Mercedes-Benz erlebt im laufenden Jahr einen spürbaren Gegenwind, doch die Börse reagiert bemerkenswert gelassen. Obwohl der Gewinn des Premiumherstellers massiv fällt, legt die Aktie aktuell um mehr als 5 % zu. Das Unternehmen verweist auf ein weiterhin schwieriges Marktumfeld, zeigt sich aber entschlossen, den eingeschlagenen Kurs weiterzugehen. "Wir sind mit vollem Fokus auf Technologie und Profitabilität unterwegs", heißt es aus dem Management.
Besonders das Kerngeschäft mit PKWs drückt auf den Gewinn
In den ersten 9 Monaten dieses Jahres hat Mercedes-Benz nach Unternehmensangaben rund 50 % weniger Nettogewinn erzielt und kommt nur noch auf etwa 5,3 Mrd. Euro. Besonders im Pkw-Kerngeschäft verschärfen höhere Produktionskosten, der Preisdruck im Premiumsegment und umfangreiche Ausgaben für Elektromobilität und Software die Situation. Der Konzern betont, in einem "intensiven Wettbewerbsumfeld" zu agieren. Zudem setzen Tesla und chinesische Hersteller auf eine aggressive Preispolitik und beschleunigen den technologischen Wettlauf. "Wir müssen Kosten reduzieren und gleichzeitig zukunftsfähig bleiben", heißt es dazu von Mercedes. Gleichzeitig belasten schwache Rahmenbedingungen die Geschäfte: In China agieren vermögende Kunden derzeit zurückhaltender, in den USA wirken Strafzölle ergebnisdämpfend und in Europa drosselt eine abflauende Wirtschaft die Kaufbereitschaft.
Absatzrückgänge in allen Kernregionen
Auch die Absatzentwicklung drückt deutlich auf die Zahlen. Weltweit lieferte Mercedes im Zeitraum vom 1. bis zum 3. Quartal rund 1,34 Mio. Fahrzeuge aus – ein Rückgang von 8 % im Vergleich zum Vorjahr. In China ging der Absatz sogar um 18 % auf 418.300 Fahrzeuge zurück. Mercedes argumentiert, man wolle im größten Automarkt der Welt keine Marktanteile "um jeden Preis" sichern, da dort ein ruinöser Wettbewerb herrsche. Gleichzeitig stellen chinesische Anbieter das Unternehmen mit einer Vielzahl günstiger Elektrofahrzeuge vor zusätzliche Herausforderungen.
S-Klasse, G-Modell und EQS als Pfeiler der Renditestrategie
Mercedes richtet sein Portfolio gezielt auf margenstärkere Fahrzeuge im Luxusbereich aus, darunter die S-Klasse, das G-Modell und der vollelektrische EQS. Zusätzlich wurden in diesem Jahr neue elektrische Varianten auf Basis von CLA und GLC vorgestellt. Im kommenden Jahr sollen vollelektrische Modelle der besonders wichtigen C- und E-Klasse folgen. Ziel ist es, das Angebot im oberen Segment zu stärken und zugleich die Profitabilität zu sichern. Parallel investiert der Konzern in Softwaredienste und automatisierte Fahrfunktionen, während Effizienzprogramme die Produktionskosten nachhaltig senken sollen.
Jahresprognose trotz anhaltend schwacher Nachfrage im Premiumsegment bestätigt
Der Umsatz lag im Zeitraum vom 1. bis zum 3. Quartal mit rund 109 Mrd. Euro nahezu auf Vorjahresniveau. Die operative Entwicklung fiel jedoch schwächer aus. Der Cashflow aus dem Industriegeschäft gab nach und der Absatz blieb hinter den Erwartungen zurück. Hinzu kommen finanzielle Belastungen aus Sonderaufwendungen: Im 3. Quartal summierten sich diese auf rund 1,4 Mrd. Euro, größtenteils für Abfindungen im Rahmen des Sparprogramms "Next Level Performance". Der Konzern plant Einsparungen von insgesamt rund 5,0 Mrd. Euro bis 2027, wovon etwa 1,0 Mrd. Euro auf den Personalbereich entfallen soll. Das Programm läuft bis Ende März 2026 und richtet sich an rund 40.000 Beschäftigte außerhalb der Produktion. Tausende Mitarbeiter haben das Unternehmen bereits verlassen, nachdem zu Beginn besonders hohe Abfindungen angeboten wurden. Kurzfristig belastet das die Kasse, langfristig soll es die Kosten senken. Ein zusätzliches Risiko ergibt sich aus geopolitischen Spannungen: So könnte die Versorgung mit Halbleitern des wichtigen Zulieferers Nexperia ins Stocken geraten. Mercedes sieht sich zwar kurzfristig abgesichert, arbeitet aber bereits an Alternativen, um mögliche Engpässe zu vermeiden. Einen Lichtblick bot das Nutzfahrzeuggeschäft, das einen Teil der Rückgänge im Pkw-Bereich kompensierte. Obwohl die Nachfrage im Premiumsegment "eingetrübt" sei, hält Mercedes an seiner Jahresprognose fest.
Anleger setzen auf ein Comeback ab 2026
Dass die Aktie steigt, obwohl die Ertragslage deutlich schwächer ist, zeigt das Vertrauen der Anleger in die mittelfristige Stärke von Mercedes. Der Markt bewertet, dass Kostendisziplin, ein hochwertiges Fahrzeugportfolio und technologische Innovationen sich in den kommenden Jahren auszahlen könnten. Investoren setzen darauf, dass Mercedes die aktuelle Talsohle überwindet und gestärkt aus der Transformationsphase hervorgeht.






