Die chinesische Suchmaschinen- und KI-Firma Baidu Inc. erlebt derzeit eine der stärksten Kursrallyes der vergangenen Jahre. Am Mittwoch sprangen die in Hongkong gehandelten Aktien um bis zu 17 % auf 131,90 HKD – der höchste Stand seit fast zwölf Monaten.
Eigene Chips statt Nvidia
Der Kurssprung steht im Zusammenhang mit Meldungen, dass Baidu inzwischen seinen Kunlun P800-Chip für das Training neuer Versionen seines Ernie-Sprachmodells nutzt. Bislang waren solche Aufgaben stark von Nvidia-Grafikprozessoren abhängig. Mit der Eigenentwicklung kann Baidu diese Abhängigkeit teilweise reduzieren und sich zugleich in Chinas Strategie zur technologischen Selbstständigkeit einfügen.
Strategische Allianz mit Staatskonzern
Ebenfalls kursstützend wirkt ein frisch abgeschlossenes Rahmenabkommen mit der staatlichen China Merchants Group. Ziel ist es, Künstliche Intelligenz in Sektoren wie Transport, Finanzdienstleistungen und Immobilien einzusetzen. Geplant sind unter anderem KI-gestützte Logistiklösungen, digitale Assistenten sowie Anwendungen großer Sprachmodelle in der Industrie.
Analysten heben Bewertung an
Auch von Analystenseite gab es Rückenwind: Das Research-Haus Arete stufte die Baidu-ADRs von "Sell" auf "Buy" hoch. Laut Bloomberg war es die letzte noch bestehende Verkaufsempfehlung am Markt – ein Signal, das Anleger zusätzlich ermutigte.
Einordnung
Baidus Aufstieg fällt in eine Phase, in der Peking den Einsatz ausländischer Chips zunehmend einschränkt. So haben Regulierungsbehörden zuletzt von der Nutzung der neuen Nvidia-H20-Prozessoren abgeraten, um die einheimische Chipindustrie zu stärken.
Fazit
Mit dem Vorstoß in die eigene Chipentwicklung und der breit angelegten KI-Kooperation mit einem der größten Staatskonzerne des Landes setzt Baidu ein klares Signal: Der Wandel vom klassischen Werbe- und Suchmaschinenanbieter hin zu einem zentralen Technologie- und KI-Player nimmt deutlich Fahrt auf.