Zoox, eine Tochtergesellschaft von Amazon, startet den öffentlichen Betrieb seiner autonomen Robotaxis in Las Vegas. Damit geht das Unternehmen den entscheidenden Schritt vom Testbetrieb hin zu einem ersten öffentlichen Service: Fahrgäste können die Fahrzeuge derzeit kostenlos nutzen. Mit dem Start in der Glücksspielmetropole positioniert sich Zoox als Vorreiter einer neuen Ära urbaner Mobilität.
Eigenes Design statt Umbau – 360-Grad-Sensorik und vis-à-vis-Konzept
Zoox verfolgt einen Ansatz, der sich grundlegend von den Strategien anderer Pioniere unterscheidet. Waymo, eine Tochtergesellschaft von Alphabet, setzt auf modifizierte Serienfahrzeuge wie den Chrysler Pacifica Hybrid oder den vollelektrischen Jaguar I-PACE, die mit Sensoren und Software für autonomes Fahren nachgerüstet werden. Trotz der hochentwickelten Technik bleibt die Fahrzeugarchitektur auf menschliche Fahrer ausgerichtet. Tesla wiederum verfolgt mit seinem "Full Self-Driving"-System (FSD) einen softwarebasierten Ansatz, der Fahrzeuge wie das Model 3 oder Model Y mit zunehmender Autonomie ausstatten soll. Diese Fahrzeuge besitzen weiterhin Lenkräder und Pedale – die volle Verantwortung liegt nach wie vor beim Fahrer, der eingreifen muss.
Zoox hingegen hat ein vollständig eigenständiges Fahrzeug entworfen, das von vornherein nicht für menschliches Fahren vorgesehen war. Es besitzt weder Lenkrad noch Pedale und setzt stattdessen auf ein symmetrisches Design mit zwei Fahrtrichtungen. Bis zu vier Passagiere sitzen einander vis-à-vis, während die Sensorenarchitektur aus Lidar, Radar und Kameras ein 360-Grad-Blickfeld gewährleistet. Damit unterscheidet sich Zoox nicht nur technologisch, sondern auch strukturell von seinen Wettbewerbern – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Robotaxis in eine eigene Kategorie hebt.
Kostenlose Fahrten zu Resorts World, AREA15 und Luxor
In Las Vegas stehen die Fahrzeuge zunächst an Hotspots wie Resorts World, AREA15, Topgolf, New York-New York und Luxor zur Verfügung. Fahrten sind aktuell kostenlos, da die offizielle Genehmigung für einen kommerziellen Fahrbetrieb noch aussteht. Der Start markiert einen wichtigen Testlauf im realen Stadtverkehr mit Passagieren, die so frühzeitig Einblicke in die Alltagstauglichkeit der Technologie gewinnen können. Ziel ist es, das Vertrauen der Nutzer zu stärken und gleichzeitig regulatorische Hürden zu überwinden.
50 Fahrzeuge im Einsatz, Fabrik in Hayward mit 10.000er-Jahreskapazität
Zoox betreibt derzeit rund 50 Fahrzeuge, die überwiegend in Las Vegas eingesetzt werden, während ein Teil bereits in San Francisco im Probebetrieb unterwegs ist. Als nächster Schritt ist dort der offizielle Start mit Warteliste für Fahrgäste geplant. Darüber hinaus plant das Unternehmen weitere Markteintritte in Städten wie Miami, Austin, Atlanta und Los Angeles. In Hayward, Kalifornien, hat Zoox eine Fertigungsstätte eröffnet, die langfristig auf eine Jahresproduktion von über 10.000 Fahrzeugen ausgelegt ist. Momentan rollt dort täglich etwa ein Fahrzeug vom Band – eine Zahl, die in den kommenden Jahren deutlich steigen soll. Amazon hatte Zoox bereits 2020 für rund 1,2–1,3 Mrd. USD übernommen und damit ein klares Signal für den strategischen Stellenwert autonomer Mobilität gesetzt.
Amazon-Tochter als Taktgeber im globalen Robotaxi-Rennen
Mit seinem konsequent eigenständigen Ansatz hebt sich Zoox von allen Wettbewerbern ab: Während Waymo auf nachgerüstete Fahrzeuge setzt und Tesla bestehende Modelle mit Softwareautonomie erweitert, definiert Amazon Mobilität von Grund auf neu. Der Marktstart in Las Vegas schafft Vertrauen bei Fahrgästen, liefert wertvolle Daten und ebnet den Weg in Richtung kommerzieller Nutzung. Damit wird Zoox zu einem entscheidenden Akteur in einem Zukunftsmarkt, dessen Dynamik sowohl die Technologiebranche als auch die urbane Infrastruktur von Grund auf verändern dürfte.