Der traditionelle Einzelhandel geht durch die Hölle - aber diese Aktien profitieren!

Im Einzelhandel tobt ein gnadenloser Kampf ums Überleben. Das Internet hat das alte Ladengeschäft in der Innenstadt oder auf der grünen Wiese ins Abseits manövriert. Heute wird mit ein paar Klicks im Internet bestellt. Die Ware steht am Folgetag vor der Haustüre. Viele Online-Händler und traditionelle Krämer bieten einen kostenlosen Versand an. Kaum jemand hat da noch Lust mit dem Auto herumzufahren und sich durch Einkaufshallen zu schlängeln. Zumal die Verkäufer ja nicht gerade freundlich sind, wenn man eine Frage hat.

Kaufhäuser wie J.C. Penney, Sears oder Macy’s machen massenweise ihre Filialen dicht. Sie entlassen tausende Mitarbeiter. Sie kommen kaum beim Kürzen der Kosten nach. So schnell bricht das Geschäft ein. Es sind aber nicht nur die Online-Händler Schuld.

Traditionelle Konkurrenten haben herausgefunden, wie sie die Oberhand gewinnen können. Die drei Mode-Discounter TJX, Ross Stores und Burlington zum Beispiel. Sie gewinnen Marktanteile. Ihre Kurse laufen, wie am Schnürchen gezogen, nach oben. Das Trio ist spannend.

Der Chef des schlingernden Traditionskaufhauses J. C. Penney, Marvin Ellison, sagt: "Wir glauben, es wird uns helfen, Filialen zu schließen, um unser Geschäft effizienter gegen die wachsende Gefahr der Onlinehändler zu machen." So kann man es sehen. Ich sehe es eher als Verzweiflungstat. 2007 notierte die Aktie noch bei über 80 USD. Mittlerweile dümpelt das Papierenen bei 6,30 USD. Schon mehrfach kursierten Gerüchte über einen Liquiditätsengpass. Bislang hat sich das nicht bewahrheitet. Aber mittel- und langfristig scheint das denkbar zu sein.

Warren Buffett hat sich vorsorglich von seiner Position an Wal-Mart getrennt. Er scheint dem Onlinehandel seinen Respekt zu zollen. Buffett äußerte sich mehrfach positiv über Amazon-Chef Jeff Bezos. Er bewundert den e-Commerce-Pionier. Investieren würde der Value Investor indes vermutlich nicht in Amazon. Ihm fehlt die nachhaltige Profitabilität und eine stetige Dividendenausschüttung.

Eines zeichnet sich ab: Der Onlinehandel wächst wie blöd. Davon profitiert das Onlinekaufhaus aus Seattle wie kaum ein anderer: Seit dem Börsengang im Mai 1997 explodierte der Amazon-Kurs um 56.000 %. Wäre man damals mit 2.000 Euro eingestiegen, hätte man heute 1,1 Mio. Euro. Der Kurs ist mit 853 USD teuer. Das KGV ist extrem.

Trotzdem würde ich jeden Kursrücksetzer nutzen, um eine Position aufzubauen. Nur wenige Aktien haben ein solches Kursfeuerwerk erlebt. Gründer Bezos baut den Umsatz prozentual zweistellig aus. Im 4. Quartal legte er um 22 % zu. Allerdings verdient das Konglomerat wenig Geld. 2016 klingelte ein Überschuss von 2,3 Mrd. USD in der Kasse, der Umsatz erreichte knapp 136 Mrd. USD.

Bezos investiert lieber ins Wachstum. Ob Video-Streaming, Web-Dienste, Datenbanksoftware oder Cloud Computing, all das beackert er. Bezos erobert alle digitalen Märkte, die Potenzial bieten. Der 53-jährige Milliardär will sich heute wichtige Marktanteile für die Zukunft sichern. Das Volumen soll schnell rauf. Er möchte keine Zeit verlieren. Seine Strategie leuchtet ein.

Der e-Commerce stiehlt dem konventionellen Einzelhandel die Show. Ein Erfolgsgeheimnis von Bezos sind zufriedenen Kunden. Das ist sein oberstes Ziel. Die Kundenabteilung ist kulant, wenn es Umtausch oder Rückerstattungen geht. Um die Loyalität zu erhöhen, führte Bezos "Amazon Prime" ein. Für 99 USD im Jahr genießen Mitglieder Vorteile, darunter fällt der kostenlose Versand innerhalb zweier Tage.

