UiPath hat für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2026 (per 31. Oktober 2025) einen Umsatz von 411 Mio. USD gemeldet, ein Plus von 16 % gegenüber dem Vorjahr. Das entspricht einem klaren Beat gegenüber den Erwartungen von rund 392 Mio. USD. Der operative Gewinn lag nach GAAP bei 13 Mio. USD – das erste profitable Q3 der Firmengeschichte – und auf Non-GAAP-Basis bei 88 Mio. USD, was einer Marge von 21 % entspricht. Die jährlich wiederkehrenden Erlöse (ARR) stiegen auf 1,782 Mrd. USD, plus 11 % und getragen von 59 Mio. USD Net New ARR. Die Aktie legte im nachbörslichen Handel in New York zeitweise um knapp 4 % zu.
UiPath kommt damit schneller voran als zu Jahresbeginn prognostiziert. Das Unternehmen bestätigt im Call sein Ziel, im Gesamtjahr 2026 erstmals auf GAAP-Basis profitabel zu sein und gleichzeitig die Non-GAAP-Bruttomarge bei etwa 85 % zu halten. Die Kundenzahl lag zum Quartalsende bei rund 10.860, davon 2.506 Kunden mit mehr als 100.000 USD ARR und 333 mit mehr als 1 Mio. USD ARR. Die Dollar-Netto-Retention liegt bei 107 %, die Brutto-Retention bei 98 %.
Agentic Automation rückt in den operativen Kern
Im Earnings Call stellt CEO Daniel Dines klar, dass UiPath sich nicht mehr als reiner RPA-Anbieter versteht, sondern als Plattform, die klassische deterministische Automatisierung mit agentischer KI und einer Orchestrierungsschicht verbindet. Kunden würden laut Dines vor allem eine einheitliche Plattform suchen, die stabile Prozesse und KI-Agenten unter einem Governance-Rahmen zusammenführt und schnell messbaren ROI liefert.
Konkrete Nutzungszahlen aus dem Call unterstreichen das: Über 950 Unternehmen entwickeln bereits KI-Agenten auf Basis von UiPath, mehr als 365.000 Prozesse wurden bislang über das Orchestrierungsmodul Maestro gesteuert. Ein großer globaler Asset Manager nutzt Maestro etwa, um verschiedene LLMs, ServiceNow und weitere Systeme zu verbinden. Laut Management wurde die "Time-to-Value" in diesen Pilotprojekten um 95 % verkürzt, das identifizierte Einsparpotenzial liegt im dreistelligen Millionenbereich über drei Jahre.
Weitere Beispiele aus dem Call zielen auf konkrete Einspargrößen: Der Versicherungsmakler USI Insurance Services erwartet über drei Jahre mehr als 32 Mio. USD Einsparungen durch einen agentenbasierten Workflow, der eingehende Anfragen automatisiert verarbeitet. Die Gesundheitsorganisation Corewell Health will mit UiPath IXP und Autopilot die Verarbeitung medizinischer Dokumente in Richtung Epic-Systeme automatisieren und rechnet alleine für dieses Jahr mit rund 1,5 Mio. USD, im kommenden Jahr mit über 3 Mio. USD an Arbeitskosten, die sich umschichten lassen.
Maestro wird zum Steuerzentrum
Dines beschreibt Maestro im Call mehrfach als "Control Plane" für Arbeit im Unternehmen: eine Schicht, die Menschen, Bots und Agenten über lange, teils mehrstufige Prozesse zusammenführt. Ein US-Managed-Care-Anbieter nutzt diese Architektur beispielsweise, um einen Rückstau von über 140.000 Leistungsanträgen zu bearbeiten. Agenten klassifizieren Dokumente, Bots übernehmen die Bearbeitung, Maestro orchestriert den gesamten Ablauf. Das Ziel ist eine 80%ige Autonomie im ersten Jahr.
Die Produktseite wird entsprechend nachgerüstet. UiPath hat im Quartal unter anderem Screenplay vorgestellt – eine Komponente, die klassische UI-Automation mit LLM-Fähigkeiten verbindet und eigenständig mehrschrittige Aktionen plant und ausführt. Agent Builder erhält ein visuelles Canvas für Debugging und Optimierung, inklusive wiederverwendbarer Templates. Zudem werden agentische Funktionen in die Dokumentenverarbeitung (IXP) integriert; Autopilot für IXP generiert Dokumentvorlagen automatisch und reduziert die Einrichtungszeit je Projekt.
Partnerschaften mit OpenAI, Microsoft und Snowflake
Ein weiterer Schwerpunkt im Call sind die strategischen Partnerschaften, die UiPath im Oktober auf der Hauskonferenz Fusion vorgestellt hat. Dazu gehören Integrationen mit Microsoft Azure AI Foundry, OpenAI, Google Gemini, NVIDIA und Snowflake.
