IPO-Check: Börsenneulinge Teil II: MuleSoft (MULE), Canada Goose (GOOS) und Paar Worte zu Snap (SNAP).

Liebe Trader und Investoren,

in dem heutigen IPO-Check werfen wir einen Blick auf drei weitere Börsenneulinge, die bereits seit einigen Monaten an der Börse gehandelt werden. Ihr Aktienkurs verweilt derzeit etwa +/- einige Prozentpunkte auf dem IPO-Niveau, was aber auf keinen Fall heißen soll, dass sie über keine aussichtsreiche Wachstumsperspektive verfügen.

Den Anfang macht heute der mit rund 3,12 Mrd. USD kapitalisierte Konzern MuleSoft (MULE).

Das kalifornische Unternehmen ist ein Firmensoftware-Spezialist. MuleSoft entwickelt verschiedene Software-Lösungen, die Netzwerke von Firmen schneller machen, Kommunikation erleichtern und unterschiedliche Daten, Geräte und Anwendungen automatisch in ein einheitliches Ökosystem integrieren. Der Vorteil für die Kunden liegt darin, dass man neue Services und Apps sehr schnell in die bereits bestehende Firmen-IT-Architektur integrieren kann. Damit ist man im gewissen Sinne seinen Konkurrenten in Sachen Integration und Start neuer Dienstleistungen ein Schritt voraus.

Zu den mehr als 1000 MuleSoft-Kunden in mehr als 60 Ländern gehören neben Coca-Cola (KO) und McDonald's (MCD) auch Bank of America Corporation (BAC) sowie der Musik-Streamingdienst Spotify und der Konsumgüterriese Unilever. Und wie der erste (nach dem Börsengang) veröffentliche Quartalsbericht deutlich zeigte, steigt die Nachfrage nach MuleSoft-Lösungen weiter an.

Wie der Konzern zuletzt mitteilte stieg der Q1-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 56 % auf 60,9 Mio. USD (Konsens: 57,97 Mio. USD). Das EPS(Verlust) von -0,06 USD fiel kleiner als die erwarteten -0,11 USD. Was in dieser Hinsicht wichtig wäre und gezeitigt den Grundstein für das zukünftige Wachstum legt, ist der um 62 % auf 50,6 Mio. USD gestiegene Subscription- und Service-Umsatz. Durch die breite Integration seiner Lösungen wird MuleSoft eine Basis für wiederkehrende Umsätze in Form von Support- und Service-Einnahmen aufbauen können. Die Anzahl von Kunden stieg von 892 auf 1131. Bei den Neukunden finden sich nun solche Unternehmen wie Pfizer, Fujitsu, General Dynamics, Yum!Brands etc., die wir schon des Öfteren als Wachstumskandidaten besprochen haben.

Im Anschluss kommunizierte das Unternehmen seine leicht besser als erwartete Q2- und FY17-Prognose. Damit erwartet das Unternehmen im aktuellen Fiskaljahr einen Umsatz im Bereich von 271–274 Mio. USD (Konsens: 265,75 Mio. USD) bei einem Verlust von -0,40/-0,37 USD je Aktie (Konsens: -0,44 USD). Im Vergleich zu 2016 wäre dies eine rund 45%ige Umsatzsteigerung. Der Analyst Oppenheimer hat die Entwicklung positiv honoriert und die Aktie in die Coverage mit einem "Perform"-Rating aufgenommen. Ein explizites Kursziel wurde zunächst nicht kommuniziert.

Was die bisherige Entwicklung auf der Jahresebene angeht, so ist hier ebenfalls positive Dynamik zu beobachten, obwohl der Konzern immer noch defizitär bleibt. Der 2016er-Umsatz stieg bspw. um 70,29 % auf 187,75 Mio. USD. Der Nettoverlust verringerte sich um 24,21 % auf -49,6 Mio. USD.

mule

Ein weiteres Unternehmen, das wir uns heute Anschauen werden ist der mit rund 2,37 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Canada Goose (GOOS).

