Ein außergewöhnlich starkes 3. Quartal hat bei der Allianz die Weichen neu gestellt. Obwohl das Umfeld derzeit von geopolitischen Risiken und volatilen Kapitalmärkten bestimmt ist, hebt der Versicherer seine Ziele für das Gesamtjahr an. Zwar hatte Finanzvorständin Marie-Claire Coste-Lepoutre noch im August zurückhaltend auf die Frage nach einer engeren Zielspanne reagiert. Nun jedoch legen die aktuellen Ergebnisse eine Neubewertung nahe. Analysten hatten das obere Ende der bisherigen Spanne bereits seit Monaten im Blick und Stimmen wie Philip Kett vom Analysehaus Jefferies bezeichnen den aktualisierten Ausblick als "folgerichtig und überzeugend".
Aktie gehört heute zu den stärksten Werten im DAX
Am Kapitalmarkt folgte die Reaktion prompt. Die Allianz-Aktie gehörte am Freitagvormittag zu den Anführern im Dax. Das im Februar gestartete Aktienrückkaufprogramm über bis zu 2 Mrd. Euro ist seit September vollständig abgeschlossen. Dieser konsequent durchgeführte Schritt dient Marktbeobachtern als ein Beleg für eine konsequente Kapitalallokation. Ein neues Programm hat der Konzern bislang nicht in Aussicht gestellt.
Allianz profitiert überdurchschnittlich von schadenarmem Verlauf im 3. Quartal
Operativ dominiert vor allem das Schaden- und Unfallgeschäft. Der Gewinn stieg im 3. Quartal um 22 % auf rund 2,4 Mrd. Euro, was maßgeblich auf einen außergewöhnlich schadenarmen Verlauf zurückzuführen ist. Größere Naturkatastrophen blieben aus. Diesen Vorteil spürte zwar die gesamte Branche, doch brachte er die Allianz überdurchschnittlich nach vorn. Die Schaden-Kosten-Quote sank auf 91,1 %. Wenn die Quote unter 100 % liegt, gilt das Geschäft als profitabel. Zugleich wuchs das gesamte Geschäftsvolumen, getragen von allen Segmenten, um 5,2 %. Insbesondere Allianz Partners legte bedeutend zu und bestätigte die hohe Nachfrage nach internationalen Assistance- und Serviceleistungen.
Pimco und Allianz Global konnten zusammen 51 Mrd. Euro an Mittelzuflüssen verbuchen
Im Bereich Leben und Gesundheit zeigt sich ein robustes, aber heterogenes Bild. Der operative Gewinn lag im 3. Quartal bei 1,4 Mrd. Euro und damit leicht über den Erwartungen. Die Neugeschäftsmarge von 5,9 % ist ein starker Wert in einem Markt mit zunehmender regulatorischer und wettbewerblicher Komplexität. Der Rückgang des Barwerts der Neugeschäftsbeiträge auf 17,9 Mrd. Euro (- 8,1 %) ist vor allem auf den Verkauf der Beteiligung Unicredit Allianz Vita zurückzuführen. Im Asset Management profitierte der Konzern von höheren erfolgsabhängigen Gebühren. Pimco und Allianz Global Investors erzielten gemeinsam Nettozuflüsse von 51 Mrd. Euro. Dies kann als Vertrauensbeweis institutioneller Investoren gewertet werden.
Die Allianz versteht Produktinnovation zunehmend als eigenen Ertragstreiber
Die hochdynamische Entwicklung neuer Produkte ist für die Allianz nicht nur eine Reaktion auf einen sich wandelnden Markt, sondern der Schlüssel, um das Wachstumstempo weiter zu forcieren. So ist es nur folgerichtig, dass der Konzern seine digitalen Vorsorge- und Versicherungslösungen erweitert, modulare Policen im Schaden- und Unfallbereich skaliert und international das Angebot an Reise-, Mobilitäts- und Cyberversicherungen ausbaut. Besonders Allianz Partners gewinnt damit weiter an Dynamik.
In den ersten neun Monaten kletterte der Gewinn um 10,5 % nach oben
Die bisherigen neun Monate zeichnen ein kohärentes Gesamtbild. Das Geschäftsvolumen stieg um 8,5 % auf 141,2 Mrd. Euro, der Nettogewinn kletterte um 10,5 % auf 8,4 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis des 3. Quartals belief sich auf 4,4 Mrd. Euro – ein Plus von 12,6 % und rund 3 % über den Erwartungen. Auch Wettbewerber wie Talanx, Hannover Rück, Generali und Zurich meldeten zuletzt starke Zahlen, gestützt durch geringe Großschäden. Doch die Allianz setzt mit ihrem Tempo und der Prognoseanhebung eine deutlich sichtbare Marke.
Fazit
Die Allianz verbindet eine starke Entwicklung im Schaden- und Unfallgeschäft sowie hohe Mittelzuflüsse im Asset Management mit einer spürbaren Ausweitung digitaler Vorsorge-, Mobilitäts- und Cyberangebote. Die Kombination aus solider operativer Ertragskraft, einer weiter verbesserten Schaden-Kosten-Quote und einer wachsenden Nachfrage nach internationalen Assistance-Services erklärt, warum der Konzern seine Prognose auf bis zu 17,5 Mrd. Euro angehoben hat. Somit stützt die Allianz ihre höheren Erwartungen nicht nur auf außergewöhnlich schadenarme Monate, sondern auch auf ein spürbar breiteres und technologisch erneuertes Produktportfolio, das sich in mehreren Geschäftsbereichen bereits auszahlt.






