Tesla (TSLA) sorgt an den Märkten erneut für Aufsehen. Trotz einer extrem hohen Bewertung kennt die Aktie seit Monaten nur eine Richtung. Nach oben. Fortschritte bei Robotaxis, starke operative Meilensteine, neue Preisstrategien und ausgesprochen bullische Analysten treiben die Fantasie der Anleger. Doch was steckt wirklich hinter dem jüngsten Höhenflug und wie tragfähig ist die Story?
Explosiver Kursanstieg trotz extrem hoher Bewertung
Die Tesla-Aktie erlebt seit April einen bemerkenswerten Lauf. Innerhalb weniger Monate konnte sich der Kurs mehr als verdoppeln und erreichte zuletzt neue Höchststände für das Jahr 2025. Bemerkenswert ist dabei vor allem eines. Dieser Anstieg erfolgte trotz einer Bewertung, die selbst für Wachstumsinvestoren ambitioniert erscheint. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von deutlich über 200 preist der Markt enorme Erwartungen an Teslas zukünftige Ertragskraft ein. Klassische Bewertungsmaßstäbe treten dabei zunehmend in den Hintergrund. Anleger setzen nicht auf das heutige Autogeschäft, sondern auf Teslas Rolle als KI-, Software- und Mobilitätsplattform der Zukunft.
Robotaxi-Tests in Austin - Der Startschuss für eine neue Ära
Ein zentraler Kurstreiber sind die aktuellen Fortschritte beim autonomen Fahren. Elon Musk bestätigte am Wochenende, dass Tesla in Austin erstmals fahrerlose Robotaxis auf öffentlichen Straßen testet, ohne Insassen und ohne Sicherheitsfahrer an Bord. Damit hat Tesla eine neue Phase erreicht. Während bislang Sicherheitsfahrer mitfuhren, bewegen sich die Fahrzeuge nun vollständig autonom durch den Verkehr. Besonders wichtig ist dabei Musks Aussage zur Skalierung. Die Robotaxi-Flotte soll per Over-the-Air-Software-Update aktiviert werden. Das bedeutet, dass Mio. bestehender Tesla-Fahrzeuge theoretisch über Nacht Teil einer autonomen Flotte werden könnten, sobald Regulierung und Software es erlauben. "Erst langsam, dann alle auf einmal". Dieser Satz bringt Teslas Vision auf den Punkt. Robotaxis könnten Tesla vom Autohersteller zum globalen Mobilitätsdienstleister machen, mit wiederkehrenden Einnahmen und deutlich höheren Margen als im klassischen Fahrzeugverkauf.
Produktionsrekord in China - Das viermillionste Model Y L
Parallel zur Zukunftsvision liefert Tesla auch operativ starke Zahlen. In der Gigafactory Shanghai lief kürzlich das viermillionste in China produzierte Fahrzeug vom Band, ein Model Y L. Besonders beeindruckend ist das Tempo. Von drei auf vier Mio. Fahrzeuge vergingen lediglich rund 14 Monate. In nur sechs Jahren hat das Werk fast die Hälfte aller weltweit ausgelieferten Tesla-Fahrzeuge produziert. Dieser Meilenstein unterstreicht die enorme Effizienz und Skalierungsfähigkeit von Tesla in China. Trotz globaler Absatzschwäche im E-Auto-Markt steigen die Auslieferungen aus Shanghai weiter. Das Werk ist ein zentraler Pfeiler für Teslas globale Lieferkette und zeigt, dass das Unternehmen industrielle Exzellenz mit Kostenvorteilen verbinden kann.
Günstiges Model 3 für Europa - Antwort auf Wettbewerbsdruck
Um die Nachfrage in Europa anzukurbeln, bringt Tesla eine günstigere Version des Model 3 auf den Markt. Mit einem Einstiegspreis von rund 38.000 Euro in Deutschland reagiert das Unternehmen auf den stark zunehmenden Wettbewerb. Europäische Hersteller und vor allem chinesische Anbieter wie BYD, MG oder Nio drängen mit preisaggressiven Modellen auf den Markt. Die Strategie ist klar. Tesla will Marktanteile verteidigen, Volumen sichern und seine hohe Auslastung stabil halten. Während die Konkurrenz technologisch aufgeholt hat, setzt Tesla auf Effizienz, Marke und Softwarekompetenz. Das günstigere Model 3 ist weniger ein Zeichen von Schwäche als vielmehr ein pragmatischer Schritt in einem deutlich härteren Marktumfeld.
Wedbush extrem bullisch - 2 Bio. USD Marktkapitalisierung im Blick
Besonders optimistisch zeigt sich Wedbush-Analyst Dan Ives. Er erwartet für Tesla im kommenden Jahr eine Marktkapitalisierung von rund 2 Bio. USD, im optimistischsten Szenario sogar 3 Bio. USD bis Ende 2026. Der Kern seines bullischen Szenarios liegt nicht im Autoverkauf, sondern in KI, autonomem Fahren und Robotik. Wedbush schätzt allein das KI- und Autonomiepotenzial auf mindestens 1 Bio. USD. Mit dem Hochlauf der Robotaxis, der geplanten Serienproduktion der Cybercabs und dem Fortschritt bei humanoiden Robotern sieht Ives Tesla als dominierenden Akteur einer neuen industriellen Revolution. Trotz der hohen Bewertung bleibt der Investmentcase für viele Anleger intakt, weil Tesla nicht als Autoaktie, sondern als Plattformunternehmen betrachtet wird.
FSD Version 14 - Große Fortschritte mit klaren Grenzen
Auch technologisch macht Tesla weiter Boden gut. Barron’s testete die neue Full-Self-Driving-Version 14 ausführlich und kommt zu einem klaren Fazit. Das System ist deutlich besser geworden. Das Fahrverhalten ist ruhiger, flüssiger und wirkt natürlicher. Mitfahrer bevorzugten in vielen Situationen sogar den Autopiloten gegenüber dem menschlichen Fahrer. Daten von teslafsdtracker.com zeigen, dass Version 14.1.7 über 9.000 Meilen ohne kritische Eingriffe zurücklegte, ein starker Fortschritt. Dennoch bleibt FSD ein Assistenzsystem, das menschliche Überwachung erfordert. Im Vergleich zu Waymo ist Tesla weiterhin im Rückstand, was vollständig autonomes Fahren angeht. Für Investoren entscheidend ist jedoch die Richtung. FSD entwickelt sich stetig weiter und bildet die technologische Grundlage für die Robotaxi-Plattform.
Tesla zwischen Vision, Bewertung und Realität
Tesla befindet sich in einer entscheidenden Phase. Der Aktienkurs spiegelt enorme Zukunftserwartungen wider, die nur durch Durchbrüche bei Autonomie und Skalierung gerechtfertigt werden können. Die Robotaxi-Tests in Austin, die Fortschritte bei FSD, die Produktionsrekorde in China und die klare Strategie im Preiskampf zeigen, dass Tesla gleichzeitig an Vision und Umsetzung arbeitet. Für Anleger bleibt Tesla eine Aktie mit hohem Risiko. aber auch mit außergewöhnlichem Potenzial. Wer investiert, setzt nicht auf das nächste Quartal, sondern auf eine grundlegende Transformation der Mobilität. Genau das macht den aktuellen Tesla-Hype so faszinierend und so polarisierend.








