltung der Festplatten (HDD) und NAND-Flashspeicher-Sparten durchzuführen. Und dies könnte dazu führen, dass Western Digital Aktie schon bald auf über 100 USD ziehen könnte. Dies basiert auf der Annahme, dass das HDD-Geschäft rund 17,8 Mrd. USD und das Flash-Business gut 18,1 Mrd. USD wert sein dürften. Western Digital kommt aktuell als Gesamtkonzern nur auf eine Kapitalisierung von 17 Mrd. USD. Und damit wäre Geschäftsaufspaltung gar keine schlechte Idee. So denken auch zahlreiche Analysten, die nach Bekanntgabe dieser Pläne ihre Kursziele für WDC-Aktie auf bis zu 75 USD (Wells Fargo) erhöht haben. Und damit wäre es plausibel anzunehmen, dass der markt derzeit das Potenzial von MU, WDC und Co. tatsächlich unterschätzt.



Was uns angeht, so favorisieren wir nach wie vor die Aktien von Micron und Alphabet vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-These.

Anleger und Trader, die deutlich mehr Risikobereitschaft aufbringen, sollten dabei eher Richtung kleinkapitalisierter Chip- und Halbleiterhersteller mit einem guten CRV schauen, denn hier hat man vor dem Hintergrund einer stark volatilen Marktstimmung wohl die besten Chancen, schnelle, dynamische Rebounds zu einem höheren, dennoch akzeptablen Risiko zu traden.

Sonderstory-technisch ist es aber die Aktie von Western Digital, die man vor dem Hintergrund der neuen Story rund um den Einstieg des aktiveschen Investors Elliott spielen könnte.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt derzeit Aktien von Amazon (AMZN), die im Text mitangesprochen wurden.