Saab hat mit der kolumbianischen Regierung einen Vertrag über die Lieferung von 17 Kampfjets des Typs Gripen geschlossen. Die Vereinbarung wurde nach zweitägigen Verhandlungen unterzeichnet und markiert das Ende eines Auswahlprozesses, den Bogotá im Jahr 2023 eingeleitet hatte. Ziel ist die Modernisierung der Luftverteidigung und der Ersatz der alternden Kfir-Flotte. Präsident Gustavo Petro hatte das Projekt priorisiert. Nun ist der erste Beschaffungsbeschluss gefallen.
Der Gripen ist für eine ständige Weiterentwicklung konstruiert
Kolumbien hatte im Vorfeld Angebote von Lockheed Martin (F-16) und Dassault (Rafale) geprüft. Im April fiel die Entscheidung zugunsten des Gripen E/F, im Oktober folgte die Bestätigung der Finanzierungsstruktur. Saab erklärt dazu, der Gripen sei "darauf ausgelegt, fortgeschrittenen Bedrohungen zu begegnen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln". Die Auslieferung soll im 1. Halbjahr 2027 beginnen. Kolumbien nutzt die Übergangszeit für die Anpassung seiner Infrastruktur, die Schulung von Piloten und Technikern sowie die Integration der Avionik in bestehende Systeme.
Selbst unbefestigte Start- und Landestrecken meistert der Gripen ohne Schwierigkeiten
Aus Sicht der kolumbianischen Streitkräfte sind Robustheit und Flexibilität entscheidend. Nach General Francisco Forero, dem früheren Kommandeur des Unterstützungskommandos der kolumbianischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte, bietet der Gripen "erhebliche Vorteile in Bezug auf Elektronik, Radar und Vielseitigkeit" und könne selbst auf unbefestigten Start- und Landestrecken betrieben werden. Ebenso wichtig ist die Kompatibilität mit bestehenden Luftbetankungssystemen, da Kolumbien in weiten Teilen des Landes mit großen Reichweiten kalkulieren muss.
Eine komplette Wiederbewaffnung und Betankung ist in 10 Minuten möglich
Die technischen Parameter des Gripen decken die Anforderungen der kolumbianischen Luftwaffe ab. Die Plattform verfügt über eine operative Reichweite von rund 3.500 Kilometern bei Nutzung von Luftbetankung und kann binnen etwa zehn Minuten wieder bewaffnet und betankt werden. Ein kompletter Triebwerkswechsel ist in rund einer Stunde möglich. Das Flugzeug ist für Luft-Luft-, Luft-Boden- und ISR-Missionen ausgelegt. Zudem verweist die kolumbianische Regierung auf erwartbar niedrigere Lebenszykluskosten sowie planbare Wartungs- und Logistikstrukturen.
Der Deal reduziert Kolumbiens Abhängigkeit von den USA
Mit dem Erwerb der Gripen-Flotte verringert Kolumbien seine Abhängigkeit von US-Systemen und stärkt seine strategische Autonomie. Das Land orientiert sich zugleich stärker an Brasilien, das die gleiche Plattform einsetzt. Der nun geschlossene Vertrag umfasst nicht nur die Flugzeuge selbst, sondern auch Bewaffnung, operative Unterstützung, Logistikelemente und ein Infrastrukturpaket. Daraus ergibt sich ein langfristig angelegtes Modernisierungsvorhaben, das die Einsatzfähigkeit der kolumbianischen Luftwaffe nachhaltig erhöhen dürfte.
Saab arbeitet am Verbundbetrieb mit unbemannten Systemen
Parallel treibt Saab mehrere Fortentwicklungen des Gripen-Systems voran. Dazu zählen erweiterte passive und aktive Sensorverbünde, modernisierte Datenlink-Standards für den Verbundbetrieb mit unbemannten Systemen sowie neue Luft-Boden-Waffenkonfigurationen. Die Missionssoftware wird in kurzen Zyklen aktualisiert, um Datenverarbeitung und taktische Reaktionsfähigkeit zu verbessern.
Die Jahresprognose wurde angehoben, erwartet wird ein Umsatzwachstum von 16 bis 20 %
Im 1. Quartal 2025 erzielte der Konzern einen Umsatz von SEK 15.792 Mio. (rund 1.440 Mio. Euro), was einem organischen Wachstum von 11 % entspricht. Das EBIT lag bei SEK 1.454 Mio. (etwa 132 Mio. Euro). Im 2. Quartal 2025 erhöhte Saab den Umsatz auf SEK 19.786 Mio. (rund 1.801 Mio. Euro), getragen von einem organischen Wachstum von 32 %. Die EBIT-Marge belief sich auf rund 10 %. Das Unternehmen steigerte seine Jahresprognose und erwartet nun ein organisches Umsatzwachstum von 16 bis 20 %.
Fazit
Der Vertrag mit Kolumbien erweitert Saabs internationalen Auftragsbestand und erhöht die Auslastung im Gripen-Programm. Für Kolumbien markiert die Beschaffung den Übergang von der technisch überholten Kfir-Flotte zu einer Plattform mit größerer Reichweite, kürzeren Wartungszyklen und geringeren Betriebskosten. Mit den Lieferungen ab dem 1. Halbjahr 2027 und dem zugehörigen Logistik- und Infrastrukturpaket entsteht eine belastbare Grundlage für einen langfristig planbaren Betrieb. Die Aktie von Saab steigt im heutigen Tagesverlauf um mehr als 7 %. Dies beweist die positive Bewertung des kolumbianischen Auftrags seitens des Kapitalmarktes.






