Adobe (ADBE) steht unter wachsendem Druck durch Canva und neue KI-Tools, die kreative Arbeit vereinfachen. Investoren fürchten um Wachstum und Preissetzungsmacht. Doch Adobe begegnet dem mit einer tiefen Integration von KI in seine Kernprodukte und sicheren Workflows, eine Strategie, die sich im jüngsten Quartal bereits in Rekordumsätzen und steigenden wiederkehrenden Erlösen widerspiegelt. Die Aktie steigt nachbörslich um fast 3 % auf 360 USD.
Marke, Mission und der neue Wettbewerbsdruck
Adobe positioniert sich als Betriebssystem für kreative Arbeit, Dokumenten-Workflows und kundenzentriertes Marketing. Creative Cloud mit Photoshop, Illustrator, Premiere Pro und After Effects, Document Cloud rund um Acrobat und PDF sowie die Experience-Plattform für datengetriebene Customer Journeys bilden ein durchgängiges Ökosystem. Genau dieses Zusammenspiel gerät durch leichtgewichtige Design-Tools wie Canva und eine Flut generativer KI-Apps unter Druck. Die Sorge der Investoren ist groß. Wenn Kreativität kommerzialisiert wird, erodieren das Wachstum und die Preissetzungsmacht. Adobes Gegenstrategie lautet, KI tief in Kern-Workflows zu integrieren, die Auswahl führender Modelle in einer Oberfläche zu bündeln und kommerziell sichere Prozesse zu bieten – vom kreativen Briefing über die Produktion bis zur Ausspielung und Messung.
Rekordwerte spiegeln Nachfrage und konsequente Produktarbeit wider
Im 3. Quartal erzielte Adobe einen Rekordumsatz von 5,99 Mrd. USD, ein Plus von 11 % gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn stieg auf 1,77 Mrd. USD auf GAAP-Basis, während der bereinigte Gewinn je Aktie bei 5,31 USD lag, klar über den Erwartungen von 5,18 USD. Auch der operative Cashflow erreichte mit 2,2 Mrd. USD einen Bestwert. Besonders bemerkenswert sind die verbleibenden Leistungsverpflichtungen, die auf 20,44 Mrd. USD kletterten, ein Zuwachs von 13 % gegenüber dem Vorjahr. Diese Kennzahl zeigt, wie stark die künftige Umsatzbasis bereits abgesichert ist. Das Quartal erzählt vor allem eine Produktstory. Adobe hat KI nicht als Zusatz, sondern als Standardbedienung in seine Anwendungen eingebaut. Der konsequente Fokus auf nutzbaren Mehrwert – schneller vom Konzept zum Asset, präzisere Bearbeitung, sicherer Umgang mit Inhalten – spiegelt sich in Rekordumsätzen und einer wachsenden Vertragsbasis wider, ein Signal, dass die Innovationen beim Kunden ankommen und in wiederkehrende Nutzung münden.
Creative & Document Cloud - Firefly, Acrobat Studio und die neue Arbeitslogik
Im Segment Digitale Medien, das 4,46 Mrd. USD Umsatz generierte, stand die Integration generativer KI im Mittelpunkt. Die Firefly-App, inzwischen eigenständig buchbar, hat sich zu einem Kreativstudio für Bilder, Videos und Sounds entwickelt. Photoshop gewann mit der neuen Funktion "Harmonisieren" enorm an Zuspruch, weil Objekte automatisch in Farbe, Licht und Schatten angepasst werden und einen spürbaren Produktivitätsgewinn erzeugen. Illustrator brachte mit "Project Turntable" erstmals eine Möglichkeit, 2D-Designs realistisch zu drehen. Parallel hat Adobe mit Acrobat Studio die Document Cloud neu definiert. PDF Spaces verwandeln statische Dateien in kollaborative Wissenszentren, während der Acrobat AI Assistant den Dialog mit Dokumenten ermöglicht. Diese Neuerungen erklären, warum die monatlich aktiven Nutzer von Acrobat und Express um rund 25 % gegenüber dem Vorjahr zulegen konnten und der annualisierte wiederkehrende Umsatz für Digitale Medien auf 18,59 Mrd. USD anwuchs – ein Plus von 11,7 %.
