Der E-Commerce-Riese Amazon (i)(AMZN) treibt seine KI-Offensive auf gleich zwei Ebenen voran. Mit einem eigens entwickelten Kühlsystem für die neusten Nvidia-GPUs stellt AWS die Weichen für die nächste Rechenzentrums-Generation – leistungsstark, effizient und unabhängig von Drittanbietern. Parallel dazu laufen die Amazon Prime Days erstmals über vier Tage und könnten mit erwarteten Rekordumsätzen von fast 24 Mrd. USD ein weiteres Wachstumsfeuerwerk entzünden. Ob Hardware, Cloud oder Handel. Amazon spielt auf allen Ebenen strategisch – und das mit zunehmender Präzision.
Heiße GPUs, smarte Lösung - AWS entwickelt eigene Kühlgeräte für Nvidia-Chips
Amazon Web Services (AWS) hat ein selbst entwickeltes Kühlsystem vorgestellt, das gezielt für die extrem leistungsstarken und hitzeintensiven Nvidia-GPUs der neuesten Generation konzipiert wurde. Mit dem sogenannten In-Row Heat Exchanger (IRHX) begegnet AWS einer der größten Herausforderungen im KI-Zeitalter: der effektiven Wärmeableitung in Rechenzentren. Herkömmliche Luftkühlung stößt bei den neuesten KI-Systemen wie dem Nvidia GB200 NVL72 schnell an ihre Grenzen, während flächendeckende Flüssigkeitskühlung zu viel Platz beanspruchen oder den Wasserverbrauch explodieren lassen würde. Der IRHX von AWS wurde speziell entwickelt, um in bestehende Rechenzentren integriert zu werden – effizient, platzsparend und skalierbar. Mit dieser Eigenentwicklung zeigt Amazon erneut, dass es bereit ist, technologische Schlüsselkomponenten selbst zu bauen, wenn Marktstandards nicht ausreichen.
Kühler Kopf im KI-Rennen - AWS verschafft sich strategischen Vorteil
Mit dem eigens entwickelten neuen Kühlsystem erschließt sich AWS mehr als nur eine technische Lösung – es schafft sich einen strategischen Wettbewerbsvorteil im Kampf um die rasant wachsenden KI-Cloud-Workloads. Der IRHX ermöglicht es AWS, massive Nvidia-Cluster effizient zu betreiben und sie als P6e-Instanzen seinen Kunden bereitzustellen – vergleichbar mit Angeboten von Microsoft und CoreWeave, jedoch mit eigener Infrastruktur und höherer Kontrolle. Die Nachfrage nach High-Performance-Computing für generative KI und Modelltraining steigt rasant, und AWS positioniert sich mit dieser Innovation als führender Anbieter für hyperskalierbare KI-Cloud-Dienste. Gleichzeitig reduziert Amazon seine Abhängigkeit von Drittanbietern, was Margen stärkt und die Innovationsgeschwindigkeit erhöht. Sollte die Nachfrage nach KI-Leistung weiter explodieren – was angesichts des Booms rund um LLMs, Bild-KI und Enterprise-Automatisierung zu erwarten ist – könnte diese Infrastrukturstrategie ein entscheidender Wachstumshebel sein.
Strategische Doppelfront - AWS kühlt die Hardware und investiert in die KI-Welle
Parallel zur Entwicklung eigener Kühlsysteme für leistungsintensive Nvidia-GPUs plant Amazon offenbar, seine Investitionen in das KI-Startup Anthropic weiter zu erhöhen. Die potenzielle Aufstockung über die bereits zugesagten 8 Mrd. USD hinaus unterstreicht Amazons Ziel, sich sowohl in der physischen Infrastruktur als auch auf der Software- und Modellentwicklungsebene als zentraler Akteur im KI-Zeitalter zu positionieren. Während die neue Kühltechnologie den stabilen Betrieb großskaliger GPU-Cluster sichert, liefert Anthropic mit seinen Claude-Modellen die passenden KI-Anwendungen, die auf dieser Hardware laufen sollen. Die eng verzahnte Strategie – eigene Hardwarelösungen plus exklusive Partnerschaften mit KI-Anbietern – verschafft AWS nicht nur technologische Tiefe, sondern ermöglicht auch eine vertikale Integration entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette.
Prime Days auf Rekordkurs - Amazon startet viertägiges Verkaufs-Feuerwerk
Erstmals dehnt Amazon seinen beliebten Prime Day auf vier Tage aus – und legt damit den Grundstein für einen möglichen Umsatzrekord im Online-Handel. Während Verbraucher anfangs noch vor allem stöbern und Preise vergleichen, deutet sich bereits an, dass sich die Verkäufe über die gesamte Woche hinweg verteilen könnten. Laut Adobe wurden allein am ersten Tag am 8. Juli in den USA Online-Umsätze von 7,9 Mrd. USD erzielt – der bislang umsatzstärkste E-Commerce-Tag des Jahres. Analysten erwarten für den gesamten Prime-Day-Zeitraum Umsätze von bis zu 23,8 Mrd. USD, was nahezu einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr entspräche. Trotz eines anfänglichen Rückgangs bei einzelnen Markenverkäufen sieht Momentum Commerce ein gesundes Wachstum und betont das starke Kundenengagement. Kategorien wie Elektronik, Haushaltsgeräte und Schulbedarf verzeichneten zweistellige Zuwächse, während sich Rabatte zwischen 9 % und 23 % bewegten. Der verlängerte Zeitraum gibt Kunden mehr Zeit zum Kaufen – und Amazon mehr Chancen für Umsatzimpulse in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Handelsumfeld.