BYD, Chinas unangefochtener Elektroauto-Champion und weltweiter Innovationstreiber, hat im Juli 2025 erstmals seit Monaten einen Dämpfer erlitten. Nach einem beispiellosen Wachstum im NEV-Segment brechen die Auslieferungen spürbar ein, ausgerechnet in einer Phase, in der der Konzern mit aggressiver Preisstrategie, globaler Expansion und technologischer Dominanz westliche Hersteller wie Volkswagen, Tesla und Ford unter Druck setzt. Während das BEV-Geschäft weiter boomt, schwächeln die Plug-in-Hybride, und die Europa-Offensive gerät ins Stocken. Handelt es sich nur um eine Verschnaufpause oder um das erste Warnsignal einer Abkühlung im chinesischen E-Mobilitätsrausch?
Marktführer mit globalen Ambitionen – und wachsende Gefahr für den Westen
BYD ist längst mehr als nur ein chinesischer Autohersteller. Das Unternehmen vereint die Geschäftsbereiche Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge, Batterietechnologie, Energiespeichersysteme und Nutzfahrzeuge unter einem Dach. Als globaler Innovationsführer hat BYD die Transformation des chinesischen Automarkts maßgeblich mitgestaltet und ist zum Synonym für den NEV-Boom (New Energy Vehicles) geworden. Mit einer aggressiven Preispolitik und wachsender Exportoffensive drängt BYD nicht nur in Schwellenmärkte, sondern zunehmend auch auf europäische und US-Märkte – und wird damit zur ernsthaften Bedrohung für Hersteller wie Volkswagen, Stellantis, Tesla und Ford. Der Aufstieg kommt in einer Phase, in der China seinen Vorsprung in der E-Mobilität massiv ausbaut und die globale Industrie mit Preiskämpfen und technologischen Innovationen unter Druck setzt.
Juli-Zahlen – Erster Rückgang seit Jahresbeginn
Nach Monaten ununterbrochenen Wachstums musste BYD im Juli 2025 erstmals einen Dämpfer hinnehmen. Mit 341.030 ausgelieferten Fahrzeugen lag der Wert deutlich unter den 377.628 Einheiten im Juni und stagnierte im Vergleich zum Vorjahresmonat. Besonders auffällig ist, dass die reinen Batterieelektrofahrzeuge (BEVs) zwar um über 40 % gegenüber dem Vorjahr auf 177.887 Einheiten zulegten, doch die Plug-in-Hybride (PHEVs) um fast 23 % gegenüber Juni einbrachen. Auch im Produktionsbereich zeigte sich eine ähnliche Tendenz. Insgesamt liefen 317.892 Fahrzeuge vom Band, darunter 160.050 BEVs und 155.219 PHEVs. Bei Nutzfahrzeugen wie elektrischen Bussen und Spezialfahrzeugen konnten die Auslieferungen hingegen kräftig zulegen. Die installierte Batteriekapazität erreichte im Juli 22,35 GWh, seit Jahresbeginn bei kumulierten 156,88 GWh – ein Indikator für die weiterhin hohe Produktionsleistung im Energiesegment.
Verzögerung in Ungarn – Europaexpansion mit Bremse
Während BYD seine internationale Präsenz ausbaut, muss das Prestigeprojekt in Europa warten. Die Massenproduktion im neuen ungarischen Werk in Szeged wird von 2025 auf 2026 verschoben. Zudem soll das 4 Mrd. Euro teure Werk in den ersten zwei Jahren deutlich unter seiner geplanten Kapazität von 300.000 Fahrzeugen jährlich laufen. Insider erwarten eine allmähliche Steigerung bis 2027, aber weiterhin unter Plan. Parallel will BYD schneller als gedacht in der Türkei mit der Fertigung beginnen, angelockt von den niedrigeren Produktionskosten. Die Verzögerung in Ungarn könnte Wettbewerbern in Europa vorerst Luft verschaffen, schmälert aber nicht BYDs langfristige Ambitionen.
Blick auf die Konkurrenz – gemischtes Bild bei chinesischen E-Autobauern
Auch andere chinesische Hersteller spürten den Wettbewerbsdruck im Juli. Li Auto verzeichnete mit 30.731 Auslieferungen ein Minus von rund 39,7 % zum Vorjahr, Nio kam auf 21.017 Einheiten, ein Rückgang von 2,7 % gegenüber Juli 2024. Beide präsentierten Ende Juli neue SUV-Modelle, um den Absatz wieder anzukurbeln. Xpeng hingegen meldete einen neuen Rekord von 36.717 Fahrzeugen – der neunte Monat in Folge über der 30.000er-Marke. Xiaomi steigerte die Auslieferungen auf über 30.000 Einheiten, Leapmotor erreichte mit 50.129 Fahrzeugen ein Allzeithoch. Aito, unterstützt von Huawei, kam auf 47.752 Fahrzeuge, davon 40.753 aus der erfolgreichen Wenjie-Serie. Lediglich Zeekr stagnierte bei 16.977 Einheiten.
Vorbote einer Abkühlung oder nur eine Atempause?
Der Rückgang der BYD-Auslieferungen im Juli könnte ein Warnsignal für eine bevorstehende Wachstumsabkühlung sein oder schlicht eine Folge des intensiven Preiskampfs, der Margen und Nachfrage kurzfristig beeinflusst. Die starke BEV-Performance und die ungebrochen hohe Batteriekapazität sprechen für ein robustes Fundament, doch die Schwäche bei PHEVs und die Produktionsverzögerung in Europa werfen Fragen auf. Angesichts des verschärften Wettbewerbs unter chinesischen Herstellern und zunehmender Gegenwehr aus Europa und den USA wird entscheidend sein, ob BYD im 2. Halbjahr wieder in die Wachstumszone zurückkehrt – oder ob der NEV-Boom tatsächlich erste Risse zeigt.