Die Kampfpreise gelten insbesondere für Volumenmodelle. Das Einstiegsmodell Qin Plus EV kostet umgerechnet rund 15.000 Euro. Auch der Preis des Dolphin, eines der international erfolgreichen Kompaktmodelle, wurde stark gesenkt, um den Absatz weiter anzukurbeln.
Absatzstärke als Waffe
Die aggressive Preispolitik ist keine Panikreaktion, sondern Teil einer strategischen Expansion. BYD verfügt durch seine vertikal integrierte Produktion – von der Zellfertigung bis zum fertigen Fahrzeug – über signifikante Kostenvorteile. Diese setzt der Konzern nun gezielt ein, um die Marktführerschaft im In- und Ausland auszubauen und Konkurrenten unter Preisdruck zu setzen. Mit über einer Mio. verkauften Autos allein im 1. Quartal 2025 liegt BYD deutlich vor Tesla und anderen internationalen Wettbewerbern. Die Preissenkungen dürften die Absatzzahlen weiter in die Höhe treiben – insbesondere in preissensiblen Märkten.
Modelloffensive von unten bis ganz oben
Flankiert wird die Preisoffensive von einer breiten Modellkampagne, mit der BYD gezielt verschiedene Marktsegmente anspricht. Im SUV-Bereich bringt der Hersteller mit dem Sealion 7 ein sportliches, vollelektrisches Modell auf den Markt, das auf der hauseigenen e-Platform 3.0 basiert und mit Allradantrieb sowie bis zu 539 PS Leistung auch anspruchsvolle Käufer überzeugen soll. Gleichzeitig erweitert BYD sein Angebot in der Mittelklasse um die neue Limousine Seal 06. Im Luxussegment sorgt der Yangwang U8 für Aufsehen: Ein Plug-in-Hybrid-SUV mit vier Elektromotoren, einer Systemleistung von über 1.200 PS und Technologie, die klar auf westliche Premiummarken abzielt. Auch das volumenstarke Kompaktsegment wird gestärkt – mit dem überarbeiteten Dolphin Surf, der nun mit über 300 Kilometern Reichweite und Einstiegspreisen knapp unter 20.000 Euro aufwartet. BYD unterstreicht mit diesen Modellen seinen Anspruch, in jedem Preissegment konkurrenzfähig zu sein – vom erschwinglichen Stadtauto bis hin zum elektrifizierten Luxus-Offroader.
Wachstum vor Gewinn
Mit Preisschock und Produktvielfalt erhöht BYD den Druck auf die Konkurrenz massiv – in China wie auch in Europa. Während viele Hersteller auf Effizienzprogramme und Modellstraffungen setzen, fährt BYD die entgegengesetzte Strategie: mehr Auswahl, niedrigere Preise, schnellerer Marktzugang. Der Konzern kombiniert industrielle Skaleneffekte mit technologischem Vorsprung – und weiß dies zu seinem Vorteil zu nutzen.
Börsenreaktion: Kursrutsch trotz langfristiger Vision
Die Reaktion der Börse folgte jedoch prompt und deutlich: Die BYD-Aktie verlor in Hongkong zeitweise über 8 % an Wert. Anleger sehen die kurzfristige Belastung der Gewinnmargen als erhebliches Risiko – insbesondere, wenn der Preiskrieg länger andauern oder sich international ausweiten sollte. Auch Aktien von Wettbewerbern wie Li Auto, Great Wall Motor und Geely gerieten deutlich unter Druck.
BYD versus Tesla: Der Zweikampf spitzt sich zu
Die jüngsten Preissenkungen von BYD sind auch als klare Kampfansage an Tesla zu verstehen. Während Elon Musks Unternehmen im Jahr 2024 noch mit aggressiven Rabatten versuchte, seine Führungsposition zu verteidigen, dreht BYD 2025 die Preisspirale nun noch weiter – mit deutlich größerem Spielraum. Dank einer vollständig eigenen Batterieproduktion und geringerer Fertigungskosten kann BYD Preiskämpfe länger durchhalten, ohne tief in die Marge zu schneiden. In China hat der Konzern Tesla bereits als volumenstärksten Hersteller abgelöst, weltweit liegt er bei reinen Elektroautos mittlerweile fast gleichauf. Mit dem Preisschock und einer wachsenden Modellpalette unterstreicht BYD, dass es nicht nur Tesla überholen – sondern definieren will, wie der globale EV-Markt künftig funktioniert.