Am Freitag, den 22. August 2025 schloss der Chipgigant Intel einen milliardenschweren Deal mit der US-Regierung ab, über den nun weitere Details bekanntgegeben wurden. Das Handelsministerium (Department of Commerce, DOC) erwirbt über mehrere Tranchen knapp 9 % der Intel-Aktien – mit Optionen auf bis zu 13,3 %. Das Ziel ist klar: den strategischen Ausbau der Chip-Produktion in den USA sichern und die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern reduzieren.
Der Deal im Überblick
Der Einstieg der Regierung erfolgt in mehreren Schritten:
Tranche 1 – Sofortzahlung
Die USA investieren 5,7 Mrd. USD für 275 Mio. neue Intel-Aktien zu einem Stückpreis von 20,74 USD.
Tranche 2 – Militärprojekt "Secure Enclave"
Weitere 159 Mio. Aktien im Wert von 3,2 Mrd. USD sind an Zahlungen für ein sensibles Verteidigungsprojekt gekoppelt.
Tranche 3 – Warrants
Hinzu kommen 241 Mio. Optionsrechte ("Warrants"), die in Aktien zu 20 USD je Stück gewandelt werden können – allerdings nur, wenn Intels Anteil an seiner Foundry-Sparte unter 51 % fällt.
Zusammen genommen ergibt sich zunächst ein Regierungsanteil von rund 9 % am Unternehmen. Werden die Warrants eingelöst, könnte der Anteil auf 13,3 % steigen – eine beträchtliche Verwässerung für bestehende Aktionäre.
Verkaufssperre – aber nicht für immer
Die Regierung muss ihre Anteile mindestens ein Jahr lang halten. Ab August 2026 wären Verkäufe in "breit syndizierten Angeboten" möglich.
Analysten bewerten dieses Risiko jedoch als überschaubar:
"Das ist ein strategisches Investment, kein schneller Spekulationsdeal", so ein Analyst von BMO Capital. "Ein abruptes Aussteigen wäre politisch und markttechnisch unklug.
Positive Effekte: Liquidität und Planungssicherheit
Für Intel ist der Deal kurzfristig ein Segen. Die neuen Mittel verbessern die Liquidität und verschaffen dem Konzern mehr Spielraum bei Investitionen, insbesondere in die strategisch wichtige Foundry-Sparte. Zudem entfallen frühere Auflagen, die an ein Megaprojekt in Ohio gebunden waren, das auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.
Die Börse reagierte prompt: In den zwei Tagen nach Bekanntwerden des Deals stieg die Aktie um 6,8 % auf 25,10 USD – rund 23 % über dem Preis, den die US-Regierung pro Aktie zahlt.
Die Kehrseiten des Deals
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten:
Verwässerung: Die Ausgabe von mehr als 400 Mio. neuen Aktien senkt den Gewinn pro Aktie (EPS) und schmälert den Anteil bestehender Investoren.
Politische Risiken: Intel warnt selbst, dass die neue Eigentümerstruktur das Auslandsgeschäft beeinträchtigen könnte – immerhin stammen rund 76 % des Umsatzes aus internationalen Märkten, darunter fast 30 % aus China.
Zukunftige Fördermittel: Es besteht Unsicherheit, ob andere Regierungen oder Förderprogramme in Zukunft zögern, Intel finanziell zu unterstützen.
Überhangrisiko ab 2026: Wenn die Verkaufssperre endet, könnte ein massiver Abverkauf den Kurs belasten.
Strategische Bedeutung: Druck auf die Foundry-Strategie
Besonders interessant sind die Warrants. Sie verhindern faktisch, dass Intel seine Foundry-Sparte in absehbarer Zeit ausgliedert oder stark reduziert. Der US-Staat hat damit ein strategisches Mitspracherecht – was Investoren, die auf einen "Spin-off" spekulierten, eher skeptisch stimmen dürfte.
Fazit für Anleger
Der Deal ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bringt er Intel dringend benötigte Mittel, um den Rückstand im Chip-Geschäft aufzuholen und den ambitionierten Ausbau der Foundry-Sparte voranzutreiben. Andererseits drohen mittelfristig Verwässerung, politischer Gegenwind und Kursdruck, sobald die Regierung ihre Anteile veräußern darf.
Für langfristig orientierte Anleger könnte der Deal dennoch interessant sein – vorausgesetzt, Intel nutzt die zusätzlichen Milliarden effizient, um technologische und produktionstechnische Lücken zu schließen.