ABB vollzieht den größten Umbau seiner Industriestruktur seit Jahren und verkauft seine Robotiksparte an die japanische SoftBank Group für 5,38 Mrd. USD. Mit diesem Schritt zieht der Schweizer Konzern einen Schlussstrich unter eines seiner prestigeträchtigsten Innovationsfelder und stärkt zugleich seine Bilanz. SoftBank erhält im Gegenzug Zugang zu modernster Automatisierungstechnologie und positioniert sich als globaler Treiber einer neuen auf KI fokussierten Industrie.
Zukünftig konzentriert sich ABB auf Elektrifizierung und Automatisierung
Ursprünglich wollte ABB die Robotiksparte im Jahr 2026 an die Börse bringen – als eigenständiges Unternehmen und logische Fortsetzung der schrittweisen Entflechtung des Konzerns. Nun entscheidet sich das Management für einen radikaleren Weg: den direkten Verkauf. Damit ersetzt ABB das geplante IPO durch sofortige Kapitalfreisetzung und konzentriert sich auf die margenstarken Kernfelder Elektrifizierung und Automatisierung. Konzernchef Morten Wierod bezeichnet SoftBank als "exzellentes neues Zuhause" für die Division. Bereits ab dem 4. Quartal 2025 wird ABB die Sparte als "nicht fortgeführte Aktivität" ausweisen.
SoftBank zündet die nächste Stufe der "Physical KI"
Für SoftBank ist der Milliardendeal mehr als ein Zukauf – er ist der Einstieg in die Ära der Physical KI, also die Verschmelzung von Robotik, KI, Chips und Rechenzentren. Die Japaner wollen ABBs industrielle Stärke mit ihren eigenen Kompetenzen in KI-Systemen, Cloud-Infrastruktur und Datenanalyse verbinden. Ziel ist es, Roboter zu entwickeln, die nicht mehr nur Befehle ausführen, sondern komplexe Prozesse verstehen und sich selbstständig anpassen. ABB wiederum sieht in SoftBanks Finanzkraft und Technologiezugang eine Chance, die Innovationszyklen der Robotiksparte deutlich zu beschleunigen. Der Abschluss der Transaktion ist für Mitte bis Ende 2026 geplant, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen.
Die Japaner konstruieren ein umfassendes Robotik-Ökosystem
Die Robotiksparte von ABB zählt zu den technologisch führenden Einheiten der Branche. Ihr Portfolio reicht von Industrierobotern über kollaborative Systeme bis hin zu Software- und Steuerungslösungen. ABB betont, dass das Robotikgeschäft in Märkte mit "anderen Charakteristika" eingebunden sei als die Kernbereiche Elektrifizierung und Automatisierung. Deshalb waren den synergetischen Effekten Grenzen gesetzt. SoftBank will die bestehende Technologieplattform und Kundenbasis mit Beteiligungen wie AutoStore, Berkshire Grey, Agile Robots, Skild AI und SoftBank Robotics vernetzen. Damit entsteht ein globales Robotik-Ökosystem, das Forschung, Fertigung und KI-Anwendungen enger verzahnen soll.
ABB will Milliardenerlös vorrangig in Elektrifizierung und Prozessautomation investieren
Die finanziellen Eckdaten unterstreichen die Dimension des Deals. ABB rechnet mit Nettoerlösen von etwa 5,30 Mrd. USD. Die Division beschäftigt rund 7.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2024 2,30 Mrd. USD Umsatz bei einer operativen EBITA-Marge von 12,10 %. Dies entsprach etwa 7 % des Konzernumsatzes. ABB plant, die frei werdenden Mittel für strategische Wachstumsfelder mobilisieren. Zu ihnen zählen insbesondere Elektrifizierung, digitale Energiesteuerung und Prozessautomation.
Milliardengeschäft katapultiert SoftBank in die erste Liga KI-basierter Robotik
Mit dem Verkauf zieht ABB eine klare Linie und öffnet zugleich ein neues Kapitel industrieller Transformation. SoftBank hingegen steigt mit seiner 5,38-Mrd.-USD-Wette zum zentralen Antreiber der KI-gestützten Robotik auf. Gemeinsam verkörpern beide Konzerne den Paradigmenwechsel der Automatisierung: weg von rein mechanischen Abläufen, hin zu lernfähigen, datengetriebenen Maschinen. Der Deal steht damit sinnbildlich für eine neue industrielle Realität, in der die Grenzen zwischen Software und Hardware fluide geworden sind.