UPDATE Defense-Stocks: …wer den Wind sät, wird einen Sturm ernten!
Liebe Leser,
gestern Abend passierte ein historisches Ereignis, das sehr gute Chancen hat, in die Geschäftsbücher als der Anfang einer jahrzehntelangen geopolitischen Konfrontation zwischen den USA und der Russischen Föderation einzugehen. Die Russische Föderation und ihr Präsident Vladimir Putin haben die Unabhängigkeit ukrainischer Separatistengebiete NDR und LNR anerkannt. Gleichzeitig wurden Verträge u.a. zur militärischen Unterstützung dieser Gebiete unterzeichnet und vom russischen Parlament ratifiziert. An dieser Stelle ist nun wichtig zu verstehen, dass es jetzt nicht mehr um die DNR, LNR oder die Ukraine geht. Dies ist ein neuer, sehr harter Konfrontationskurs gegen die USA und NATO, den Putin gewählt hat und genauso wird er demnächst seine Politik ausrichten!
Aus seiner Sicht ist nun die Zeit von Verhandlungen rund um Sicherheitsgarantien, die Russische Föderation seit Ende 2021 sogar mit Druck gefordert hat, vorbei und er geht zu Taten über. Er hat sich darauf vorbereitet, die russische Armee hat in den vergangenen Monaten intensiv und hart trainiert, die notwendige Infrastruktur ist vorbereitet und echte Reaktionsmechanismen wurden zuletzt u.a. in Kasachstan erprobt. Gleichzeitig verfügt er über eine moderne, hochmotivierte und durchaus erfahrene Armee, die in den letzten Jahren ihre Kriegstaktiken u.a. in Syrien erprobt und angepasst hat. Und dies darf man nicht unterschätzen. Außerdem scheint er tatsächlich die Situation seit dem letzten Freitag tatsächlich umgedreht zu haben. Die Initiative ist nun zum ersten Mal zur Russischen Föderation übergegangen.
Putin hat einen Plan und arbeitet nun all seine Punkte ganz unabhängig von der westlichen Reaktion ab. Der Westen inkl. EU, NATO, und die USA sind jetzt in einem Zustand, wo sie schnell reagieren sollen/müssen. Sie sind eindeutig unter Zugzwang, denn die ganze Welt schaut zu, wie sie auf diese Situation reagieren wollen. Dabei ist man nun in der Lage, wo fast jede Entscheidung schlecht ist.
- Eine militärische Antwort auf die russische Aggression könnte schnell zu einem Großkrieg auf dem Europäischen Boden führen. Und das will hoffentlich keiner riskieren.
- Unbeantwortet darf man es auch nicht lassen. Denn damit zeigt man eine Geopolitische Schwäche, die sich weder die USA nach dem Afghanistan-Desaster noch NATO leisten können. Sie haben das globale Weltgeschehen in den letzten Jahrzehnten militärisch dominiert und wissen jetzt ganz genau, dass ihre Machtstellung und geopolitische Überlegenheit nun von Putin und Russland in Frage gestellt werden. Sollten sie in der Frage DNR, LNR nachgeben, so wäre es sehr wahrscheinlich, dass gerade China dies als starkes Schwäche-Signal interpretiert und damit anfängt, die Taiwan-Frage militärisch zu klären. Dies darf man auch nicht unterschätzen, denn auch die Chinesen haben sich in den vergangenen Jahren intensiv darauf vorbereitet. Sie haben ihre Streitkräfte aufgebaut, modernisiert und ebenfalls hart trainiert.
- Für Putin scheint es jetzt schon ein kleiner geopolitischer Sieg zu sein, denn in diesem Fall genügt ganz einfach zu zeigen, dass USA/NATO schwächelt und schon wird ihre Machtstellung und Dominanz in Frage gestellt. Länder wie China, Iran, Iraq, Syrien, Nordkorea, aber auch die Türkei und die gesamte Orient-Welt warten nur darauf, denn für einige von denen sind USA und NATO ein Feind.
Die einzige mehr oder weniger vernünftige Antwort auf Ukraine/DNR/LNR-Situation wären z. B. die wirtschaftlichen Sanktionen mit dem Ziel, die russische Ökonomie zu zerstören, was man zuletzt 2014 nach der Krim-Annexion gemacht hat. Doch auch dies scheint bis auf Weiteres unmöglich zu sein, zumindest ohne einer im EU-Fall gegenseitigen Ökonomie-Zerstörung. Die Europäische Energiepolitik der letzten Jahre hat dazu geführt, dass EU nur in Fragen Öl und Gas zu mehr als 20 % bzw. 40 % von russischen Lieferungen abhängt. Und dies lässt sich nicht einfach so substituieren.
Grund dafür ist die Tatsache, dass der Westen inkl. USA in den vergangenen Jahren die Investitionen in die Entwicklung seiner ÖL- und Gas-Exploration und Förderung massiv zurückgefahren haben. Und so ist man nun nicht in der Lage, die Produktion von Gas und Öl rasch zu steigern, um so die russischen Lieferungen nach Europa zu ersetzen und gleichzeitig die Öl- und Gaspreise zum Absturz zu bringen, um RF-ökonomie ernsthaft zu schaden.
