Boeing hat mit Turkish Airlines einen der größten Aufträge der vergangenen Jahre unterzeichnet und betont damit seine Rolle als führender Anbieter in der globalen Luftfahrt. Der Vertrag über maximal 225 Maschinen kommt in einer Phase, in der Boeing um Vertrauen und Stabilität ringt – nach Jahren voller Rückschläge durch Produktionsprobleme, regulatorische Eingriffe und ein angeschlagenes Image.
Boeing liefert mit Dreamliner und 737 MAX das Rückgrat der neuen Turkish-Airlines-Flotte
Das Abkommen umfasst bis zu 75 Flugzeuge der Dreamliner-Familie sowie bis zu 150 Jets der 737 MAX-Reihe. Die Vereinbarung ist teilweise noch von Verhandlungen mit Triebwerksherstellern abhängig, wird aber auf ein Gesamtvolumen in Milliardenhöhe geschätzt. Auffällig ist der zeitliche Zusammenhang mit einem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und der türkischen Regierung, das dem Abschluss vorausging. Damit reiht sich der neue Auftrag in eine Serie von Flugzeuggeschäften ein, die bei Trumps Gesprächen mit ausländischen Staatschefs eine wiederkehrende Rolle spielen. In den vergangenen Monaten konnte British Airways als Kunde gewonnen werden, während Qatar Airways jüngst den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte bei Boeing platzierte.
Trump öffnet der Türkei die Tür für das Comeback der F-35
Darüber hinaus hatte Trump bei dem Treffen mit der türkischen Regierung signalisiert, den seit 2019 gegenüber der Türkei geltenden Verkaufsstopp für das Kampfflugzeug F-35 aufheben zu wollen. Dieser war in seiner ersten Amtszeit verhängt worden, nachdem Ankara das russische Raketenabwehrsystem S-400 erworben hatte. Die USA zeigten sich damals besorgt, dass sensible Daten über die Fähigkeiten der F-35 in die Hände Moskaus gelangen könnten. Die erneute Öffnung für einen möglichen F-35-Deal verdeutlicht, dass sicherheitspolitische Erwägungen und industriepolitische Interessen eng miteinander verwoben sind – und Boeing im Zentrum dieser Gemengelage steht.
Boeing geht als Gewinner aus dem globalen Machtspiel hervor
Für Boeing ist die enge politische Flankierung dieser Abschlüsse von besonderem Wert. Sie stärkt nicht nur das Vertrauen von Airlines in die Verlässlichkeit der Lieferketten, sondern wirkt zugleich als strategischer Hebel im geopolitischen Wettbewerb um Marktanteile. Mit Turkish Airlines sichert sich Boeing einen zentralen Kunden, der als Wachstumstreiber auf der Achse zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten gilt.
Umsatzsprung und Auslieferungsrekord beflügeln Boeing im 2. Quartal 2025
Die aktuellen Zahlen belegen, dass Boeing sich in einem wichtigen Übergangsjahr befindet. Im 2. Quartal 2025 erwirtschaftete der Konzern Umsätze von 22,7 Mrd. USD, getragen durch 150 Auslieferungen im Segment Commercial Airplanes. Dort stieg der Umsatz um 81 % auf 10,9 Mrd. USD. Im Segment Defense, Space & Security verbuchte Boeing 6,6 Mrd. USD Umsatz. Auf Halbjahressicht summieren sich die Auslieferungen auf 280 Maschinen – ein Plus von 60 % gegenüber dem 1. Halbjahr 2024. Trotz dieser operativen Fortschritte schrieb Boeing weiter rote Zahlen: Der GAAP-Verlust je Aktie lag bei – 0,92 USD. Das Auftragsbuch bleibt jedoch mit Bestellungen in Höhe von 619 Mrd. USD weiterhin außergewöhnlich stark gefüllt.
Der Milliardenauftrag aus Istanbul wird zum Wendepunkt für Boeing
Mit dem neuen Milliardenauftrag aus der Türkei setzt Boeing ein Ausrufezeichen. Der Deal steht nicht nur für das Vertrauen einer führenden internationalen Airline, sondern auch für die enge Verzahnung von Industriepolitik, Sicherheitspolitik und globalem Wettbewerb. Wenn es Boeing gelingt, diese Dynamik konsequent fortzusetzen, könnte der Konzern das Fundament für eine nachhaltige Rückkehr zu Stabilität und Profitabilität festigen.