Die "Low-Altitude Economy" – ein Begriff, der noch vor wenigen Jahren wie Science-Fiction klang – steht laut einem aktuellen Report der Bank of America (BofA) vor dem Durchbruch. Gemeint ist damit der Luftraum unter 1.000 Metern, bislang Heimat von Drohnen und Helikoptern, künftig aber dominiert von elektrischen Senkrechtstartern, den sogenannten eVTOLs. Mit einem erwarteten jährlichen Wachstum von 62 % bis 2030 gilt dieser Sektor als einer der am schnellsten wachsenden Märkte überhaupt. Der entscheidende Treiber: Eine technologische Mischung aus Drohne und Helikopter, kombiniert mit staatlicher Unterstützung und neuen Anwendungsfeldern im urbanen Raum.
Zwischen Drohne und Helikopter
eVTOLs – Electric Vertical Take-Off and Landing Aircraft – verbinden die Flexibilität von Helikoptern mit der leichten, elektrischen Antriebstechnologie von Drohnen. Sie starten und landen senkrecht, fliegen leise und emissionsfrei und benötigen keine Start- oder Landebahn. Laut Bank of America werden sie künftig in zahlreichen Bereichen eingesetzt: etwa bei Notfalltransporten, in der Logistik, im Tourismus oder für den innerstädtischen Pendelverkehr. Schon jetzt befinden sich über 1.100 Modelle weltweit in der Entwicklung – die Branche ist bereit zum Abheben.
Technologie im Fokus: Die eVTOL-Wertschöpfungskette
Hinter den futuristischen Fluggeräten steckt eine hochkomplexe Lieferkette. Mehr als 70 % der Produktionskosten entfallen auf Antrieb, Batterietechnik und Avionik. Besonders im Fokus: leistungsstarke Elektromotoren, schnelltankbare Hochleistungsbatterien – mit einem Blick in Richtung Festkörperzellen – sowie Flugsteuerungssysteme für dichten, urbanen Luftraum. Leichte Verbundwerkstoffe sorgen zudem für Energieeffizienz. Kurz: Die Entwicklung jedes eVTOL erfordert die enge Verzahnung zahlreicher Hightech-Komponenten.
Drei Phasen bis zum Massenmarkt
Die Prognose von BofA zeichnet einen klaren Fahrplan: Zwischen 2025 und 2030 steht die Zulassung und der erste Einsatz für öffentliche Dienste im Mittelpunkt. In der Phase bis 2035 könnten eVTOLs dann vermehrt für den kommerziellen Transport genutzt werden – sei es für den Personenverkehr oder für schnelle Warenlieferungen. Ab 2035 schließlich rechnet man mit einer flächendeckenden Verbreitung. Schon 2045 könnten weltweit 250.000 eVTOLs unterwegs sein – gegenüber gerade einmal 3.000 Einheiten Ende 2025. Das städtische Marktvolumen könnte bis dahin auf 210 Mrd. USD anschwellen.
Führende eVTOL-Akteure an der Börse
Eines der größten börsennotierten Unternehmen im eVTOL-Sektor ist aktuell Joby Aviation mit einer Marktkapitalisierung von rund 7 Mrd. USD. Das Unternehmen entwickelt ein fünfsitziges eVTOL für den innerstädtischen Passagierverkehr und wird unter anderem von Toyota und Delta Air Lines unterstützt. Knapp dahinter folgt Archer Aviation mit etwa 6 Mrd. USD Marktwert – bekannt für sein Modell "Midnight" und Partnerschaften mit United Airlines und Stellantis. Beide Firmen sind in der entscheidenden Phase der FAA-Zertifizierung und positionieren sich als erste Anbieter kommerzieller eVTOL-Flüge in den USA.
Investierbare Zukunft in Reichweite
Für Anleger eröffnet sich ein neues Spielfeld. Die eVTOL-Branche bietet nicht nur Chancen bei Herstellern wie Joby oder Archer, sondern auch entlang der gesamten Lieferkette – von Batterieproduzenten über Softwareanbieter bis hin zu Infrastrukturfirmen für Lade- und Landeplätze. Bank of America sieht im wachsenden Tiefflugverkehr eine neue industrielle Revolution – vertikal, leise und mit enormem Wachstumspotenzial.