Samsung Electronics hat im 1. Quartal 2025 die Erwartungen der Märkte klar übertroffen. Mit einem operativen Gewinn von 6,6 Bio. KRW (umgerechnet rund 4,5 Mrd. USD) konnte der Elektronikriese seine Prognosen weit übertreffen – Analysten waren zuvor nur von rund 5,1 Bio. KRW ausgegangen.
Treiber des Erfolgs waren neben stabilen Smartphoneverkäufen vor allem die gestiegene Nachfrage nach Speicherchips. Analysten gehen davon aus, dass auch die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf Halbleiterprodukte eine kurzfristige Sogwirkung erzeugten: Kunden könnten aus Sorge vor Preissteigerungen gezielt vorzeitig geordert haben – insbesondere im für Samsung lukrativen Smartphonegeschäft.
KI in der Hosentasche wird Realität
Besonders spannend: Die Integration von KI-Funktionen direkt in neue Smartphones entwickelt sich zum Verkaufsargument. Damit erreicht generative KI erstmals den Massenmarkt – ein Trend, der Softwareanbieter, Chiphersteller und Geräteproduzenten gleichermaßen beflügelt.
Starke Verkäufe, aber strukturelle Schwächen bei HBM-Chips
Doch trotz des starken Gesamtergebnisses offenbart der Blick ins Detail auch Schwächen – insbesondere bei den zukunftsträchtigen HBM-Chips (High Bandwidth Memory), die für rechenintensive KI-Anwendungen unverzichtbar sind.
Diese Chips ermöglichen es, enorme Datenmengen in kürzester Zeit zu übertragen – etwa in Anwendungen der generativen Künstlichen Intelligenz oder im High-Performance-Computing. Gerade Unternehmen wie Nvidia, deren GPUs das Rückgrat moderner KI-Rechenzentren bilden, sind auf Hochleistungsspeicher wie HBM angewiesen.
Und genau hier hat Samsung derzeit einen Nachteil: Die Konkurrenten SK Hynix und Micron haben technologisch die Nase vorn. Beide liefern bereits fortschrittlichere Versionen von HBM3E-Chips, während Samsung mit Verzögerungen bei der Entwicklung kämpft. Branchenkenner berichten, dass Samsung es bislang nicht geschafft hat, Nvidia als Abnehmer für seine HBM-Lösungen zu gewinnen – ein schwerer Rückschlag in einem boomenden Marktsegment.
Analysten rechnen mit Aufholjagd ab Jahresmitte
Dennoch geben sich Marktbeobachter nicht pessimistisch. Samsung hat selbst angekündigt, in der 2. Jahreshälfte mit verbesserten HBM-Chips aufzuwarten. Gelingt dieser Technologiesprung, könnte das Unternehmen im Wettbewerb um die KI-Zulieferung wieder an Boden gutmachen – vorausgesetzt, die großen Kunden setzen weiterhin auf eine diversifizierte Lieferkette.
Unklare Führung nach plötzlichem Todesfall
Neben der Geschäftsentwicklung bewegt auch ein personeller Umbruch den Konzern: Nach dem überraschenden Tod des Co-CEOs Han Jong-hee steht die Führungsstruktur von Samsung zur Disposition. Han war für die Unterhaltungselektronik- und Smartphonesparte verantwortlich, ein Interimschef wurde zwar benannt, eine Entscheidung über die künftige Doppelspitze steht jedoch noch aus.
Fazit
Samsung liefert zum Jahresauftakt starke Zahlen, doch das Unternehmen steht vor einem strategisch wichtigen Halbjahr: Es muss zeigen, dass es den Rückstand bei KI-Speicherchips aufholen kann – und dass es auch in einer sich verändernden geopolitischen Lage handlungsfähig bleibt. Der Markt honoriert zunächst die stabile Basis – die wirklich entscheidenden Schritte könnten aber noch bevorstehen.