Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk muss einen deutlichen Rückschlag in der Alzheimer-Forschung verkraften. In zwei Phase-III-Studien mit insgesamt rund 3.800 Teilnehmern konnte Semaglutid, bekannt aus Ozempic, Wegovy und Rybelsus, das Fortschreiten der neurodegenerativen Erkrankung im Frühstadium nicht verlangsamen.
Semaglutid zeigte keine signifikante Verbesserung gegenüber der Placebogruppe
Die Studien waren darauf ausgelegt, den kognitiven Abbau um mindestens 20 % zu reduzieren. Nach zweijähriger Behandlung zeigten sich jedoch keine Unterschiede im Vergleich zum Placebo. Novo Nordisk stellte deshalb beide Studien ein und kündigte die vollständige Ergebnispräsentation für 2026 an. Das Unternehmen betont: "Nach zwei Jahren zeigte sich kein Unterschied zur Placebogruppe bei der kognitiven Leistungsfähigkeit". Damit entfällt eine strategisch wichtige potenzielle Erweiterung des Semaglutid-Indikationsspektrums. Alzheimer gilt als einer der global größten Gesundheitsmärkte, für den Experten bereits heute jährliche Kosten in Billionenhöhe schätzen.
Amycretin führte in 36 Wochen zu Gewichtsreduktion von bis zu 14,5 %
Während der Alzheimer-Ansatz beendet wird, konzentriert sich Novo Nordisk auf seine erfolgreichste Therapielinie: Stoffwechselerkrankungen. Der Wirkstoffkandidat Amycretin zeigt dabei das derzeit vielversprechendste Profil. In einer Mid-Stage-Studie bei Typ-2-Diabetes wurde innerhalb von 36 Wochen eine Gewichtsreduktion von bis zu 14,5 % bei wöchentlicher Injektion sowie eine signifikante Verbesserung der Blutzuckerkontrolle erreicht. Novo Nordisk bereitet eine Phase-III-Entwicklung vor. Neben der etablierten wöchentlichen Injektion arbeitet Novo Nordisk intensiv daran, Wegovy für deutlich mehr Patientengruppen zugänglich zu machen. Ein entscheidender Schritt ist dabei die Entwicklung einer täglichen oralen Form des Wirkstoffs Semaglutid mit 25 mg, die bereits bei der FDA zur Zulassung eingereicht wurde. Die Phase-3-Studie OASIS-4 zeigte eine relevante Gewichtsabnahme sowie Verbesserungen von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ziel ist es, den Patienten, die Injektionen vermeiden wollen, eine gleichwertige Therapieoption als Tablette anbieten zu können.
Für 2025 prognostiziert Novo Nordisk einen Gewinnzuwachs von 4-7 %
2024 erzielte Novo Nordisk einen Umsatz von 290.403 Mio. DKK (ca. 38,9 Mrd. Euro) sowie einen operativen Gewinn von 128.339 Mio. DKK (ca. 17,2 Mrd. Euro). Der starke Absatz von Semaglutid-basierten Produkten trug wesentlich dazu bei. Für 2025 erwartet das Unternehmen einen Umsatzanstieg von 8–11 %. Daraus ergäbe sich ein Umsatz von ca. 313.635 Mio. DKK (42 Mrd. Euro) bis zu 322.350 Mio. DKK (43,1 Mrd. Euro). Für das Betriebsergebnis geht der Konzern von einem Wachstum von 4–7 % aus.
Fazit
Die Beendigung der Phase III-Studien für Semaglutid im Alzheimer-Programm eliminiert für Novo Nordisk eine potenzielle Großindikation mit erheblichem Umsatzpotenzial. Kurzfristig bleibt der wirtschaftliche Einfluss jedoch begrenzt, da die etablierten GLP-1-Produkte weiterhin hohe Erträge generieren. Strategisch erhöht das Scheitern jedoch die Notwendigkeit, neue Wirkstoffplattformen schnell und erfolgreich in den Markt zu bringen, um die starke Abhängigkeit des Konzerns von Semaglutid zu reduzieren. Novo Nordisk bleibt profitabel und gut positioniert, jedoch verengt sich durch das Ende des Alzheimer-Programms der therapeutische Fokus der Dänen.






