Große US-amerikanische Krankenversicherer, darunter Branchengrößen wie UnitedHealthcare, Aetna, Cigna, Elevance Health, Kaiser Permanente und CVS Health, haben heute weitreichende Reformen des sogenannten Prior-Authorization-Verfahrens angekündigt. Dieses Genehmigungssystem, bei dem bestimmte medizinische Leistungen vor der Durchführung von den Versicherern bewilligt werden müssen, steht seit Jahren wegen seiner Bürokratie und patientenfeindlichen Praxis in der Kritik. Nun will die Branche mit einem einheitlichen Maßnahmenpaket gegensteuern – und das Verfahren grundlegend vereinfachen.
Bürokratie wird digital ersetzt
Konkret versprechen die Versicherer unter anderem eine deutliche Reduzierung der Anzahl genehmigungspflichtiger Leistungen, die Einführung standardisierter, elektronischer Antragsformate sowie eine beschleunigte Bearbeitung. Bereits bis 2027 sollen mindestens 80 % der Anträge in Echtzeit beantwortet werden – vorausgesetzt, die Unterlagen sind vollständig. Zudem verpflichten sich die Unternehmen zu mehr Transparenz: Ablehnungen müssen künftig klar begründet werden, Versicherte erhalten umfassendere Hinweise zu Beschwerdemöglichkeiten und Übergangsregelungen bei einem Kassenwechsel. Auch die medizinische Qualitätssicherung wird gestärkt – so darf eine Ablehnung künftig nur noch durch medizinisch qualifiziertes Personal erfolgen. KI kann zwar unterstützend eingesetzt werden, soll jedoch nicht die Entscheidungsverantwortung übernehmen.
Patienten klagen über Verzögerungen
Hintergrund der Initiative ist die wachsende Kritik von Patienten sowie medizinischen Fachkräften am aktuellen System. Laut einer Umfrage der Kaiser Family Foundation aus dem Jahr 2023 berichteten 16 % der Versicherten von Problemen mit der Genehmigung medizinischer Leistungen – bei Menschen mit häufigen Arztbesuchen lag der Anteil sogar bei 31 %. Ärzte beklagen darüber hinaus einen massiven bürokratischen Aufwand, der nicht selten mehrere Stunden pro Woche in Anspruch nimmt und mit erheblichen Zusatzkosten verbunden ist.
Politik begrüßt die Kehrtwende
Die American Medical Association verwies darauf, dass das Genehmigungssystem in fast einem Drittel der Fälle zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen geführt habe – der Reformbedarf sei also groß. US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. begrüßte die Ankündigung der Versicherer ausdrücklich und sprach von einem "überfälligen Schritt zu einem moderneren, effizienteren und patientenfreundlicheren Gesundheitswesen".
UnitedHealth setzt auf KI und digitale Patientenführung
Im Zuge der angekündigten Reformen bringt auch UnitedHealth neue digitale Produkte auf den Markt, um die Gesundheitsversorgung ganzheitlich zu verbessern. Unter dem Namen "UHC Connect" startet das Unternehmen eine Plattform, die Versicherten personalisierte Empfehlungen, Echtzeit-Zugriff auf Genehmigungsprozesse und digitale Begleitung bei chronischen Erkrankungen bietet. Darüber hinaus soll ein neuer digitaler Assistent auf der Basis generativer KI Patienten durch Behandlungsabläufe führen, Anträge vorbereiten und offene Rückfragen klären. Ziel sei es, so ein Unternehmenssprecher, den administrativen Aufwand aufseiten der Versicherten drastisch zu senken und die Versorgung erlebbar einfacher zu machen. Erste Pilotprojekte laufen bereits in Kalifornien und Florida – eine landesweite Einführung ist für 2026 geplant.
Der Umbau erfolgt schrittweise
Die Umsetzung der Maßnahmen soll stufenweise erfolgen. Erste Änderungen – insbesondere die Einführung digitaler Anträge – beginnen bereits in den kommenden Monaten. Weitere Schritte, darunter die vollständige Integration von Echtzeitentscheidungen und die Überarbeitung der Genehmigungslisten, sollen bis spätestens 2027 abgeschlossen sein. Die US-Regierung plant eine engmaschige Begleitung des Reformprozesses. Eine Folgekonferenz mit dem Gesundheitsministerium ist bereits vorgesehen, um Fortschritte zu bewerten und bei Bedarf nachzusteuern.
Versorgung soll schneller und fairer werden
Mit dieser Initiative reagiert die Versicherungsbranche auf einen langanhaltenden Reformdruck – und setzt zugleich ein deutliches Signal: Bürokratieabbau, Digitalisierung und medizinische Qualität sollen künftig Hand in Hand gehen, um den Zugang zur Versorgung fairer, schneller und verlässlicher zu gestalten. Nun bleibt abzuwarten, ob das Papier von United Health, das seit Jahresbeginn um beinahe 50 % an Wert verloren hat, von den Neuerungen profitieren kann.