UnitedHealth beschleunigt seinen Rückzug aus Südamerika. Nachdem sich der Konzern bereits 2023 aus Brasilien und im März 2025 aus Peru zurückgezogen hat, steht nun auch der Verkauf der Tochter Banmédica an. Das Unternehmen betreibt in Chile und Kolumbien Krankenversicherungen und medizinische Einrichtungen. Vier Interessenten haben laut Insidern unverbindliche Gebote abgegeben, darunter zwei Private-Equity-Firmen sowie Christus Health (Texas) und der peruanische Gesundheitsanbieter Auna. Der Deal könnte noch im Sommer abgeschlossen werden – mit einem erwarteten Verkaufserlös von bis zu 1 Mrd. USD.
Die Lateinamerika-Strategie endet im Milliardenverlust
Die Lateinamerika-Expansion, die 2012 mit dem Zukauf des brasilianischen Versicherers Amil begann und 2018 mit dem Kauf von Banmédica fortgesetzt wurde, hat sich für UnitedHealth als kostspielig erwiesen. Politische Instabilität, hohe Betriebskosten und Integrationsprobleme führten dazu, dass sich die Auslandsmärkte nicht wie erhofft entwickelten. Der Ausstieg aus Brasilien verursachte einen Verlust von 7,1 Mrd. USD, der aus Peru weitere 1,2 Mrd. Zusammengenommen belaufen sich die Verluste der Region auf rund 8,3 Mrd. USD – ein strategischer Fehlschlag mit schwerwiegenden Folgen.
Die Quartalszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück
Auch im US-Kerngeschäft zeigt sich Handlungsbedarf. Im 1. Quartal 2025 lag der Umsatz bei 109,6 Mrd. USD, der operative Gewinn bei 9,1 Mrd. USD. Der Gewinn je Aktie fiel mit 6,85 USD schwächer aus als erwartet. Zudem stieg die medizinische Kostenquote auf 84,8 %. Als Folge senkte UnitedHealth seine Jahresprognose deutlich – von 29–30 USD auf 26–26,50 USD pro Aktie. Analysten und Investoren zeigten sich enttäuscht.
KI-Abrechnung und Optum Rx sollen Effizienz bringen
Gleichzeitig versucht der Konzern, mit Innovationen wieder Boden gut zu machen. In seiner Technologiesparte Optum setzt UnitedHealth verstärkt auf KI. Neue KI-gestützte Tools im Abrechnungsmanagement sollen die Produktivität um mehr als 20 % steigern. Auch das Apothekengeschäft Optum Rx wächst weiter: Die Zahl der abgewickelten Rezepttransaktionen stieg auf 408 Mio. gegenüber 395 Mio. im Vorjahresquartal.
Hemsley übernimmt nach dem Rücktritt von Witty
Der Druck auf das Management blieb dennoch hoch. Im Mai 2025 trat CEO Andrew Witty zurück. Ihm folgte Steve Hemsley, der bereits von 2006 bis 2017 an der Spitze stand. Er soll das Vertrauen der Aktionäre zurückgewinnen, die operative Steuerung stärken und den Fokus wieder klar auf das US-Geschäft richten. Zusätzlich läuft derzeit eine Untersuchung zu möglichen Unregelmäßigkeiten bei Medicare-Abrechnungen – ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
Führung setzt auf Vertrauen – und kauft Aktien
Ein starkes Signal kam dann auch aus dem Management: CEO Steve Hemsley kaufte am 16. Mai 86.700 Aktien im Wert von rund 25 Mio. USD, anschließend erwarb CFO John Rex nochmals Aktien im Wert von etwa 5 Mio. USD. Auch Direktoren wie Kristen Gil (3.700 Stück für über 1 Mio. USD) oder Timothy Flynn (1.533 Stück für knapp 0,5 Mio. USD) zogen nach. Das deutet auf große Zuversicht in eine Erholung hin.
Der Konzern richtet sich konsequent auf den US-Markt aus
Der Verkauf von Banmédica ist damit mehr als ein finanzieller Befreiungsschlag. Er steht symbolisch für den Strategiewechsel eines Konzerns, der sich nach Jahren riskanter Expansion wieder auf seine Stärken konzentriert. UnitedHealth verabschiedet sich von verlustreichen Auslandsmärkten – und richtet den Blick zurück auf den Heimatmarkt.