Am 5. August 2025 nach Börsenschluss veröffentlichte das auf Hochleistungsnetzwerke spezialisierte US-Unternehmen Arista Networks seine Quartalszahlen zum 2. Fiskalquartal (endend am 30. Juni), die in Umsatz, Gewinn und Ausblick deutlich über Erwartungen lagen und den Aktienkurs nachbörslich prozentual zweistellig ins Plus katapultierten.
Starke Zahlen – noch stärkerer Ausblick
Der Umsatz kletterte im Q2 um 30,4 % auf 2,205 Mrd. USD – gut 100 Mio. USD über der eigenen Prognose. Der Gewinn je Aktie (Non-GAAP EPS) stieg um 37,7 % auf 0,73 USD. Besonders bemerkenswert: Das operative Ergebnis überschritt mit 1,08 Mrd. USD erstmals die Milliardenmarke – eine klare Ansage an die Konkurrenz und ein Beleg für Aristas Fähigkeit, profitables Wachstum zu skalieren.
CFO Chantelle Breithaupt betonte zudem die beeindruckende Bruttomarge von 65,6 % – weit über dem Branchenschnitt. Möglich machten das unter anderem optimiertes Bestandsmanagement, stabile Lieferketten sowie eine punktgenaue Preisstrategie.
AI als Wachstumstreiber – 750 Mio. USD aus dem Nichts
Doch es sind weniger die reinen Zahlen, die Arista derzeit zu einem der spannendsten Titel im Tech-Sektor machen – es ist der Blick in die Zukunft. CEO Jayshree Ullal sprach im Earnings Call offen von einer "Once-in-a-Lifetime Opportunity", das Unternehmen zu einem zentralen Player in der neuen AI-Infrastruktur aufzubauen.
Das zeigt sich nicht nur in den Zahlen: Allein im Bereich Back-End-AI-Netzwerke strebt Arista in diesem Jahr einen Umsatz von 750 Mio. USD an – gegenüber nahezu null im Jahr 2022. Für das Gesamtjahr 2025 wurde die Umsatzprognose kurzerhand um 550 Mio. USD auf nun 8,75 Mrd. USD angehoben. Das entspricht einem erwarteten Wachstum von 25 %, nachdem man noch im Februar konservative 17 % anvisierte.
Ethernet statt InfiniBand: Der Markt dreht sich in Aristas Richtung
Aristas strategischer Vorteil liegt im Netzwerkstandard: Während viele AI-Rechenzentren traditionell auf proprietäre InfiniBand-Verbindungen (z. B. von Nvidia) setzen, setzt Arista auf Ultra Ethernet, unterstützt durch das "Ultra Ethernet Consortium". Diese offene, standardisierte Architektur dürfte sich mittelfristig durchsetzen – zum Vorteil für Anbieter wie Arista, die bereits ausgereifte Lösungen liefern.
Zentral ist dabei das firmeneigene Netzwerk-Betriebssystem EOS sowie die neue Produktsuite Etherlink, die inzwischen über 20 spezialisierte Komponenten für skalierbare AI- und Cloud-Netzwerke umfasst. Das Ziel: Engpässe in der GPU-Kommunikation beseitigen, Auslastung maximieren – und so die Kapital- und Energiekosten von Kunden drastisch senken.
Neue Märkte: VeloCloud, Campus-Netzwerke und MSPs
Mit der Übernahme des SD-WAN-Anbieters VeloCloud erschließt sich Arista gezielt den Enterprise- und Campusmarkt. Die Technologie ergänzt Aristas bestehende Data-Center-Infrastruktur und adressiert die steigende Nachfrage nach standortübergreifenden, KI-fähigen Netzwerken – etwa im Einzelhandel oder bei verteilten Unternehmensstandorten.
Besonders interessant: VeloCloud bringt eine starke MSP-Partnerschaftsstruktur mit, die Arista bislang kaum bespielt hat. COO Todd Nightingale, ehemals bei Cisco Meraki und Fastly, soll diesen neuen Go-to-Market-Kanal strategisch ausbauen. Erste Impulse zeigen sich bereits: Das Zielvolumen im Campus-Segment wurde auf bis zu 800 Mio. USD für 2025 erhöht – Tendenz steigend.
Wettbewerb? Ja – aber Arista hat die Antwort
Im Call wurde mehrfach auf die starke Konkurrenzsituation durch Anbieter wie Nvidia, Cisco oder Celestica verwiesen. CEO Ullal zeigte sich gelassen. Die Differenzierung bestehe nicht nur in der Technik, sondern auch in der Kundennähe und Effizienz: "Unsere Innovation, unsere Plattform und unsere Kundenbeziehung – diese Kombination macht uns einzigartig", so Ullal. Mit Blick auf Margen und Skalierbarkeit gehört Arista ohnehin zur Elite der Branche: 48,8 % operative Marge, 41,9 % Netto-Marge – bei gleichzeitig wachsenden Marktanteilen.
Souveräne KI und "Neoclouds" im Kommen
Ein weiterer Wachstumsimpuls könnte in den kommenden Jahren aus dem Bereich national betriebener AI-Infrastrukturen ("Sovereign AI") und sogenannter Neoclouds kommen. Auch wenn ein strategischer Kunde in diesem Segment kürzlich weggebrochen ist, sieht das Management hier mittel- bis langfristig erhebliches Potenzial – vor allem außerhalb der etablierten Hyperscaler.
10-Mrd.-Ziel zwei Jahre früher?
CFO Breithaupt bekräftigte abschließend Aristas mittelfristige Ambitionen: Für das Geschäftsjahr 2026 strebt man einen Umsatz von 10 Mrd. USD an – ein Ziel, das ursprünglich erst für 2028 vorgesehen war. Das Geschäftsmodell dafür steht: Eine stabile Kombination aus AI-Infrastruktur, Cloud-Konnektivität und Enterprise-Netzwerken. Der starke operative Cashflow von 1,2 Mrd. USD und ein Cashbestand von 8,8 Mrd. USD unterstreichen die finanzielle Schlagkraft, mit der Arista diesen Weg gehen will.