OpenAI betritt mit der neuen Sora-App die Bühne der KI-Videotechnologie und will das Erzeugen von bewegten Bildern grundlegend verändern: Aus simplen Texteingaben entstehen in Sekundenschnelle realistisch wirkende Kurzvideos mit synchroner Sprachausgabe, Geräuschen und physikalisch glaubwürdiger Bewegung. Optional lassen sich das eigene Gesicht oder die Stimme integrieren. Dieses Feature macht die App besonders in sozialen Kontexten interessant. Damit zielt OpenAI darauf ab, Videokreation, Kreativität und soziale Medien neu zu verknüpfen.
In Rekordzeit auf Platz 1 im App Store
Nur wenige Tage nach dem Start katapultierte sich Sora auf Platz Nr. 1 im Apple App Store unter den kostenlosen Anwendungen. Die App erschien am vergangenen Dienstag und erreichte bereits am Freitag den Spitzenplatz. Die Kombination aus einfacher Bedienung, Remix-Funktionen und Einladungssystem trug wesentlich dazu bei, dass Millionen Nutzer das Angebot binnen kürzester Zeit entdeckten.
Meta gerät unter Druck
Aus Sicht von Meta sind die Implikationen massiv: Sora konkurriert direkt mit Funktionen wie Reels oder dem kürzlich eingeführten "Vibes" in der Meta AI App, weil sie Inhalte ganz neu durch KI statt durch Hochladen bestehender Videos erzeugt. Analysten sehen darin eine potenzielle Disruption, da Experten die Angebote von Meta für weniger innovativ und leistungsfähig als Sora halten. Die Marktreaktion war unmittelbar: Der Aktienkurs von Meta fiel um rund 1,2 %.
Urheberrechtliche Kontroversen rund um Markenfiguren, Opt-Out und Deepfake-Regeln
In der Praxis wird schnell deutlich, dass viele Nutzer Sora unmittelbar einsetzen, um populäre Markenfiguren einzubauen. So setzten sie zum Beispiel sich selbst mit Darth Vader ins Bild oder sie ließen SpongeBob in politisch provozierende Rollen schlüpfen. In zahlreichen Videos tauchten klar geschützte Charaktere wie die Simpsons oder James Bond auf, häufig in satirischen oder kontroversen Kontexten. OpenAI reagierte auf diese Praxis mit dem Hinweis, Rechteinhaber könnten per Opt-Out-Verfahren ihre Figuren aus dem System entfernen lassen – doch Kritiker warnen, dass eine solche Herangehensweise in vielen Ländern nicht mit geltendem Urheberrecht vereinbar ist. Das Fehlen verpflichtender Kennzeichnungspflichten für KI-erzeugte Videos wirft in Europa zudem rechtlichen Zündstoff auf. Die EU schreibt nämlich ausdrücklich vor, Deepfake-Inhalte klar als künstlich generiert zu kennzeichnen.
Milliardeninvestitionen sichern OpenAIs Expansionskurs
Die Geschäftszahlen von OpenAI verschaffen dem Unternehmen das nötige Fundament, um in den Wettbewerb einzutreten. Im 1. Halbjahr 2025 erzielte OpenAI einen Umsatz von etwa 4,3 Mrd. USD – dies entspricht einem Wachstum von rund 16 % gegenüber dem Gesamtumsatz des Vorjahres. Unterdessen verbrannte das Unternehmen rund 2,5 Mrd. USD an liquiden Mitteln, was vor allem auf hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung zurückzuführen ist. Am Ende des Berichtszeitraums verfügte OpenAI über liquide Mittel und Wertpapiere in Höhe von rund 17,5 Mrd. USD. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen einen Umsatz von 13 Mrd. USD an.
Sora verändert das Kräfteverhältnis im KI-Markt
Die Markteroberung durch Sora ist nicht bloß eine technologische Sensation, sondern eine strategische Manifestation von OpenAIs Ambitionen. Mit soliden finanziellen Ressourcen und viraler Dynamik befindet sich OpenAI in einer optimalen Ausgangsposition, Sora als Kernprodukt zu etablieren und traditionelle Plattformketten in ihrer Rolle als Inhaltsverteiler zu verschieben. Die Ära KI-generierter Videos hat gerade erst begonnen.