Es ist ein Entwickler und Hersteller von Outdoor-Kleidung der Premiumklasse. Der Konzern diversifiziert sich vor allem durch die hohe Qualität, Funktionalität seiner Produkte sowie ethische und ökologische Verantwortung, was anscheinend gut ankommt. Besonders beliebt sind die hochwertigen Jacken, die man mittlerweile in mehr als 60 Länder der Welt exportiert. Gleichzeitig legt man einen sehr großen Wert auf die Werbung. Da es sich hierbei um die Kleidung der Premium-Klasse handelt, findet sich die GOOS-Produktion auch in verschiedenen Hollywood-Filmen, sowie in den exklusiven Internet-Blogs zum Thema Survival-Kleidung wieder. Was die Verkaufspreise von Kleidungsstücken angeht, so variieren diese zwischen 450 und 1100 USD. Als Wachstumstreiber fungiert die E-Commerce, die GOOS-Produkte nun viel zugänglicher macht. Damit dürfte die Expansion weiter anhalten.

Insgesamt scheint auch dieser Trend gutanzukommen, was man dem letzten Quartalsbericht entnehmen konnte. Der Q4-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 21,9 % auf 51,1 Mio. USD (Konsens: 41,9 Mio. USD). Das EPS (Verlust) von -0,15 USD fiel jedoch etwas größer als die erwarteten -0,08 USD aus. Auf der Jahresebene sah die Entwicklung ebenfalls solide aus. Dank E-Commerce konnte GOOS den 2017er-Umsatz um 38,84 % auf 300,24 Mio. USD steigern. Das Nettoergebnis fiel jedoch um etwa 18 % auf 16,09 Mio. USD. Dies hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass der Konzern sich aktuell in einer aktiven physischen Wachstumsphase befindet und dementsprechend seine Online- und gewöhnliche Retail-Infrastruktur intensiv ausbaut. Man eröffnete bereits eigene Geschäfte in Toronto und New-York, was positiv zur Umsatzsteigerung betragen konnte und Wiedererkennungswert steigerte.

Für die Wachstumsfantasie spricht hier die stärkere Orientierung auf das jüngere Publikum. Dieser Shift in der Entwicklung dürfte sich laut der Analysten-Meinung in einem rund 20%igen Umsatzwachstum p. a. für die nächsten drei Jahre wiederspiegeln. Damit dürfte auch die Profitabilität steigen, denn immerhin befindet man sich in einem Premium-Segment und kann somit höhere Margen realisieren.

goos

Und schließlich Paar Worte zu Snap (SNAP).

Snap ist eine sehr schwierige Aktie. Das größte Problem, das aktuell existiert ist wohl, dass die langfristige Story des mit rund 21,34 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns immer noch unklar ist. Aus diesem Grund reagieren die Investoren sehr impulsiv auf jede so unbedeutende Nachricht zum Konzern, was aber auch verständlich ist.

Einerseits wollen alle inkl. HedgeFonds und Großinvestoren bei der hochgehypten und durchaus innovativen Wachstumsstory dabei sein. Andererseits fehlt hier im Großen und Ganzen der Durchblick dafür, wie Snap sein Geschäftsmodell aufbauen wird und wie konkret die Kommerzialisierung aussehen könnte.

Insgesamt ist es aber eine sehr spannende Aktie, die bei der günstigen Entwicklung regelrecht explodieren könnte. Das größte Wachstumspotenzial liegt hier wohl in der Integration von AR-Elementen in ein soziales Netzwerk. Sollte man dieses technologisches Know-how mit bspw. Mobile-Werbung verbinden, so wird man hier FB-ähnlich ein sehr starkes Cashflow-Kanal bekommen.

Der Konzern betreibt ja sein eigenes soziales Netzwerk SnapChat und gehört wohl auf dem AR-Gebiet zu den Vorreitern, was die Anwendung von sog. AR-Filter (World Lences Service) angeht. Die Benutzer haben damit die Möglichkeit in Realtime, während der Konversation verschieden AR-Objekte zum Erscheinungsbild hinzuzufügen. An sich ist es bis jetzt nur eine nette Spielerei. Diese könnte man aber potentiell weiterentwickeln und entsprechend kommerzialisieren lassen.

Die Aktie gehört bis auf weiteres auf die Watchlist. Zumal die Nachrichtenlage aktuell sehr negativ zu sein scheint. Die Analysten, die vor einigen Monaten noch von dem Wachstum überzeugt waren rechnen nun mit einem Kurzsturz. Der negative Katalysator wären in diesem Fall Snap-Aktien, die am 31 Juli und dem 31 August nach einem 90- bzw. 180-Tage Lock-Up frei werden.

snap
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