Pfizer (PFE) hat den monatelangen Bieterkrieg gegen Novo Nordisk für sich entschieden und sich mit dem Kauf des US-Biotechunternehmens Metsera eine entscheidende Position im boomenden Markt für Adipositas- und Stoffwechselmedikamente gesichert. Der rund 10 Mrd. USD schwere Deal markiert nicht nur Pfizers Comeback im GLP-1-Segment, sondern auch einen strategischen Wendepunkt im globalen Wettbewerb um die nächste Generation von Abnehmmitteln.
Metsera - Die Newcomer-Macht im Adipositas-Markt
Metsera ist ein in New York ansässiges, klinisches Biotech-Unternehmen, das sich auf neuartige Therapien gegen Adipositas und Stoffwechselerkrankungen fokussiert. Die Pipeline umfasst sowohl Incretin- als auch Nicht-Incretin-Ansätze und Kombinationen, darunter einen ultra-lang wirksamen GLP-1-Rezeptoragonisten (MET-097i) mit positiven Phase-2b-Daten sowie Amylin-Analoga (z. B. MET-233i), die potenziell mit GLP-1-Kandidaten kombiniert werden können. Ziel ist es, skalierbare, teils oral verfügbare und besonders lang wirksame Wirkstoffe, sog. "NuSH"-Therapien, zu entwickeln, die nachhaltigen Gewichtsverlust ermöglichen und Versorgungsengpässe im boomenden Markt entschärfen.
Der Auftakt des Bieterwettstreits - Novo stört Pfizers Plan
Im September legte Pfizer zunächst ein Übernahmeabkommen an Metsera für 47,50 USD je Aktie plus einem nachträglichen Zahlungsanspruch, um sich wieder im Milliardenmarkt für Abnehmmittel zu positionieren. Ende Oktober platzte Novo Nordisk mit einem unaufgeforderten, höher bewerteten Angebot dazwischen und entzündete einen offenen Bieterkrieg um das begehrte Adipositas-Portfolio. Beide Seiten schraubten danach an Preis und Struktur ihrer Offerten, während Metsera die regulatorische Machbarkeit und Abschlusssicherheit abwog.
Klagefront - Pfizers juristischer Gegenschlag und die erste Niederlage
Pfizer reagierte mit Klagen in Delaware. Zivil- und Kartellverfahren gegen Metsera, dessen Großaktionäre und Novo Nordisk mit dem Vorwurf, Novo wolle einen aufstrebenden US-Wettbewerber im GLP-1-Feld ausschalten. Zugleich beantragte Pfizer im Delaware Chancery Court eine einstweilige Verfügung, um die Kündigung des ursprünglichen Fusionsvertrags zu verhindern. Der Richter lehnte den Eilantrag jedoch ab, eine prozessuale Schlappe, die Pfizer zwar öffentlich kritisierte und mit weiteren rechtlichen Schritten konterte, die den Bieterwettstreit aber zunächst nicht stoppte.
Höherer Preis und Abschlusssicherheit bringt Novos Rückzug
Unter dem Eindruck wachsender kartellrechtlicher Vorbehalte, auch seitens der US-FTC, sowie der abgelehnten einstweiligen Verfügung kam Dynamik in die Verhandlungen. Pfizer legte nach und präsentierte ein überarbeitetes Angebot von bis zu 86,25 USD je Aktie in Form einer Vorauszahlung plus späteren Zahlungsansprüchen, das gegenüber Novo Nordisks maximal 86,20 USD nicht nur marginal mehr bot, sondern vor allem als transaktionssicherer galt. Metsera schwenkte auf Pfizers Offerte ein. Novo erklärte anschließend, sein Angebot nicht weiter zu erhöhen und zog sich aus dem Rennen zurück. Damit sicherte sich Pfizer den Zuschlag für ein Gesamtpaket von bis zu rund 10 Mrd. USD.
Was der Sieg bedeutet - Pfizers zweite Chance im Adipositas-Geschäft
Strategisch verschafft der Deal Pfizer einen erneuten, glaubwürdigen Eintritt in den wachstumsstärksten Bereich der Pharmaindustrie mit einer Pipeline, die Preisdruck und Lieferbarkeit dank ultralanger Wirkdauer und potenziell oraler Formate adressieren könnte. Operativ könnte Pfizer Synergien in Entwicklung, Herstellung und globaler Vermarktung heben und sich direkter gegen die Platzhirsche Novo Nordisk und Eli Lilly positionieren. Kurzfristig bleibt juristischer "Nachhall" möglich, doch mit der bevorzugten Angebotsstruktur, regulatorischen Signalen gegen Novos Ansatz und der formalen Zustimmung von Metsera hat Pfizer nun die bessere "Abschluss-Story", ein Punkt, den Märkte bei der Bewertung von Deal-Risiken in der Regel hoch gewichten.
Teurer Sieg mit Signalwirkung
Pfizers Triumph im Ringen um Metsera ist mehr als ein Preiswettbewerb, er ist ein Bekenntnis zu lang wirksamen, skalierbaren Anti-Adipositas-Therapien als nächstes Wachstumsbein. Novo Nordisks Rückzug unterstreicht, dass in diesem Markt nicht nur der Höchstpreis zählt, sondern die Wahrscheinlichkeit, regulatorische Hürden zu meistern und schnell zu schließen. Für Anleger bedeutet das, dass sich Pfizer eine vielversprechende Pipeline und Zeitvorteile gesichert hat. Nun muss das Unternehmen die klinische Exekution liefern und die Produkte erfolgreich in einen heiß umkämpften, aber weiterhin expandierenden Milliardenmarkt bringen.








