Marktumfeld hellt sich auf
Die Aktie von Novo Nordisk zieht am Mittwoch um rund 3 % an. Anleger nutzen den jüngsten Rücksetzer nach Gewinnwarnungen, CEO-Wechsel und einer Abstufung durch Morgan Stanley zum Einstieg. Gestützt wird die Erholung durch ein freundliches Branchenumfeld: Der europäische Gesundheitssektor zählt zu den Tagesgewinnern. Besonders die FDA-Zulassung eines Novartis-Medikaments und das Abflauen der Sorgen vor massiven Arzneimittelpreis-Eingriffen in den USA heben die Stimmung. Hintergrund ist ein Abkommen zwischen Pfizer und US-Präsident Donald Trump, das den Druck auf die Branche vorerst mildert.
Alzheimer-Daten als Schicksalsmoment
Im Mittelpunkt steht für Investoren zudem die Alzheimer-Forschung. Zwei große Phase-III-Studien mit einer Tablettenvariante von Semaglutid sollen bis Jahresende Ergebnisse liefern. Gelingt der Nachweis eines kognitiven Nutzens, wäre das für Novo Nordisk ein Meilenstein und könnte die Aktie kräftig beflügeln. Scheitert die Studie, droht dagegen ein empfindlicher Dämpfer.
Analysten zwischen Vorsicht und Hoffnung
Die Analystenlage bleibt stark gespalten und unterstreicht die Unsicherheit rund um die entscheidenden Alzheimer-Studien. Morgan Stanley sieht die Erfolgsaussichten bei lediglich 25 % und warnt davor, dass im Fall enttäuschender Ergebnisse ein Kursrückgang von bis zu 10 % drohen könnte. Das Institut verweist insbesondere auf methodische Einschränkungen im Studiendesign, darunter den hohen Anteil an Probanden mit normalem Body-Mass-Index und ohne Typ-2-Diabetes – eine Patientengruppe, die nach Einschätzung der Analysten weniger wahrscheinlich von GLP-1-Wirkstoffen profitiert.
Ganz anders die Einschätzung von Goldman Sachs: Die US-Bank spricht von einem "nach oben verzerrten" Chancen-/Risikoprofil und hält selbst Teilerfolge für ausreichend, um die Wahrnehmung von Novo Nordisk am Kapitalmarkt grundlegend zu verändern. Schon der Nachweis begrenzter kognitiver Verbesserungen könnte den Weg für eine deutlich breitere Indikation von Semaglutid ebnen und die Fantasie über den Adipositas- und Diabetes-Markt hinaus anfachen.
Auch die Danske Bank sieht mehr Licht als Schatten. Sie verweist auf Auswertungen von Patientendatenbanken, die konsistent Hinweise auf eine gewisse kognitive Schutzwirkung von GLP-1-Medikamenten liefern. Zwar ersetzen solche retrospektiven Analysen keine klinischen Wirksamkeitsnachweise, doch sie nähren die Hoffnung, dass die großen Phase-III-Studien zumindest positive Trends aufzeigen könnten. Für Investoren sei es daher wichtig, dieses Potenzial nicht zu unterschätzen – insbesondere angesichts der zuletzt unter Druck stehenden Bewertung von Novo Nordisk.