SoftBank bringt die Ernte einer seiner erfolgreichsten Wetten der vergangenen Jahre ein: Der japanische Technologieinvestor hat seine gesamte Beteiligung am US-Chipriesen NVIDIA veräußert und dabei einen Milliardengewinn erzielt. Mit dem Verkauf im Volumen von rund 5,0 Mrd. Euro soll die expansive KI-Strategie des Konzerns einen zusätzlichen Schub erfahren. Hintergrund ist eine breiter angelegte Neuausrichtung von SoftBank. Nach Jahren als globaler Finanzinvestor bündelt das Unternehmen Kapital für KI-Plattformen, Rechenzentrums-Infrastruktur und Beteiligungen. Analysten werten den Ausstieg aus NVIDIA als Kapitalrotation. Gewinne aus hochbewerteten Positionen werden in wachstumsstärkere KI-Felder gelenkt.
Son verhandelt mit TSMC und weiteren Partnern über gigantisches KI-Fertigungszentrum in Arizona
Firmengründer Masayoshi Son setzt seit geraumer Zeit auf die Chipbranche und investiert konsequent rund um das Thema KI. Die ambitionierten Pläne des 68-Jährigen haben eine Reihe von Großprojekten angestoßen – darunter den sogenannten "Stargate"-Rollout eines globalen Netzwerks leistungsstarker Rechenzentren sowie eine geplante Beteiligung von bis zu 30 Mrd. USD (rund 27 Mrd. Euro) an OpenAI. Darüber hinaus führt Son Gespräche mit dem taiwanischen Chiphersteller TSMC und weiteren Partnern über eine mögliche Beteiligung an einem KI-Fertigungszentrum in Arizona, das auf ein Gesamtvolumen von etwa 1 Bio. USD (rund 920 Mrd. Euro) geschätzt wird.
Allein in OpenAI hat SoftBank 18 Mrd. Euro investiert
Die ehrgeizige Expansion bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. SoftBank muss die Finanzierung der zahlreichen Initiativen sorgsam austarieren. Darunter fallen Investitionen in Höhe von rund 18 Mrd. Euro für OpenAI und weitere 6,0 Mrd. Euro für die geplante Übernahme des Chipdesigners Ampere Computing. Hinzu kommen Unsicherheiten rund um die hohen Bewertungen vieler KI-Unternehmen und die Frage, wer letztlich von den massiven Investitionen in Rechenzentren und Infrastruktur am stärksten profitieren wird.
OpenAI-Bewertung führt bei SoftBank zu deutlichem Gewinnsprung
Im 2. Quartal meldete die SoftBank Group einen Nettogewinn von 2,5 Bio. JPY (ca. 14,2 Mrd. Euro). Diese hohe Summe war primär durch Bewertungsgewinne im Umfeld der OpenAI-Beteiligung entstanden. "Es gibt verschiedene Meinungen, aber aus SoftBanks Sicht ist das Risiko, nicht zu investieren, größer als das Risiko, zu investieren", erklärte CFO Yoshimitsu Goto.
Mit "Crystal Intelligence" will SoftBank ein KI-Unternehmensangebot für den japanischen Markt lancieren
Gegenwärtig setzt SoftBank auf mehrere neue Initiativen. Gemeinsam mit OpenAI wurde am 5. November 2025 das Joint Venture "SB OAI Japan" gegründet, das unter der Marke "Crystal Intelligence" ab 2026 ein KI-Unternehmensangebot in Japan vermarkten soll. SoftBank selbst fungiert als Pilotkunde. Zusätzlich treibt der Konzern den Aufbau KI-optimierter Infrastruktur sowie Programme zur Förderung junger Unternehmen voran.
Im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025 stieg der Umsatz des Investmentbereiches um 24 %
Die aktuellen Geschäftszahlen des operativen Telekom- und Technologiekonzerns SoftBank Corp., einer Tochter der SoftBank Group, geben den Plänen Rückenwind: Im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025 lag der Nettogewinn bei 348,8 Mrd. JPY (ca. 2,0 Mrd. Euro). Der Anteil der Nicht-Telekom-Sparten am Umsatz stieg auf 63 %. Der Investmentbereich steigerte seinen Umsatz um 24 % auf 189,7 Mrd. JPY (ca. 1,1 Mrd. Euro), während das operative Ergebnis im Finanzgeschäft um 116 % zulegte.
Fazit
Der vollständige Ausstieg aus NVIDIA verschafft SoftBank zusätzliche Mittel für die beschleunigte Umsetzung seiner KI-Agenda. Solide operative Zahlen bei SoftBank Corp. und der Gewinnsprung bei der SoftBank Group verbreitern die finanzielle Basis der Muttergesellschaft. Strategisch steht SoftBank damit auf zwei Säulen. Das aktive Portfoliomanagement zur Kapitalfreisetzung ergänzt die ehrgeizigen Pläne von Masayoshi Son zum Aufbau eigener KI-Lösungen inklusive ihrer Infrastruktur.






