Wacker Chemie AG: Nach schwierigen Jahren bestehen sehr gute Chancen auf einen Turnaround!

Bildherkunft: AdobeStock_1398483489

Der international agierende Chemiekonzern Wacker hat sich in den vergangenen Jahren in einem herausfordernden Marktumfeld gut behauptet und für einen neuen Aufschwung positioniert. Eines unter vielen herausragenden Projekten ist die Errichtung eines mRNA-Kompetenzzentrums in Halle an der Saale, wo im Falle einer neuen Pandemie in kürzester Zeit 80 Mio. Impfdosen produziert werden sollen.

Wenn sich das wirtschaftliche Umfeld in naher Zukunft aufhellen und die Energiepreise sinken sollten, dürfte Wacker Chemie davon überdurchschnittlich profitieren.

Wackers Expertise findet sich in unzähligen Endprodukten des alltäglichen Lebens wieder

Wacker ist ein global agierendes Unternehmen, das hochentwickelte Spezialprodukte anbietet, die sich in vielfältigen und oft unerwarteten Dingen des alltäglichen Lebens wiederfinden. Der größte Teil der über 3.000 Produkte basiert auf anorganischen Ausgangsmaterialien. Der am häufigsten verwendete Grundstoff ist Silizium. Damit werden 65 % des Umsatzes erzielt, für die verbleibenden 35 % finden Ethylen und Essigsäure Verwendung. Die Abnehmer dieses Produktportfolios stammen aus über 100 Ländern und den unterschiedlichsten Branchen. Die wichtigsten von ihnen sind die Automobil-, Bau-, Chemie-, Halbleiter-, Konsumgüter-, Medizintechnik-, Pharma- und Photovoltaikindustrie.

Es ist manchmal gar nicht so einfach festzustellen, in welchen Lösungen und Endprodukten sich die Expertise und Produkte von Wacker verbergen. Das Unternehmen demonstriert dies selbst an der eigenen Firmenzentrale, dem sogenannten ‚Wacker House‘. So finden sich die Produkte und Lösungen von Wacker beispielsweise im Außenbereich in den Farben und Putzen, den Dichtstoffen und der Solarenergie. Betritt man das Foyer, so findet die Aufzählung ihre Fortsetzung in der Oberflächenbehandlung, den Abdichtsystemen und den Rheologiemodifizierern. Letzte dienen der Steuerung der Viskosität und des Fließverhaltens von Beschichtungen und Emulsionen. Mit ihnen wird verhindert, dass Farbe so dünn wie Wasser wird und beim Streichen spritzt. Spaziert man weiter in die Cafeteria, so fallen Fliesenkleber und Fugenmörtel, hitzebeständige Beschichtungen und alternative Lebensmittel auf, die frei von Cholesterin, gehärteten Fetten und tierischen Produkten sind. Und im Meeting-Raum zeigt sich, in welch alltäglichen Prozeduren und Anwendungen sich die Produkte von Wacker Chemie verbergen, denn sie finden sich hier nicht nur exemplarisch in den technischen Textilien wieder, sondern auch in den Deos und den Wasch- und Reinigungsmitteln, die die Teilnehmer des Meetings vorher verwendet haben. Diese Produktvielfalt ist bei Wacker Chemie in vier Geschäftsbereiche gegliedert.