Im Fall von LNG taucht ein weiteres europäisches Problem auf. Viele Betriebe in europäischen Staaten wie Deutschland, Frankreich etc. sind so konstruiert, dass sie nur mit dem Gas aus einer Gas-Pipeline funktionieren/arbeiten können. Um auf LNG umzusteigen, müssen sie rasch enorme Summen in die Infrastruktur-modernisierung und -umstellung investieren, was angesichts der laufenden ökonomischen Krise, Inflation, Pandemie und globalen Lieferengpässen eine zusätzliche Herausforderung darstellt.
Wie man also unschwer erkennen kann, hat Putin einen fast schon perfekten Zeitpunkt gewählt, um seine Interessen militärisch durchzusetzen. In der Situation, wo Europa sehr stark unter Inflation, Energiekriese, politischen Uneinigkeit, Covid-Pandemie und folglich einer enormen wirtschaftlichen Schwäche leidet, würde zu diesem Zeitpunkt jede ernsthafte militärische und wirtschaftliche Aktion gegen die Russische Föderation, fast schon eine gegenseitige Ökonomiezerstörung bedeuten. Da aber die EU, USA und NATO nun unter Zugzwang stehen, bleibt es nur hoffen, dass sie eine angemessene Antwort auf die Anerkennung der DNR und LNR durch Russland finden werden.
Was die globale These bezüglich des bevorstehenden Defense-Upgrade-Zyklus in der EU und USA angeht, so hat sie sich mehr als bestätigt. Die Russische Föderation machte nun unmissverständlich klar, dass man dazu bereit ist, wenn es nötig ist, die Fragen und Interessen der Russischen Föderation militärisch zu lösen und durchzusetzen. Diese Gefahr ist da, sie ist real und auf sie wird man entsprechend mit einer realen Aufrüstung und Modernisierung von europäischen und US-amerikanischen Streitkräften reagieren müssen.
Die zuletzt thematisierten RF-Militär-Initiativen zur Entwicklung von neuen Hyper-Schaal-Raketen u.a. des Typs Zirkon und ähnliche Programme, wie die Entwicklung der neuen Atom-U-Boote rücken nun in den Hintergrund. Grund dafür ist simpel. Dies sind Last-Option-Waffen für den Fall eines atomaren Kriegs, in dem die Welt sehr wahrscheinlich zerstört wird. Und diese Raketen-Waffen werden bis zuletzt und hoffentlich für immer in ihren Schächten stecken bleiben. Was nun in Vordergrund rückt, sind konventionelle Kriegswaffen, Munition, Militärgerät und Equipment. Genau sie werden in den modernen Kriegen und lokalen Konflikten, wie in Jugoslawien, Georgien, Afghanistan, Iraq, Syrien, Libyen und nun in der Ukraine eingesetzt.
Genau diese Waffen und Equipment wird man in Europa demnächst vorsichtshalber für den Fall der Fälle in großen Mengen, auch beim Beginn von diplomatischen Gesprächen mit der Russischen Föderation brauchen. Das Vertrauen in die Diplomatie schwindet, und so wird man demnächst die Verteidigungsausgeben massiv hochfahren, um für den Fall einer heißen Konfrontation mit der RF-Armee entsprechend vorbereitet zu sein. Sehr wahrscheinlich wäre auch die militärische Rückkehr zu den Verhältnissen der 1960er/70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Fall. Und damit ist es nun sehr gut möglich, dass Putins Anerkennung der DNR-, LNR-Unabhängigkeit im Fall eines Diplomatie-Versagens als historisches Ereignis in die Geschichtsbücher eingehen wird, das einen weiteren hoffentlich nur Kalten Krieg zwischen dem Westen und Russland einläutete.
Profiteure dieser Entwicklung sind bestens bekannt. An dieser Stelle empfehle ich, meinen letzten TrendScout zu diesem Thema: "Anlagetrend Defense-Stocks: …si vis pacem para bellum …wenn du Frieden willst, bereite dich auf Krieg vor!" vom 11. Februar durchzulesen. Dort diskutierte ich auch TOP-Konzerne, wie Lockheed Martin, General Dynamics, Textron, Rheinmetall, L3Harrius etc., die man auf jeden Fall zumindest auf der Watchlist haben sollte.
An der globalen Einstellung bezüglich Stock-Picking hat sich seitdem Nichts verändert. Zu diesem Zeitpunkt favorisieren wir großkapitalisierte Konzerne, wie Lockheed Martin und General Dynamics, die vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-Strategie einen sehr vorteilhaften Mix aus einer stabilen Performance, einer stabilen Dividende, einer günstigen Bewertung, einer intakten Wachstumsstory im Defense-Bereich, sowie über eine Zusatzstory, wie die Business-Jet-Sparte von General Dynamics und Militarisierung des Weltraums bei Lockheed Martin anbieten.
Sollte man sich jedoch etwas mehr Spekulation wünschen, so lohnt sich hier der Blick (gerade im Jahr 2022) Richtung Rheinmetal (wegen einem besseren Nachfrage-Momentum) und Rada, die am 9. Februar mit besser als erwarteten Zahlen, bei einer angeschlagenen Charttechnik überraschen konnte.
Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.