Über Azure AI Foundry und das Model Context Protocol können UiPath-Agenten direkt mit Azure-Agenten und Copilot-Umgebungen zusammenspielen. Ein ChatGPT-Connector bringt OpenAI-Modelle in Unternehmens-Workflows, während ein "Conversational Agent" auf Basis von Google Gemini sprachgesteuerte Automatisierung ermöglicht. NVIDIA-Modelle werden über NIM-Mikroservices etwa für Anwendungen in Betrugserkennung und Healthcare eingebunden. Die Partnerschaft mit Snowflake koppelt schließlich Snowflake Cortex AI mit der UiPath-Plattform, sodass Daten-Insights direkt in agentische Workflows und durch Maestro orchestrierte Aktionen übersetzt werden.
Gupta betont im Call, dass diese Integrationen die Rolle von UiPath als orchestrierende Schicht über verschiedenen KI-Anbietern stärken sollen. Je vielfältiger die Modelllandschaft, desto wichtiger werde aus Unternehmenssicht eine Plattform, die Governance, Security und Workflows bündelt, statt einzelne Modelle direkt zu integrieren.
KI-Umsätze kurzfristig noch nicht ausschlaggebend
Auf die Frage, wie stark agentische KI bereits im Umsatz sichtbar ist, bremst CFO und COO Ashim Gupta die Erwartungen bewusst. Für das laufende Geschäftsjahr 2026 rechnet UiPath nicht mit einem "materialen" Umsatzbeitrag der neuen Agentic-Lösungen. Der Effekt sei derzeit indirekt: bessere Pipeline-Qualität, größere Plattform-Deals und eine tiefere Verankerung bei Bestandskunden.
Gupta formuliert es im Call so, dass Investitionsentscheidungen der Kunden klar über messbaren Return on Investment laufen – Projekte ohne belastbaren ROI würden zurückgestellt. Entsprechend versucht UiPath, früh mit Kunden und Implementierungspartnern an Use Cases zu arbeiten, bei denen der wirtschaftliche Effekt klar quantifizierbar ist. Als Beispiele nennt er Co-Entwicklungen mit einem großen Cybersecurity-Anbieter sowie vertikale Lösungen in Handel, Healthcare und öffentlichem Sektor.
Profitabilität und Cashpolster geben Spielraum
Auf der Kostenseite berichtet Gupta von einer Non-GAAP-Bruttomarge von 85 % und einer Softwarebruttomarge von 91 %. Die Non-GAAP-Operating-Marge verbesserte sich im Jahresvergleich um mehr als 7 Prozentpunkte auf 21 %. Das Unternehmen schließt das Quartal mit rund 1,5 Mrd. USD an liquiden Mitteln und Wertpapieren sowie ohne Finanzschulden ab.
Im Call wird mehrfach betont, dass die Margenverbesserung vor allem aus Disziplin und Priorisierung resultiert, nicht aus einem radikalen Sparkurs. UiPath investiert weiter in Produktentwicklung, "forward deployed engineers" beim Kunden und Vertriebskapazitäten, achtet aber auf sinkende Quoten bei weniger strategischen Overhead-Funktionen. Der bereinigte Free Cashflow lag im Quartal bei 28 Mio. USD; für das Gesamtjahr peilt das Management weiterhin rund 370 Mio. USD an.
Ausblick mit vorsichtig angehobener Guidance
Für das vierte Quartal erwartet UiPath leicht über den Erwartungen der Analysten einen Umsatz zwischen 462 und 467 Mio. USD und eine Non-GAAP-Operative Marge von rund 140 Mio. USD. Die ARR soll bis Ende Januar 2026 auf 1,844 bis 1,849 Mrd. USD steigen. Trotz eines zusätzlichen Währungsgegenwinds durch den schwächeren Yen hebt das Management die Prognose gegenüber der letzten Quartalsguidance an.
Im öffentlichen Sektor spricht Gupta von einem "dynamischen" Beschaffungsumfeld, sieht aber mittelfristig Rückenwind durch Effizienzprogramme. Im Quartal hat UiPath seine Position bei US-Behörden wie der Coast Guard, dem Veterans Affairs Department und der Social Security Administration ausgebaut, die Automatisierung und IDP-Lösungen für Leistungs- und Antragsprozesse einsetzen.
Blick nach vorn
UiPath richtet seine Strategie klar auf eine Zukunft aus, in der deterministische Automatisierung, KI-Agenten und Orchestrierung gemeinsam skaliert werden. Der Earnings Call zeigt, dass der Markt diese Ausrichtung derzeit vor allem über klassische Kennzahlen wie ARR-Wachstum, Retention und Margen bewertet, während agentische KI im Jahr 2026 eher als Katalysator für Pipeline und Plattformbindung fungiert als direkter Umsatzblock. Die nächsten Quartale werden vor allem daran gemessen, ob sich die heute genannten Einspar- und Effizienzbeispiele in breiter ausgerollte Standardlösungen überführen lassen.