Im Silikonbereich sucht Wacker durch Übernahmen und Investitionen

im Ausland die Nähe zum Kunden
Wacker ist der weltweit zweitgrößte Silikonhersteller. Die Silikonsparte umfasst die breiteste Produktpalette des Unternehmens. Insgesamt werden aus den Rohstoffen Siliziummetall und Methanol über 2.800 Silikonprodukte fabriziert, die in sieben Untergruppen gegliedert werden. Silikon ist ein einzigartiger Kunststoff, da er sowohl hitzebeständig als auch kälteresistent ist. Darüber hinaus sind Silikone flexibel, wasserabweisend, elastisch, UV-beständig und sehr langlebig. Sie begegnen sehr oft im Alltag. So findet man sie in Smartphones, im Auto, in Textilien, Farben und Lacken, in Waschmitteln oder in medizinischen Anwendungen. Nach vorläufigen Berechnungen betrug der Jahresumsatz dieser Sparte 2,81 Mrd. Euro (-2 % gegenüber dem Vorjahr). Das EBITDA lag bei voraussichtlich 345 Mio. Euro und nahm damit im Jahresvergleich um 46 % zu. Für diese erfreuliche Entwicklung macht das Management einen verbesserten Produktmix mit einem deutlich höheren Anteil an Spezialprodukten sowie eine optimierte Auslastung der Produktionsanlagen verantwortlich. Die Silikonsparte versteht sich bei Wacker als Innovationspartner der Industrie und basiert auf der regionalen Nähe zum Kunden. Ein Beweis für diese Strategie ist die Investition in den chinesischen Spezialsilanehersteller SICO Performance Material, mit deren Hilfe Wacker sein Angebot in Asien ausweiten und in diesem zukunftsträchtigen Markt größere Nähe zum Kunden aufbauen möchte. Ein weiterer Beleg für diese Strategie ist die Errichtung eines neuen, auf Silikon-Endprodukte spezialisierten, Werks in Panagarh (Indien). Durch diese und weitere geplante Investitionen möchte Wacker im Silikonbereich das Wachstumstempo des Marktes überholen. Der Markt, dessen Volumen 2023 auf 21 Mrd. USD geschätzt wurde, soll weiterwachsen. Die hohen Investitionen von Wacker in diesem Segment unterstreichen die Wichtigkeit der Silikonsparte.

Die angestrebte Klimaneutralität in Europa und China treibt das Wachstum der Polymersparte an

In der Polymersparte ist Wacker sowohl globaler Marktführer als auch das einzige Unternehmen, das seine Kunden weltweit mit Dispersionen und Dispersionspulvern versorgen kann. Bis heute hat Wacker über drei Mio. Tonnen Dispersionspulver international ausgeliefert. Polymere Bindemittel vermengen bunte Pigmente zu streichfähigen Farben und Lacken, sie bilden die Basis für Klebstoffe und garantieren, dass der Putz auf einer Fassade haften bleibt.

Doch die Anwendungsmöglichkeiten der Polymere sind noch deutlich mannigfaltiger, sie kommen in den unterschiedlichsten Industrien zum Einsatz. Zunehmend entwickelt Wacker in dieser Sparte nachhaltige Produktlösungen, die partiell auf nachwachsenden Rohstoffen basieren. 2024 betrug der Umsatz dieses Bereiches voraussichtlich 1,46 Mrd. Euro, ein Rückgang um 8 % (2023: 1,58 Mrd. Euro). Das EBITDA ging im Jahresvergleich um 23 % auf 195 Mio. Euro zurück, was auf niedrigere Produktverkaufspreise zurückzuführen war. Im 4. Quartal 2024 konnte der Bereich wieder zulegen. Wacker möchte seine führende Position in diesem Bereich für weiteres Wachstum nutzen. Dies gilt insbesondere für den europäischen und den asiatischen Markt. Bis 2030 sollen die Kapazitäten verdoppelt werden. Pläne wie der Europäische Green Deal und Chinas Vorhaben, bis im Jahre 2060 Klimaneutralität zu erreichen, sollen dabei als Wachstumstreiber fungieren.

Zusammen mit CordenPharma hat Wacker ein mRNA-Kompetenzzentrum aufgebaut

Im Geschäftsbereich Biosolutions arbeitet Wacker an einer Vielzahl maßgeschneiderter Biotech-Produkte sowie Feinchemikalien und Polyvinylacetat-Festharzen (werden für Kaugummirohmasse benötigt). Die Anwendungsbereiche sind ebenfalls multipel, sie beschränken sich keinesfalls allein auf den enger definierten Pharmabereich, sondern umfassen beispielsweise auch die Agrochemie und den Lebensmittelsektor und viele mehr. Im Biotechnologiesektor tritt Wacker als Vollservice-Auftragshersteller von Plasmid DNA (Bestandteil von Therapien auf Basis viraler Vektoren), therapeutischen Proteinen, lebenden biotherapeutischen Produkten, Impfstoffen auf der Basis mikrobieller Systeme und Messenger Ribonukleinsäure (mRNA) inklusive LNPs auf. Die mRNA ist eine codierende RNA, die den Bauplan für Proteine enthält. LNPs stellen kleine Lipid-Nanopartikel dar. Sie sind wichtige Bestandteile der mRNA-basierten Impfstoffe, beispielsweise der Covid-19-Impfstoffe. Um besser als bei dem Ausbruch des Coronavirus gegen eine neue Pandemie gewappnet zu sein, hat die letzte Bundesregierung Wacker und CordenPharma aus Basel den Auftrag erteilt, ihre mRNA-Impfstofflinien für eine neue Pandemie zu präparieren.

