Die Welle rund um künstliche Intelligenz treibt die US-Börsen weiter auf Rekordstände. Zuletzt standen erneut Nvidia und andere KI-nahe Aktien an der Spitze der Kursgewinne. In den vergangenen Wochen kamen weitere Impulse hinzu: Dell verdoppelte seine Wachstumsprognose aufgrund steigender KI-Nachfrage, AMD schloss einen mehrjährigen Chip-Deal mit OpenAI, und auf der OpenAI-Entwicklerkonferenz wurden neue Produkte sowie Partnerschaften mit Samsung, SK Hynix, Nvidia, Oracle und Broadcom vorgestellt. TSMC meldete ein Umsatzplus von 30 % im dritten Quartal – getrieben durch KI-Chips –, und die US-Regierung genehmigte Milliardengeschäfte von Nvidia mit den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Massive Investitionen, aber auch wachsende Zweifel
Diese Abfolge an Deals verdeutlicht den enormen Kapitalzufluss in den KI-Sektor. Laut Schätzungen fließen Hunderte Milliarden USD in neue Rechenzentren und Infrastruktur. Gleichzeitig mehren sich Stimmen, die vor "zirkulären Investitionen" innerhalb des KI-Ökosystems warnen – also vor einer potenziellen Blasenbildung, bei der Gewinne vor allem durch gegenseitige Beteiligungen und nicht durch reale Wertschöpfung entstehen.
Wachstum durch Kooperation statt Konkurrenz
UBS CIO Mark Haefele sieht jedoch gute Gründe, dem Thema treu zu bleiben. Die jüngsten Ankündigungen von OpenAI zeigen, dass die Nachfrage nach Rechenleistung weiter steigt. Kooperationen mit AMD und Nvidia zielen nicht auf Kannibalisierung bestehender Plattformen, sondern auf den Ausbau gemeinsamer Kapazitäten. Bis zu 16 Gigawatt neuer Infrastruktur sind in Planung – ein Indiz für eine robuste, kooperative Wachstumsphase der gesamten Branche.
Adoption und Monetarisierung beschleunigen sich
Auch die Nutzung von KI im Alltag wächst rapide. Einer aktuellen Microsoft-Umfrage zufolge verwenden bereits 26 % der US-Amerikaner täglich KI-Tools, in Märkten wie den VAE oder Singapur sind es sogar 59 %. Das birgt erhebliches Produktivitätspotenzial, sobald die US-Wirtschaft nachzieht. Zudem zeigt die Integration von Kauf- und Empfehlungssystemen in Sprachmodelle, dass Monetarisierung nun konkret Gestalt annimmt. Laut Prognosen sollen die globalen KI-Umsätze bis 2030 jährlich um 41 % wachsen und dann rund 2,6 Bio. USD erreichen.
Bewertungen unter Kontrolle – Marktgröße enorm
Trotz der Rally liegen die Bewertungen der großen Tech-Konzerne noch unter den Extremen der Dotcom-Ära. Viele Unternehmen weisen heute ein Vielfaches an Cashflow und Substanz auf. Zudem dürfte das adressierbare Marktvolumen für KI elfmal größer sein als in früheren IT-Zyklen. Das spricht für ein strukturelles und nicht bloß zyklisches Wachstumsthema.
Fazit: Fundamentale Rally mit Rückenwind
Zwar bleibt das Risiko kurzfristiger Rückschläge bestehen, doch die Kombination aus starken Fundamentaldaten, dynamischer Adoption und einem günstigen makroökonomischen Umfeld spricht für weiteres Potenzial. Haefele erwartet, dass die weltweiten KI-Investitionen in diesem Jahr um 67 % auf 375 Mrd. USD steigen und 2026 die Marke von 500 Mrd. USD überschreiten. Anleger sollten Rücksetzer für den Aufbau gestaffelter Positionen nutzen – idealerweise breit gestreut über Software, Hardware und Halbleiter hinweg. Der KI-Zyklus scheint noch längst nicht am Ende.