Die globalen Halbleitermärkte erlebten am Montag einen dramatischen Einbruch. Die Aktien von Nvidia (NASDAQ: NVDA) verloren über 8,7 %, was das Unternehmen offiziell in den Bärenmarkt rutschen ließ. Auch andere Chipunternehmen wie AMD, Broadcom und Marvell verzeichneten herbe Verluste. Der Grund: Befürchtungen, dass chinesische Unternehmen trotz US-Exportkontrollen weiterhin Zugang zu Nvidias High-End-KI-Chips erhalten. Hinzu kommt die Eskalation der Handelskonflikte mit Mexiko und Kanada, die neue Unsicherheiten an den Märkten schürt.
Nvidia: Exportkontrollen unterlaufen?
Seitdem die US-Regierung strengere Exportkontrollen für Hochleistungschips verhängt hat, dürfen Nvidia und andere US-Hersteller ihre neuesten KI-Produkte nicht mehr direkt nach China verkaufen – mit einer Ausnahme: der abgespeckte H20-Chip. Doch Berichte des Wall Street Journal legen nahe, dass chinesische Unternehmen über Drittstaaten weiterhin Zugriff auf leistungsfähigere Nvidia-Chips erhalten.
Demnach nutzen Wiederverkäufer Firmen in Malaysia, Taiwan und Vietnam, um Nvidia-Systeme zu kaufen und anschließend nach China weiterzuleiten. Involviert sind offenbar Serverhersteller und Händler aus der Region, die offiziell außerhalb Chinas registriert sind. Dieser Umstand hat nicht nur die US-Regierung alarmiert, sondern auch die singapurischen Behörden, die eine Untersuchung angekündigt haben.
Massive Kursverluste für Nvidia und andere Halbleiterwerte
Die Nvidia-Aktie stürzte um 8,7 % ab, womit sich die Kursverluste der letzten Wochen weiter verschärften. Das Unternehmen verlor damit sämtliche Gewinne der letzten sechs Monate. Auch andere Halbleiteraktien wurden in den Strudel gezogen:
• AMD (NASDAQ: AMD) sank um 6,2 %,
• Broadcom (NASDAQ: AVGO) verlor 5,4 %,
• Marvell (NASDAQ: MRVL) fiel um 7,1 %,
• Taiwan Semiconductor (NYSE: TSM) gab 4,2 % nach, trotz angekündigter Milliardeninvestitionen in den USA.
Der gesamte Halbleitersektor steht unter Druck, da Investoren befürchten, dass verstärkte Exportkontrollen und geopolitische Unsicherheiten die Gewinne der Unternehmen schmälern könnten.
Trump eskaliert Handelskrieg mit Mexiko und Kanada
Zusätzlich zu den Sorgen um China verschärft sich der Handelskonflikt mit Nordamerika. Präsident Donald Trump kündigte an, dass ab Dienstag 25 % Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada erhoben werden. Auf die Frage, ob es noch Raum für Verhandlungen gebe, sagte er klar:
"Kein Platz mehr für Mexiko oder Kanada. Die Zölle sind beschlossen, sie treten morgen in Kraft.”
Diese Ankündigung löste Schockwellen an den Finanzmärkten aus. Der Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 reagierten mit weiteren Verlusten. Besonders betroffen: Industriewerte und Automobilhersteller, die stark von Zulieferungen aus Mexiko und Kanada abhängig sind.
100-Mrd.-USDInvestition von Taiwan Semiconductor – doch reicht das?
Während der Handelskonflikt eskaliert, kündigte Taiwan Semiconductor (TSMC), der weltweit führende Chiphersteller, eine massive 100-Mrd.-USD-Investition in den USA an. Das Unternehmen, das für Kunden wie Apple (AAPL), Nvidia und AMD produziert, will mit dieser Summe neue Fabriken errichten und die US-Produktion stärken.
Doch trotz dieser positiven Nachricht fiel die TSMC-Aktie um 4,2 %. Analysten sehen darin ein Zeichen für anhaltende Unsicherheiten im Halbleitersektor. Zudem steht TSMC unter Druck, da China wiederholt angedeutet hat, dass es eine militärische Lösung für das Taiwan-Problem nicht ausschließt.
Fazit: Halbleiterbranche vor unruhigen Zeiten
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, wie sehr geopolitische Spannungen die Halbleiterindustrie beeinflussen. Während die USA versuchen, Chinas Zugang zu High-End-Technologien einzuschränken, finden chinesische Unternehmen möglicherweise Schlupflöcher. Gleichzeitig verschärfen neue Zölle auf Kanada und Mexiko die Unsicherheiten an den Märkten.
Für Anleger bedeutet dies: Hohe Volatilität und mögliche Kaufchancen bei starken Unternehmen. Besonders Nvidia, AMD und Broadcom bleiben langfristig führende Player im KI- und Halbleitermarkt – doch kurzfristig könnten weitere Rücksetzer folgen.
Mögliche Strategien für Investoren:
✅ Langfristige Perspektive bewahren: Trotz aktueller Verluste bleibt die KI- und Halbleiterbranche ein Wachstumsmarkt mit nachhaltigem Potenzial.
✅ Geopolitische Entwicklungen im Blick behalten: Handelskonflikte und regulatorische Maßnahmen könnten die Lieferketten weiterhin belasten, insbesondere angesichts der unberechenbaren Handelspolitik Trumps, der bereits in seiner ersten Amtszeit abrupt zwischen Eskalation und Rücknahme von Maßnahmen schwankte.
✅ Chancen bei fallenden Kursen nutzen: Kursrückgänge können Gelegenheiten bieten, insbesondere bei Unternehmen mit einer starken Marktposition. Gleichzeitig bleibt ungewiss, ob bestehende Handelsbarrieren Bestand haben oder – wie in der Vergangenheit – plötzlich wieder aufgehoben werden.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein: Wird die US-Regierung härtere Maßnahmen gegen Umgehungsgeschäfte ergreifen? Wie reagiert China? Und wie werden sich die Handelskonflikte weiterentwickeln? Für Anleger bleibt es eine Zeit hoher Unsicherheit – aber auch großer Chancen