Der chinesische Elektroautohersteller XPeng hat mit seinen Zahlen für das 1. Quartal 2025 ein deutliches Zeichen an den Markt gesendet: Das Unternehmen befindet sich nicht nur auf Wachstumskurs, sondern scheint auch technologisch einen Schritt voraus zu sein – eine Einschätzung, die während der jüngsten Analystenkonferenz mehrfach unterstrichen wurde.
Beeindruckender Auftakt – erstmals Marktführer unter den EV-Start-ups
XPeng konnte im 1. Quartal 94.000 Fahrzeuge ausliefern, was einem Anstieg von über 330 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht und den höchsten Quartalswert in der Unternehmensgeschichte markiert.
Damit setzte sich das Unternehmen an die Spitze der aufstrebenden Elektroautomarken in China und überholte Wettbewerber wie Li Auto und Nio. CEO He Xiaopeng bezeichnete das Quartal als "historisch" und hob hervor, dass man in einer schwachen Branchensaison sowohl beim Volumen als auch bei der Bruttomarge neue Höchstwerte erzielt habe.
Während die Bruttomarge auf einen neuen Rekord von 15,6 % kletterte, halbierte sich der Nettoverlust im Vergleich zum Vorjahr – ein klarer Schritt in Richtung Profitabilität, die das Unternehmen für das 4. Quartal 2025 in Aussicht stellt.
Analysten zeigen sich positiv überrascht
Analysten hatten mit deutlich schwächeren Ergebnissen gerechnet. Morgan Stanley und JPMorgan lobten in ersten Stellungnahmen die verbesserte Kostenstruktur, die hohe Nachfrage nach neuen Modellen und den strategischen Fokus auf KI. Insbesondere die Einführung des günstigen, aber technologisch hochgerüsteten Modells "Mona M03 Max" wurde als potenzieller Gamechanger bezeichnet. XPeng bringe damit Funktionen wie KI-gestütztes Fahren erstmals in ein Preissegment unter 150.000 RMB – etwas, das bislang teuren Premiumfahrzeugen vorbehalten war.
KI als zentrales Wachstumsversprechen
Während viele Automobilkonzerne noch von Digitalisierung sprechen, scheint XPeng bereits im Zeitalter der KI angekommen. CEO He Xiaopeng präsentierte auf der Konferenz eine beeindruckende technologische Vision:
Mit dem eigens entwickelten Turing-Chip, der laut Unternehmensangaben bis zu siebenmal leistungsfähiger ist als gängige Automobilprozessoren, sowie einem 72 Mrd. Parameter umfassenden KI-Grundlagenmodell, sieht sich XPeng für die nächste Stufe des autonomen Fahrens gerüstet. Noch in diesem Jahr soll mit der Serienproduktion von Fahrzeugen mit Level-3-Autonomie begonnen werden – ein Ziel, das XPeng deutlich vor vielen etablierten Herstellern erreichen will.
Diese technologische Grundlage wird zudem genutzt, um XPengs drittes strategisches Wachstumsfeld zu erschließen: humanoide Roboter. Auf der Shanghai Auto Show stellte das Unternehmen bereits den Prototyp "Iron" vor. Die Serienproduktion der fünften Generation ist für 2026 geplant. Die verwendete Software-Architektur stammt dabei direkt aus dem automobilen Bereich – ein Beispiel dafür, wie stark XPeng auf Skalierbarkeit und Plattformdenken setzt.
Die Technologie dahinter stammt laut XPeng zu großen Teilen aus den hauseigenen Entwicklungsabteilungen, insbesondere aus der autonomen Fahrforschung. Derzeit wird das System "Hawkeye", das vollständig ohne LiDAR auskommt, in verschiedenen Fahrzeugmodellen eingesetzt. XPeng plant, bis Ende 2025 erste Modelle mit Level-3-Autonomie in Serienfertigung zu bringen – ein Meilenstein, den viele Wettbewerber erst deutlich später erreichen dürften.
Globalisierung und VW-Kooperation als zweite Wachstumsachse
Neben der technologischen Offensive forciert XPeng auch seine internationale Expansion. Bereits im 1. Quartal wurden über 30.000 Fahrzeuge ins Ausland geliefert, vor allem nach Europa und Südostasien. In der Analystenkonferenz wurde zudem deutlich, dass die Kooperation mit Volkswagen schneller voranschreitet als geplant. Erste gemeinsam entwickelte Modelle sollen bereits Anfang 2026 auf den Markt kommen.
Dr. Brian Gu, Präsident und stellvertretender Vorsitzender von XPeng, sprach von einer "stark beschleunigten Internationalisierung", die mittelfristig einen bedeutenden Beitrag zu Umsatz und Profitabilität leisten soll. Auch Strategien zur Kompensation der EU-Zölle auf chinesische Fahrzeuge wurden angedeutet – etwa durch lokale Fertigung oder modifizierte Modellvarianten.
Ausblick: Neue Modelle, neue Märkte – und ein Schritt zur Profitabilität
Für das 2. Quartal visiert XPeng erneut einen Auslieferungsrekord an und rechnet mit einem deutlichen Umsatzanstieg. Zwischen April und Juni erwartet das Unternehmen Erlöse zwischen 17,5 und 18,7 Mrd. RMB (rund 2,14 bis 2,29 Mrd. Euro) – spürbar über dem Marktkonsens von 17,3 Mrd. RMB (2,11 Mrd. Euro).
In der 2. Jahreshälfte sollen weitere Modelle folgen, darunter der neue G7 und eine überarbeitete Version des P7 als sportliches Luxusmodell. Besonders selbstbewusst äußerte sich das Management zur eigenen Marktpositionierung: XPeng strebe in allen Segmenten, in denen es vertreten sei, "mindestens eine Top-3-Platzierung" an.
Fazit:
XPeng ist weit mehr als ein weiterer EV-Hersteller aus China. Die konsequente Ausrichtung auf KI, die technologische Eigenständigkeit und das Tempo der internationalen Expansion machen das Unternehmen derzeit zu einem der spannendsten Player der Branche. Analysten sehen in 2025 das "Wendepunkt-Jahr" – mit Profitabilität in Reichweite und dem klaren Anspruch, technologische Standards neu zu definieren.