Der Schweizer Pharmakonzern Novartis (i) hat eine definitive Vereinbarung zur Übernahme des US-amerikanischen Biotech-Unternehmens Avidity Biosciences, mit Sitz in San Diego, getroffen. Die Transaktion, die einen Wert von rund 12 Mrd. USD in bar (auf vollständig verwässerter Basis) aufweist, soll das Neurogeschäft von Novartis fundamental stärken und den Konzern im Bereich der RNA-Therapeutika neu positionieren.
Finanzielle Konditionen und Aufschlag
Novartis bietet den Avidity-Aktionären einen Preis von 72,00 USD pro Aktie in bar. Dieser Preis stellt eine erhebliche Prämie von 46 % auf den Schlusskurs der Avidity-Aktie vom letzten Handelstag (24.10.2025) dar. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben der Übernahme einstimmig zugestimmt.
Strategische Bedeutung: Die AOCs™-Plattform
Der Haupttreiber der Akquisition ist Aviditys innovative und differenzierte Technologieplattform der Antikörper-Oligonukleotid-Konjugate (AOCs™). Diese Plattform ist ein wissenschaftlicher Durchbruch, da sie die zielgerichtete Verabreichung von RNA-Therapeutika direkt in das Muskelgewebe ermöglicht. Damit sichert sich Novartis eine branchenführende Position für die Entwicklung von Medikamenten gegen genetisch bedingte Muskelerkrankungen.
Stärkung der Neurowissenschaften durch späte Pipeline-Kandidaten
Novartis wird Aviditys gesamtes Neurowissenschafts-Portfolio erwerben, das drei Programme in der späten Entwicklungsphase umfasst, welche alle auf seltene, fortschreitende neuromuskuläre Erkrankungen abzielen:
- Myotone Dystrophie Typ 1 (DM1): Eine chronische, langsam fortschreitende Multisystemerkrankung.
- Duchenne-Muskeldystrophie (DMD): Eine schwere, X-chromosomal vererbte Muskelschwächekrankheit.
- Facioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD): Eine Form der Muskeldystrophie, die primär die Muskeln im Gesicht, der Schultern und der oberen Arme betrifft.
Novartis erwartet, dass diese Programme, basierend auf ihrer potenziellen "First-in-Disease"-Natur, Marktchancen in Milliardenhöhe eröffnen werden, mit geplanten Produkteinführungen, die vor 2030 erwartet werden.
Ausgliederung des Kardiologie-Geschäfts ("SpinCo")
Als Teil der Vereinbarung wird Avidity vor Abschluss der Transaktion seine frühen kardiovaskulären Programme ausgliedern. Diese Vermögenswerte werden in eine neue, unabhängige und öffentlich gehandelte Gesellschaft ("SpinCo") überführt. Die derzeitigen Avidity-Aktionäre werden vor dem Abschluss der Übernahme Aktien an dieser SpinCo erhalten oder eine entsprechende Barausschüttung, womit sie am Potenzial der ausgegliederten Programme partizipieren können. SpinCo wird mit 270 Mio. in bar kapitalisiert.
Zeitplan und Wachstumsaussichten
Der Abschluss der Transaktion wird von Novartis für das 1. Halbjahr 2026 erwartet. Der Vollzug steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Avidity-Aktionäre und der Erfüllung der üblichen behördlichen Genehmigungen. Die Akquisition wird als wichtiger Wachstumstreiber für Novartis gesehen. Der Konzern erwartet, dass der Zukauf die erwartete durchschnittliche jährliche Umsatzwachstumsrate für 2024 bis 2029 von den ursprünglich prognostizierten 5 % auf 6 % anheben wird, was die Erwartung eines beschleunigten mittelfristigen Wachstums untermauert. Novartis-CEO Vas Narasimhan betonte, dass die starken Programme und die branchenführende RNA-Verabreichungstechnologie von Avidity das Potenzial hätten, den Krankheitsverlauf für Patienten mit diesen verheerenden neuromuskulären Erkrankungen entscheidend zu verändern.