Millionen Menschen entschieden sich schon für den Premiumdienst, der übrigens das Streaming von Filmen ermöglicht. Damit konkurriert Amazon mit dem Streaming-Pionier Netflix. Regelmäßig übertrifft jedenfalls Bezos die Erwartungen der Wall Street. Seine Macht wird in einzelnen Segmenten wie dem Buchversand oder der Cloud immer größer. Einigen bereitet das Sorge. Für die Verbraucher besteht die Gefahr, dass eine Art Monopol heranwächst.

Um seinen Erfolg zu zementieren, schreckt Bezos vor Investitionen nicht zurück. Im Gegenteil. Er investiert wie im Rausch. Seine Logistikzentren dehnt er aus. Was als reiner Buchversand begann, ist ein Imperium geworden, das alles Denkbare vermarktet. Amazon nimmt vielen lahmen Händlern wichtiges Geschäft weg. Amazon gehört eindeutig zu den Gewinnern von Morgen. Daneben sehe ich Alphabet (die Muttergesellschaft von Google) gut aufgestellt. Deren Tochter YouTube hat immer mehr Zuschauer rund um den Globus. Bald wird das Streaming eines Films mehr Zuschauer haben als das klassische Kabelfernsehen.

Apple und Facebook sind ebenso zukunftsreiche Aktien. Facebook rollt den Online-Video-Markt auf. Außerdem greift Chef Mark Zuckerberg einen Gutteil des Online-Werbekuchens ab (neben Google).

Ein anderes Erfolgsmodell ist der Online-Reise-Anbieter Priceline. Die Aktie scheint nicht zu stoppen zu sein. Im Internetzeitalter muss man einfach die führenden Internetkonzerne im Depot haben. So einfach ist das. Analysten fassen die führenden Internetkonzerne gerne mit dem Begriff "FANG" zusammen. Die Initialen stehen für Facebook, Amazon, Netflix und Google. Wer diese Titel mittel- bis langfristig besitzt, dürfte das unter dem Strich kaum bereuen. Sollte eine FANG-Aktie einen Schwächeanfall auf der Kurstafel erleiden, würde ich einen Einstieg erwägen. Im Rückblick erwiesen sich Krisen bei diesen Aktien als Riesenchance.

Der weltweite eCommerce-Handel soll bis zum Jahr 2020 4 Bio. USD erreichen, was eine Verdopplung gegenüber 2016 entsprechen würde, sagen Fachleute voraus.

Was die traditionsreichen Modehäuser angeht, so befinden die sich auch in einem Abwärtsstrudel. In Deutschland haben Hugo Boss, Tom Tailor und Gerry Weber Kunden verloren. Die Kurse sind eingeknickt. In den USA haben GAP, Ralph Lauren, Coach, Michael Kors, Abercrombie & Fitch zu kämpfen. Ihr Geschäft wächst nicht mehr. Den Vorständen fehlt ein Konzept.

Es gibt allerdings welche, die wissen, wie man mit Mode in traditionellen Niederlassungen punktet. Nehmen Sie Zara. Die Spanier eröffnen rund um den Globus ihre Fast-Fashion-Zweigstellen namens Zara. Der Kurs des Mutterkonzerns Inditex befindet sich im Höhenflug. Die Pleitewelle dürfte in der Modebranche weiter gehen. Nur wenige werden den ruinösen Wettkampf überleben.

Der Umbruch verändert auch, wo die Menschen arbeiten werden. Jobs fallen massiv bei J.C. Penney, Sears, Best Buy weg. Online-Retailer wie Amazon stellen dagegen im Rekordtempo Mitarbeiter ein.

Fazit: Die FANG-Aktien sind trotz Kursrally mittel- bis langfristig aussichtsreich. Klar sind sie keine typischen Value-Schnäppchen mit einem niedrigen KGV. Ein anderer Hemmschuh: In den Kursen sind viele Vorschusslorbeeren enthalten.

Viel Erfolg wünscht
Ihr Tim Schäfer

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