Die jüngste Quartalsbilanz des Online-Bildungsdienstleisters Stride (NYSE: LRN) für das 3. Quartal 2025 hat eine scharfe Diskrepanz zwischen übertroffenen Ist-Zahlen und einem zutiefst enttäuschenden Ausblick offengelegt. Trotz eines soliden Quartalsberichts reagierte der Markt mit Panik: Die Aktie stürzte unmittelbar nach Bekanntgabe um über 35 % ab.
Stride trotzt Erwartungen beim Gewinn, fällt aber beim Ausblick durch
Auf der Habenseite überzeugte Stride mit einem Umsatzwachstum von 12,7 % im Jahresvergleich, was zu Gesamteinnahmen von 620,9 Mio. USD führte. Diese Zahl übertraf die Konsensschätzungen der Wall Street minimal. Auch die Rentabilität glänzte: Der Non-GAAP-Gewinn pro Aktie lag mit 1,52 USD signifikant über den Erwartungen der Analysten und übertraf den Konsens um 20,4 %.
Die eklatante Schwachstelle lag jedoch in den Zukunftsprognosen des Managements. Die Umsatzprognose für das unmittelbar folgende Quartal in Höhe von 630 Mio. USD enttäuschte Investoren zutiefst, da sie unter den Konsensschätzungen lag. Darüber hinaus verfehlte die Gesamtjahresumsatzprognose die Erwartungen, was die Bedenken hinsichtlich einer fundamentalen Wachstumsverlangsamung bestätigte. Das Management signalisiert für das nächste Quartal lediglich einen Umsatzzuwachs von 7,3 % im Jahresvergleich, was eine deutliche Abkühlung der Dynamik darstellt. Im kommenden Jahr möchte man jedoch wieder zu alten Wachstumsraten zurückkehren.
Die Anzahl der Einschreibung lag unter den Erwartungen des Managements
CEO James Rhyu berichtete, dass das Unternehmen das zuvor prognostizierte Wachstum der Einschreibungen von 10 bis 15 % erreicht habe, merkte jedoch an, dass es "unsere internen Erwartungen weiterhin verfehlt". Rhyu führte dieses Defizit auf die Entscheidung zurück, "in die Modernisierung unserer Lern- und Technologieplattformen mit branchenführenden Drittanbieterplattformen zu investieren", was zu Implementierungsschwierigkeiten geführt habe. Er präzisierte: "Die Implementierungen verliefen nicht so reibungslos wie erwartet" und räumte höhere Abbruch- und niedrigere Konversionsraten als Folge ein. Er schätzte, dass "diese Faktoren zu etwa 10.000 bis 15.000 weniger Einschreibungen geführt haben, als wir sonst hätten erreichen können", und warnte, dass "diese Herausforderungen unser Einschreibungswachstum im laufenden Jahr voraussichtlich einschränken werden".
Das Ende einer Ära? Stride's beeindruckendes Wachstum wird durch revidierte Prognosen in Frage gestellt
Um das Ausmaß der Enttäuschung zu verstehen, muss man die historische Wachstumsdynamik von Stride betrachten, einem mittelständischen Unternehmen im EdTech-Sektor. Mit einem Umsatz von 2,48 Mrd. USD über die letzten zwölf Monate profitiert Stride von einer kleineren Umsatzbasis, die in der Vergangenheit überdurchschnittliche Wachstumsraten ermöglichte. Die Umsätze des Unternehmens wuchsen in den letzten fünf Jahren mit einer beeindruckenden durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 16,5 %, was die starke Nachfrage im Bildungsdienstleistungssektor unterstreicht.
Zwar lag das annualisierte Wachstum der letzten zwei Jahre mit 14,4 % etwas darunter, was bereits eine leichte Verlangsamung andeutete, doch deuteten die Ergebnisse weiterhin auf eine gesunde Geschäftsentwicklung hin. Die nun revidierte und gesenkte Prognose für das kommende Quartal und das Gesamtjahr setzt diese Verlangsamung jedoch in ein deutlich negativeres Licht und veranlasst den Markt zu einer Neubewertung der Wachstumsaussichten.
Stride überzeugt mit starker Profitabilität: Betriebsmarge und EPS belegen steigende Unternehmenseffizienz
Die Ertragsseite zeigt eine starke operative Effizienz. Die Betriebsmarge, ein Schlüsselindikator für die Profitabilität des Kerngeschäfts, lag in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt bei 11,3 %, was über dem Branchendurchschnitt liegt. Besonders hervorzuheben ist, dass Stride dank seines Umsatzwachstums einen signifikanten operativen Hebeleffekt nutzen konnte: Die Betriebsmarge verbesserte sich in den letzten fünf Jahren um beachtliche 9,6 Prozentpunkte. Im aktuellen Quartal setzte sich dieser Trend fort, wobei die Marge auf 11,1 % stieg, ein Plus von 2,5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr, was eine weitere Steigerung der Unternehmenseffizienz belegt.
Diese operative Stärke schlägt sich direkt in den Gewinnen nieder: Der Gewinn pro Aktie wuchs in den letzten fünf Jahren mit einer astronomischen CAGR von 46,6 %, weit über dem Umsatzwachstum. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Unternehmen mit der Expansion nicht nur gewachsen ist, sondern auch fundamental profitabler wurde. Mit einem bereinigten EPS von 1,52 USD in Q3, das die Erwartungen deutlich übertraf, demonstrierte Stride eine starke und stabile Ertragskraft, die sich auch im zweijährigen EPS-Wachstum von 47,6 % widerspiegelt. Die Wall Street erwartet für die kommenden zwölf Monate ein weiteres Wachstum des Gesamtjahres-EPS auf 7,86 USD, was einem Anstieg von 16,9 % entsprechen würde.
Buy-the-Dip-Gelegenheit? Stride's massive Korrektur stellt langfristige Qualität auf die Probe
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Stride lieferte ein qualitativ hochwertiges Quartal ab, in dem sowohl Umsatz als auch Gewinn pro Aktie die Schätzungen übertrafen. Die historische Geschäftsqualität ist durch eine überdurchschnittliche Wachstumsrate und eine exzellente Verbesserung der Margen belegt.
Der Kurseinbruch von mittlerweile über 40 % ist fast ausschließlich auf die gesenkte Umsatzprognose und den daraus resultierenden Pessimismus hinsichtlich der zukünftigen Wachstumsdynamik zurückzuführen. Die Anleger bewerten die Unsicherheit über die zukünftige Nachfrage und das abnehmende Wachstumspotenzial höher als die aktuellen operativen Erfolge. Die Entscheidung, in Stride zu investieren, hängt nun weniger von den Ereignissen des letzten Quartals als vielmehr von einer sorgfältigen Neubewertung der langfristigen Wachstumsaussichten und der daraus resultierenden attraktiven Bewertung nach dem Kurseinbruch ab.