Experience Cloud - GenStudio, AEP-Agenten und Sichtbarkeit im LLM-Zeitalter
Das Segment Digitale Erlebnisse erzielte im Quartal einen Umsatz von 1,48 Mrd. USD, getragen von einem Abonnementanteil von 1,37 Mrd. USD (+11 %). Treiber war vor allem GenStudio, das als KI-gestützte Content-Supply-Chain Unternehmen von der Planung bis zur Ausspielung begleitet. Die Adobe Experience Platform AEP wurde durch den Agent Orchestrator erweitert, der KI-Agenten wie den Data-Insights- oder den Product-Support-Agent integriert. Gleichzeitig adressiert Adobe mit dem neuen LLM Optimizer die Herausforderung, in generativen Suchergebnissen sichtbar zu bleiben. Diese Innovationen zeigen Wirkung. Die AEP-spezifischen Abonnementeinnahmen wuchsen im Jahresvergleich um über 40 %.
Kundennutzen und Adoption - Von Experimenten zu messbarem Geschäft
Dass die Strategie funktioniert, lässt sich an der schnellen Adaption ablesen. Die Zahl der aktiven Firefly-Nutzer wuchs im Quartalsvergleich um 30 %, die Firefly-Dienste für Unternehmen legten sogar um 68 % zu. Mehr als 14.000 Unternehmen setzten Express im Quartal neu ein, eine Vervierfachung gegenüber dem Vorjahr. Im Bildungsbereich verdoppelte sich die Nutzung durch Partnerschaften wie mit der California State University, die Hunderttausenden Studenten Zugang zu Express, Firefly und Acrobat AI Assistant verschafft. Auch bei Großkunden zeigt sich die Dynamik. Mehr als 40 % der 50 größten Unternehmenskunden haben ihre Ausgaben seit 2023 verdoppelt.
Prognoseanhebung und Vertrauen in KI-Monetarisierung
Adobe erhöhte erneut seine Prognosen. Für das Gesamtjahr wird nun ein Umsatz von 23,65 bis 23,70 Mrd. USD erwartet, gegenüber zuvor 23,5 bis 23,6 Mrd. USD. Auch die Gewinnerwartung wurde angehoben. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 20,80 bis 20,85 USD erreichen. Besonders auffällig ist, dass der KI-beeinflusste jährlich wiederkehrende Umsatz bereits bei über 5 Mrd. USD liegt und das Jahresziel für den rein KI-basierten Umsatz von 250 Mio. USD schon vorzeitig übertroffen wurde. Für das 4. Quartal rechnet Adobe mit einem Umsatz von über 6,1 Mrd. USD und einem Gewinn je Aktie zwischen 5,35 und 5,40 USD.
Wachstum durch Integration statt Insellösungen
Adobe liefert im 3. Quartal 2025 den Beweis, dass die Kombination aus Produktführerschaft und konsequenter KI-Integration gleichzeitig Wachstum und Profitabilität steigern kann. Rekordumsätze, ein stark wachsender ARR und volle Auftragsbücher unterstreichen die Marktnachfrage. Die eigentliche Stärke liegt jedoch in der Verzahnung. Firefly als Kreativstudio, Acrobat Studio als Schnittstelle zwischen Dokumenten und Produktivität und GenStudio als Marketingmotor machen Adobe zur Plattform, die von Einsteigern bis zu Fortune-100-Konzernen genutzt wird. Konkurrenz bleibt ein Thema, doch der Produkt-Burggraben zeigt sich robust und mit jedem neuen KI-Feature wird er breiter.