Huawei rückt vom Netzwerkgiganten zum KI-Infrastruktur-Champion auf. Mit seinen Ascend-KI-Beschleunigern, Atlas-/TaiShan-Servern, GaussDB und dem neuen UnifiedBus-Interconnect formt der Konzern eigene SuperPoDs und SuperCluster, die Nvidias (NVDA) Roadmap frontal adressieren. Während Chinas Regulierer Bestellungen für Nvidia-KI-Chips ausbremsen und CEO Jensen Huang enttäuscht reagiert, nutzt Huawei die Lücke mit einer aggressiven Produkt- und Ökosystem-Offensive vom Hyperscale-Training bis zur letzten Meile im Mittelstand.
Huawei entwickelt sich vom Netzwerkgiganten zum KI-Infrastruktur-Champion
Huawei hat sich vom Telekom-Ausrüster zu einem Full-Stack-Anbieter für Rechen-, Speicher- und Netzwerktechnik entwickelt. Es besitzt mit Ascend eigene KI-Beschleuniger, Server-Plattformen mit Atlas und TaiShan, sowie Datenbanken unter dem Namen GaussDB und Cloud-Dienste. Auf der HUAWEI CONNECT 2025 stellte der Vorsitzende Eric Xu die strategische Ausrichtung klar vor. "Rechenleistung ist der Schlüssel zur KI – besonders in China." Huawei will dieses Ziel mit eigenen Chips und Systemen liefern und dafür eine neue Verbindungsschicht zwischen zehntausenden Beschleunigern etablieren.
SuperPoDs & SuperCluster – Huaweis Antwort auf Nvidias KI-Vorherrschaft
Kern der Offensive sind neue KI-Superknoten. Der Atlas 950 SuperPoD mit bis zu 8.192 Ascend-NPUs und der Atlas 960 SuperPoD mit bis zu 15.488 NPUs. Darüber hinaus plant Huawei den Atlas 950 SuperCluster mit über 500.000 NPUs sowie den Atlas 960 SuperCluster mit über einer Mio. NPUs. Die Systeme setzen auf UnifiedBus 2.0, ein offenes, latenzarmes Interconnect-Protokoll, das große Distanzen rein optisch überbrückt und tausende Chips zu einem logischen Rechner verbindet. Ziel ist es, Training und Inferenz großer Modelle mit hoher Bandbreite und Verfügbarkeit zu skalieren und damit Nvidias Roadmap frontal anzugreifen. Laut Huawei starten die Serien 950/960 gestaffelt ab dem 4. Quartal 2026 bzw. dem 4. Quartal 2027.
Groundbreaking Interconnect – die Botschaft der Eric-Xu-Keynote
Xu skizzierte einen mehrjährigen Chip-Fahrplan. Die Ascend 950-Serie für Prefill/Training mit neuen Niedrigpräzisionsformaten wie FP8/FP4 und proprietärem HiF-Format soll eine deutlich gesteigerte Link-Bandbreite liefern. Darauf aufbauend der Ascend 960 mit nochmals verdoppelter Rechen- und Speicherbandbreite sowie Ascend 970 als nächster Sprung. Ergänzend kommt TaiShan 950 SuperPoD als universeller Großrechner-Ersatz in Kombination mit GaussDB, sowie Kunpeng-Server-CPUs für generisches Computing. Die technische Verknüpfung bildet UnifiedBus 2.0, dessen Spezifikation Huawei als Einladung an ein offenes Ökosystem veröffentlicht.
Intelligenz für den Mittelstand – die eKit-Lösungen für die letzte Meile
Mit den "4+10+N" eKit-Lösungen adressiert Huawei typische Szenarien wie Büro, Hotel, Bildung und Gesundheitswesen für kleine und mittlere Unternehmen. Vorgeprüfte Komplettpakete kombinieren Netzwerk, Security, Collaboration und KI-Funktionen, sodass Installateure schnell implementieren und Unternehmen ohne tiefes KI-Know-how produktiv werden. Neue Router- und IdeaHub-Generationen, gebündelte Entwicklungsumgebungen und zentrales Management sollen die Hürden für KI-Einführung mit Fokus auf Effizienz, Sicherheit und geringeren Betriebskosten spürbar senken.
10 Tech-Megatrends bis 2035 – Huaweis Blick nach vorn
Im Whitepaper "Intelligent World 2035" nennt Huawei zehn technologische Trends. Von AGI mit stärkerer physischer Verankerung über den Siegeszug von KI-Agenten, Natural-Language-Interfaces und agentischem App-Ökosystem bis hin zu Level-4-Autonomie, einem radikal größeren Rechen- und Speicherbedarf, einem Agenten-Internet und KI-gestützter Energiewende. Die Prognosen verknüpfen Technologiepfade mit Branchenfolgen in Bildung, Gesundheit, Finanzen, Fertigung und Energie und bekräftigen Huaweis massiven strategischen Ausbau der Rechenkapazitäten.
Wachsende China-Last für Nvidia – Regulierer drehen den Hahn zu
Zeitgleich verschärft Pekings Internetaufsicht den Druck auf Nvidia. Führende Tech-Konzerne wie ByteDance und Alibaba sollen Bestellungen und Tests für den speziell angepassten RTX Pro 6000D stoppen, um die Abhängigkeit von US-Technik zu reduzieren. Nvidias Aktie reagierte daraufhin schwächer. CEO Jensen Huang zeigte sich sehr "enttäuscht", verwies aber auf größere geopolitische Agenden zwischen den USA und China. Kurzfristig erhöht das die Unsicherheit für Nvidias China-Umsätze, mittelfristig beschleunigt es den Aufbau lokaler Alternativen, wovon Anbieter wie Huawei mit ihren Ascend-Systemen strukturell profitieren könnten.
Der neue KI-Block von Huawei zeigt eine Rechenmacht aus Shenzhen
Huawei positioniert sich mit SuperPoDs, SuperClustern und einem offenen Hochleistungs-Interconnect als Architekt einer chinesischen KI-Infrastruktur, die ohne westliche Spitzenknoten auskommt. Die KMU-Offensive mit eKit und der 2035-Fahrplan verankern die Strategie von der Hyperscale-Ebene bis zur letzten Meile. Parallel drückt die Regulierung Nvidias China-Geschäft und gibt den lokalen Unternehmen in China Rückenwind. Ob Huawei die ambitionierten Leistungsversprechen in der Praxis und im Software-Ökosystem dauerhaft einlöst, bleibt zu beobachten. Die Richtung ist jedoch unmissverständlich. Mehr Rechenleistung, mehr Eigenständigkeit, mehr Wettbewerb im KI-Datacenter.