Marvell Technology (MRVL) erlebt einen Wachstumsschub, wie ihn das Unternehmen seit Jahren nicht gesehen hat. Getrieben vom boomenden KI-Geschäft steigert Marvell seine Rechenzentrumsumsätze, erhöht die Prognosen und setzt mit der Übernahme von Celestial AI einen strategischen Meilenstein für optische Hochgeschwindigkeitsverbindungen der nächsten Generation. Gleichzeitig baut der Konzern seine Partnerschaft mit Microsoft aus und stärkt so seine Position als zentraler Zulieferer der globalen KI- und Cloud-Infrastruktur. Die Aktie springt vorbörslich fast 9 % auf über 100 USD.
Marvell im Überblick – Infrastruktur-Chips für das KI-Zeitalter
Marvell Technology konzentriert sich auf Halbleiter für die globale Dateninfrastruktur. Der Schwerpunkt verschiebt sich immer stärker hin zu Rechenzentren, wo das Unternehmen kundenspezifische KI-Beschleuniger, Netzwerk- und Speicherchips, Ethernet-Switches, Interconnect-Lösungen und Sicherheitsmodule wie LiquidSecurity anbietet. Unternehmensnetzwerke und Carrier-Infrastruktur sorgen für zusätzliche Nachfrage, während Consumer- und Industrieanwendungen stabile, aber weniger strategische Beiträge leisten. Nach dem Verkauf des Automotive-Ethernet-Geschäfts steht Marvell nun klarer als zuvor für KI-, Cloud- und Netzwerktechnologie der nächsten Generation.
Rekordquartal mit starkem Datacenter-Schub
Im 3. Quartal erzielte Marvell einen Rekordumsatz von 2,075 Mrd. USD, getrieben von einem 38%igen Wachstum im Rechenzentrum, das inzwischen rund drei Viertel des Geschäfts ausmacht. Die bereinigte Bruttomarge lag bei 59,7 %, und der bereinigte Gewinn von 0,76 USD je Aktie stieg kräftig. Der Gewinn wurde durch den Verkauf des Automotive-Ethernet-Segments beeinflusst, bleibt aber operativ bereinigt klar positiv. Der operative Cashflow von 582 Mio. USD unterstreicht die hohe Skalierbarkeit des Geschäfts. Schwach entwickelte sich lediglich der Automotive- und Industriebereich, der nach der Portfolio-Umstellung deutlich kleiner geworden ist.
Management sieht jahrelangen KI-Wachstumspfad
CEO Matt Murphy hebt die anhaltend starke KI-Nachfrage hervor und erhöht die Wachstumsprognose für das Rechenzentrumsgeschäft im kommenden Jahr auf über 25 %. CFO Willem Meintjes betont stabile Margen trotz Investitionen und kündigt an, dass die Kosten langsamer wachsen sollen als die Erlöse. Damit entsteht ein operativer Hebel, der Marvell in den nächsten Jahren steigende Margen, höhere Gewinne und eine stärkere Cash-Generierung ermöglichen soll. Das Management präsentiert sich entsprechend selbstbewusst und sieht das Unternehmen strukturell klar auf Wachstumsreise.
Celestial AI – optische Verbindungstechnik als strategischer Quantensprung
Die Übernahme von Celestial AI für zunächst 3,25 Mrd. USD mit einem Earn-out von bis zu 5,5 Mrd. USD insgesamt, stellt Marvells bisher größte Technologieakquisition dar. Celestials Photonic-Fabric-Plattform liefert optische Scale-up-Verbindungen mit enormer Bandbreite und niedriger Latenz und bildet damit das Rückgrat künftiger Multi-Rack-KI-Cluster. Marvell erweitert sein Portfolio von klassischen Scale-out-Interconnects hin zu optischen On-Package- und In-Rack-Lösungen, die künftig essenziell für KI-Systeme werden. Erste relevante Umsätze erwartet das Unternehmen ab der 2. Hälfte des Geschäftsjahres 2028, mit Potenzial über 1 Mrd. USD an annualisierten Umsätzen im Jahr 2029.
Bedeutung des Deals für Marvells Zukunft
Die Integration von Celestial AI verschafft Marvell Zugang zu einer Schlüsseltechnologie, die für die nächste Generation von KI-Systemen entscheidend wird. Optische Verbindungen lösen Kupfer zunehmend ab, weil Bandbreite und Energieeffizienz an Grenzen stoßen. Durch Celestial AI kann Marvell künftig engere Partnerschaften mit Hyperscalern aufbauen und mehr Komponenten pro KI-Cluster liefern. Damit erweitert sich nicht nur der adressierbare Markt erheblich, sondern auch die technologische Differenzierung gegenüber Wettbewerbern.
Ausblick für das 4. Quartal - Wachstum im kommenden Geschäftsjahr
Für das 4. Quartal erwartet Marvell rund 2,2 Mrd. USD Umsatz sowie ein bereinigtes EPS von etwa 0,79 USD, womit das Unternehmen die Markterwartungen bestätigt. Im nächsten Jahr soll das Rechenzentrumsgeschäft mit über 25 % weiter kräftig wachsen, während andere Endmärkte rund 10 % zulegen sollen. Die Kosten sollen moderat steigen, was zusätzliche Marge freisetzt. Beiträge aus der Celestial-AI-Übernahme werden erst ab 2028 relevant, erzeugen jedoch bereits heute strukturellen Wachstumsoptimismus.
Kooperation mit Microsoft wird ausgeweitet
Parallel dazu baut Marvell die Zusammenarbeit mit Microsoft Azure aus. Die LiquidSecurity-HSMs des Unternehmens kommen nun auch in Europa zum Einsatz, nachdem Marvell wichtige Zertifizierungen nach eIDAS und Common Criteria EAL4+ erhalten hat. Dadurch bietet Azure künftig besonders sichere Cloud-Dienste für Identitätsprüfungen, digitale Signaturen und Schlüsselmanagement. Marvell stärkt damit seine Position als Sicherheits- und Infrastrukturpartner der großen Cloudanbieter und erweitert den kommerziellen Fußabdruck seiner Security-Sparte.
Marvell wird zum Schlüsselplayer der KI-Infrastruktur
Marvell liefert starke Ergebnisse, steigende Margen und eine klare KI-getriebene Wachstumsperspektive. Der Celestial-AI-Deal hebt das Unternehmen technologisch auf die nächste Stufe und erschließt langfristige Umsatzquellen im schnell wachsenden Markt für optische KI-Verbindungen. Hinzu kommt die gestärkte Beziehung zu Microsoft im Cloud-Sicherheitsbereich. Die Kombination aus kurzfristiger operativer Stärke und langfristigen strategischen Chancen macht Marvell zu einem der spannendsten Infrastrukturwerte im aktuellen KI-Zyklus mit deutlich erhöhtem Potenzial, aber auch dem Anspruch, die komplexe Integration von Celestial AI erfolgreich zu meistern.
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