Dabei galt es für die verschiedenen Wettbewerber, innerhalb von zwei Jahren die relevanten Einrichtungen und Kapazitäten zu schaffen. CordenPharma bringt seine Expertise in Lipiden und lipidbasierten Nanopartikeln ein und Wacker Biotech die seine bei therapeutischen Proteinen, lebenden biotherapeutischen Produkten, Plasmid-DANN und konventionellen Impfstoffen auf der Basis mikrobieller Systeme.

Im mRNA-Bereich möchte Wacker bis 2030 einen Umsatz von 1 Mrd. Euro generieren

Für den mRNA-Bereich geht man von einer hohen Wachstumsrate und einer fortschreitenden Entwicklung aus. Längst umfasst die Forschung nicht mehr allein Impfstoffe, mit denen eine große Anzahl von Personen behandelt werden, sondern auch Therapeutika, die auf einzelne Patienten zugeschnitten sind sowie Therapien, die die Genbearbeitung unterstützen. Zusätzlich vergrößert sich das Interesse an der Entwicklung dauerhafter Fertigungsstrategien und innovativer Lösungen für die Lagerung und den Versand formulierter mRNA-Produkte, durch die die globale Verfügbarkeit der mRNA-Impfstoffe sowie -Therapien optimiert würden. In der Krebstherapie sollen zum Beispiel personalisierte Medikamente auf den Markt kommen, die auf die Tumorprofile einzelner Patienten zugeschnitten sind. Und verschiedene genetische Störungen könnten unter der Nutzung von mRNA zur Bereitstellung von CRISPR-Komponenten gelindert oder gar geheilt werden (CRISPR ist eine im Laufe der Evolution entstandene Genomsequenz, mit der sich Bakterien gegen Viren wehren). Am 1. Juni 2024 gaben Wacker und CordenPharma bekannt, dass sie die Ausschreibung gewonnen hatten und nun in Pandemiebereitschaft seien. So könnten sie im Pandemiefall in kurzer Zeit 80 Mio. Impfdosen herstellen. Wacker wird künftig im neu errichteten mRNA-Kompetenzzentrum in Halle an der Saale Plasmid-DNA herstellen, einen wichtigen Ausgangsstoff für die Produktion von mRNA. Dort wird auch der mRNA-Wirkstoff produziert.

Obwohl Wacker Biosolutions nur 6,5 % des Umsatzes von Wacker im Geschäftsjahr 2024 generierte, war die Sparte das innovativste Segment in dem Konzern. Sie wies im Vergleich zu 2023 ein Umsatzwachstum von 11 % auf. Der Umsatz betrug nach vorläufigen Berechnungen 375 Mio. Euro. Das EBITDA konnte sich mit wahrscheinlich 35 Mio. Euro verfünffachen. Die positive Entwicklung wurde vor allem durch die Biopharmazeutika vorangetrieben. Die Wachstumsziele für Wacker Biosolutions wurden schon am Kapitalmarkttag 2021 ausgegeben. Demnach soll die Abteilung bis 2030 einen Umsatz von 1 Mrd. Euro generieren und die EBITDA-Marge 25 % übersteigen. Wacker plant, 80 Mio. Euro in das organische Wachstum des Bereichs zu investieren und Produktionskapazitäten in Europa und den USA zu schaffen.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Bei der Herstellung von hochwertigem Polysilizium agiert Wacker an der Spitze des Weltmarktes

Der vierte und letzte Geschäftsbereich ist Wacker Polysilikon. Hochreines Polysilizium wird für die Solarbranche und die Halbleiterindustrie benötigt. So ist Quarz der Ausgangsstoff für die Herstellung von hochreinem Polysilizium, das den wichtigsten Rohstoff für die Photovoltaik darstellt. Doch zwischen Quarz und hochreinem Polysilizium liegen komplexe Arbeitsschritte, bei denen Wacker eine fünfzigjährige Erfahrung aufweisen kann. Dadurch ist Wacker einer der wenigen Anbieter, die hochwertiges Polysilizium für effiziente Solaranlagen bereitstellen kann. Wacker ist global in dem Bereich die Nummer 2, im Sektor der Halbleiter der erste Lieferant von hochreinem Polysilzium.

