Warren Buffett ist bekannt für seine Geduld und sein Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Doch zuletzt saß Berkshire Hathaway (BRK/A, BRK/B) auf einem Rekord-Cash-Berg, während lohnenswerte Deals Mangelware waren. Nun verdichten sich die Gerüchte, dass der Investmentgigant kurz vor seiner größten Übernahme seit Jahren steht und dabei ein Auge auf die Chemiesparte OxyChem von Occidental Petroleum geworfen hat.
Berkshire Hathaway - Das Milliardenkonglomerat auf der Suche nach dem nächsten großen Coup
Berkshire Hathaway ist längst mehr als nur ein Investmentvehikel. Es ist ein globales Konglomerat mit Beteiligungen, die von Versicherungen über Eisenbahnen bis hin zu Energiekonzernen und Konsumgütern reichen. Unter der Ägide von Warren Buffett ist das Unternehmen zu einem Symbol für langfristiges Value-Investing geworden. Aktuell sitzt Berkshire auf einem beispiellosen Bargeldberg von rund 334 Mrd. USD. Doch genau dieser Rekordbestand verdeutlicht ein Problem. Buffett hat es in den letzten Jahren zunehmend schwer, für ihn lohnende Investitionen oder größere Übernahmeziele in einer überhitzten Marktlandschaft zu finden. Investoren warten daher gespannt auf die nächste große Transaktion, die den Cash-Berg in ein ertragreiches Geschäftsmodell verwandeln könnte.
Übernahmegerüchte - Berkshire interessiert sich für OxyChem
Jüngsten Berichten zufolge verhandelt Berkshire Hathaway über den Kauf von OxyChem, der Chemiesparte von Occidental Petroleum, für rund 10 Mrd. USD. Dieser Deal könnte Berkshires größter Schlag seit 2022 werden, als der Konzern den Versicherer Alleghany für 11,6 Mrd. USD erwarb. OxyChem produziert ein breites Spektrum an Chemikalien, die etwa für die Chlorierung von Wasser, das Recycling von Batterien oder in der Papierindustrie unverzichtbar sind. Im Zwölfmonatszeitraum bis Juni erwirtschaftete die Sparte einen Umsatz von knapp 5 Mrd. USD und einen Vorsteuergewinn von rund 850 Mio. USD. Ein Verkauf würde Occidental helfen, seine Nettoverschuldung von 22 auf 15 Mrd. USD zu senken.
Warum OxyChem perfekt in Buffetts Beuteschema passen könnte
Ein Kauf von OxyChem würde gleich mehrere Elemente vereinen, die den typischen Buffett-Stil ausmachen. Ein etabliertes, profitables Geschäft mit stabiler Nachfrage, ein überschaubares Risiko durch Diversifizierung und ein fairer Preis in einer zyklischen Schwächephase der Chemieindustrie. Zudem wäre es nicht Buffetts erster Vorstoß in den Sektor. Bereits 2011 erwarb Berkshire den Spezialchemiehersteller Lubrizol. Für die Konkurrenz wie Dow oder LyondellBasell würde ein solcher Schritt bedeuten, dass sie künftig einem noch kapitalstärkeren Player im Chemiebereich gegenüberstehen, einem Konzern, der nicht auf kurzfristige Margen, sondern auf jahrzehntelange Renditen setzt.
Buffetts jüngste Investitionen und strategische Umschichtungen
Der mögliche OxyChem-Deal reiht sich in eine Serie bemerkenswerter Transaktionen der letzten Monate ein. So erhöhte Berkshire seinen Anteil an japanischen Handelshäusern wie Mitsui und hält nun mindestens 10 % der Stimmrechte, ein deutliches Bekenntnis zu langfristiger Diversifizierung in Asien. Gleichzeitig stieß das Unternehmen nach 17 Jahren seine Anteile am chinesischen Elektroautohersteller BYD vollständig ab und beendete damit eine der erfolgreichsten Beteiligungen in der Geschichte von Berkshire. Im August wurde zudem bekannt, dass Berkshire in großem Stil beim US-Krankenversicherer UnitedHealth eingestiegen ist, mit einem Volumen von über 1,5 Mrd. USD. Auch neue Engagements in US-Baustoffkonzernen und Industrieunternehmen zeigen, dass Buffett und sein Team trotz des hohen Bargeldpolsters weiterhin selektiv investieren.
Ein Deal mit Signalwirkung
Ein möglicher 10 Mrd. USD schwerer Kauf von OxyChem wäre mehr als nur eine weitere Übernahme. Er würde signalisieren, dass Berkshire Hathaway auch in Zeiten hoher Liquidität und schwieriger Marktbedingungen bereit ist, antizyklische Chancen zu nutzen. Während viele Wettbewerber ihre Bilanzen straffen müssen, könnte Buffett mit OxyChem wieder einmal beweisen, dass Geduld und Finanzkraft die besten Waffen im Investorenarsenal sind.