In beinahe der Hälfe aller globalen Computerchips kommt das hyperreine Polysilizium zum Einsatz. 2024 betrug der Umsatz der Polysilikon-Sparte nach vorläufigen Berechnungen 950 Mio. Euro. Dies entspricht im Jahresvergleich einem Rückgang von 41 % (2023; 1,6 Mrd. Euro). Ein Grund für den Rückgang lag in der hohen Volatilität der Preise in diesem Bereich und ein anderer in den hohen Energiepreisen in Deutschland. Bis 2030 soll bei Wacker Polysilikon die EBITDA-Marge über 30 % liegen. Die Investitionsausgaben sollen in diesem Bereich auf 100 Mio. Euro jährlich steigen. Die Polysiliziumkapazität soll ausgebaut werden, um die Halbleiternachfrage bedienen zu können. Die Investitionen werden durch langfristige Kundenverträge abgesichert. Beeinträchtigt werden könnte das Geschäft durch Zölle zwischen den USA und China sowie die Polysiliziumproduktion seitens chinesischer Unternehmen.

Auf der soliden Basis der Vorjahre könnte Wacker bald den Turnaround starten

In den letzten Jahren schwankten die Umsätze und Gewinne von Wacker, was insbesondere auf die hohen Produktionskosten, deren eine Ursache die in Deutschland gestiegenen Energiepreise waren, zurückzuführen war. Trotzdem blieb Wacker profitabel. Das beweist, wie gut das Unternehmen in seinen Geschäftsbereichen verankert ist. Im Geschäftsjahr 2024 lag der Umsatz bei 5,7 Mrd. Euro und damit in einem schwachen Marktumfeld etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Das EBITDA belief sich auf 770 Mio. Euro (2023: 824 Mio. Euro), das EBIT auf 300 Mio. Euro (2023: 405 Mio. Euro). Die Investitionen bewegten sich mit 665 Mio. Euro leicht unter dem Vorjahr. So kam Wacker auf ein Jahresergebnis von 265 Mio. Euro. Das KGV des Papiers auf Basis des letzten Geschäftsjahres liegt bei 11,2.

Fazit

Wacker Chemie ist in allen vieren seiner Geschäftsbereiche gut positioniert, sodass es dem Unternehmen gelang, sich in dem schwierigen Marktumfeld der vergangenen Jahre relativ gut zu behaupten. Alle Bereiche weisen ein hohes Wachstums- und Innovationspotenzial auf. Das mRNA-Kompetenzzentrum in Halle an der Saale kann hierfür exemplarisch als Leuchtturm fungieren. Langfristige Investoren werden mit einer Dividende von 3 Euro belohnt. Alle Investoren könnten sich aber, sollte es nach einem Ende des Krieges in der Ukraine zu einer Absenkung der Energiepreise kommen, auch über wahrscheinlich steigende Kurse freuen. Dann könnte Wacker Chemie nämlich deutlich billiger produzieren und die Aktie den nachhaltigen Turnaround beginnen.

Comdirect

Tipp: Starterpaket der comdirect sichern (unterstützt TraderFox). Unter anderem nur 3,90 € pro Order!

Depot eröffnen
0 €

Gebührenfreier Handel mit
finanzen.net zero & Profi-Tools von TraderFox

Diese Kooperation wirbelt die TraderFox-Welt durcheinander.
Wir verknüpfen unsere Profi-Tools mit dem gebührenfreien Handel von finanzen.net Zero
Depot eröffnen (Unbedingt diesen Link verwenden, um in den Genuss der TraderFox-Vorteile zu kommen)
aktien Flatrate mit der Trader-Zeitung
3 Monate Laufzeit
147,- Euro
Alle Börsendienste von aktien
zu einem unschlagbar günstigen Preis